Sport: Gemeinsam stark
Wie sich 3 B in Europas Tischtennis-Finale kämpfte
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Berlin - Rainer Lotsch hatte vorsorglich Papier und Bleistift nach Frankreich mitgenommen. „Wir haben von Anfang an alles mitgezählt, auch die Bälle“, erzählt der Manager von 3 B Berlin. Nach einer 2:3-Hinspielniederlage im Halbfinale des ETTU-Pokals in eigener Halle ging es beim ALCL Grand Quevilly ins Rückspiel. Die Tischtennisspielerinnen von 3 B gewannen dort 3:2 und zogen mit insgesamt 21:19 Sätzen zum vierten Mal ins Finale ein. Über den Rückspielkrimi sagt Lotsch: „Das war das Highlight der vergangenen fünf Jahre.“
Dabei waren die vergangenen fünf Jahre keine erfolglose Zeit. 2002 gewann 3 B erstmals den ETTU-Pokal, vergleichbar mit dem Uefa-Cup im Fußball, und etablierte sich als Spitzenteam dieses Wettbewerbs. 2004 folgte der zweite Sieg, und als die Berlinerinnen im letzten Jahr wiederum das Finale erreichten, schien das Gesetz der Serie für den dritten Titel zu sprechen. Doch nach einer 0:3-Pleite im Hinspiel beim Homberger TS war das Finale schnell verloren.
Beim 3:2-Sieg in Frankreich stand Lotsch an der Spielbox und sah dem spannenden Match zu. Zwei Punkte von Berlins Nummer eins Song Ah Sim gegen Fang Xian Yi (3:1) und Xu Lin (3:0) sowie ein Sieg im fünften und letzten Spiel von Veronika Pavlovitch gegen Fang Xian Yi (3:1) sicherten die Finalteilnahme. Vor allem seine Spitzenspielerin hatte es Manager Lotsch angetan: „Song spielte wie von einem anderen Stern.“
Lotsch sieht sein Team insgesamt gereift. „Die Spielerinnen halten zusammen wie Pech und Schwefel“, sagt der Manager. Die Politik des Klubs zahlt sich aus: eine Mannschaft statt Einzelspielerinnen, auch wenn Tischtennis eine Individualsportart ist. Zudem leistet sich 3 B mit Irina Palina und Li Lin zwei Trainer, was eher unüblich ist. „Bei den Französinnen war kein Trainer anwesend, das ist sicher ein Nachteil beim Coachen“, sagt Lotsch. Im Endspiel trifft 3 B auf den spanischen Vertreter Fotoprix VIC, der sich gegen die Russinnen von Dalenergoset Proekt durchsetzen konnte. Wenn seine Spielerinnen gesund bleiben, sieht Lotsch sein Team leicht favorisiert.
Die Qualität von 3 B zeigt sich nicht nur im ETTU-Pokal. Nach einem 6:0 gestern beim SV Böblingen führt der Klub auch die Bundesliga an.
Jörg Petrasch
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