
Sport: Gemütlich an die Spitze
Arjen Robben wird nach einer Stunde eingewechselt und sichert den Bayern mit zwei Elfmetertoren das 4:1 gegen Bremen und die Tabellenführung.
Das Spiel war ein paar Minuten vorbei, aus den Lautsprechern plärrte schon die Bayern-Hymne, da brach plötzlich noch einmal Jubel los auf den Tribünen, so laut wie ein Torjubel. Auslöser war die Anzeigetafel, auf der der 1:1-Endstand zwischen Gladbach und Dortmund aufblinkte. Damit stand fest: Der FC Bayern ist wieder Tabellenführer der Fußball-Bundesliga. Denn die Münchner hatten zuvor Werder Bremen nach über weite Strecken dürftiger Leistung letztlich doch deutlich 4:1 (1:0) besiegt.
Überschwang löste das bei den Spielern des Rekordmeisters allerdings nicht aus: „Die Punkte, die wir vorher verloren haben, können wir trotzdem nicht mehr reinholen“, sagte Kapitän Philipp Lahm. „Jetzt müssen wir bis zur Winterpause noch nachlegen.“ Erst dann könne man eventuell ein mildes Urteil über die vergangenen Wochen fällen.
Für die Bayern ging es nicht nur darum, die dritte Niederlage in Serie zu vermeiden. Auch ein Unentschieden wäre nur schwer akzeptabel gewesen. Anfangs neutralisierten sich beide Mannschaften, weil sie äußerst darauf bedacht waren, stets die Kontrolle zu behalten. In der 22. Minute durchbrachen die Bayern das Patt. Nach einem abgewehrten Werder-Freistoß eroberte David Alaba den Ball und startete einen Konter. An der Mittellinie spielte er einen langen Querpass auf Franck Ribéry, der mit dem Ball in die Mitte zog, derweil Mario Gomez und Thomas Müller geschickt kreuzten. Weil Ribérys Gegenüber Clemens Fritz sich aufs Rückwärtslaufen konzentrierte, war es dem Franzosen ein leichtes, aus knapp 20 Metern ins Tor zu schießen.
Die Bayern drängten danach aber nicht auf ein weiteres Tor. Und den Bremern schien es ein Rätsel, wie dem Gastgeber beizukommen sei. Ihre gelegentlichen Versuche endeten meistens mit einem Fehlpass oder einem Irrläufer ins Seitenaus. „Wir waren ein dankbarer Gegner“, sagte Trainer Thomas Schaaf. Zudem bereicherten weder Marko Marin noch Marko Arnautovic noch Claudio Pizarro das Spiel um individuelle Akzente. Pizarro steuerte aber einen Tiefpunkt bei: Während eines Strafraumgerangels rammte er seinen Ellbogen auf den Solarplexus von Holger Badstuber. Die Aktion blieb ungesühnt.
Knapp sieben Minuten nach Wiederanpfiff rutschte Müller nur knapp an einer Freistoßflanke vorbei. Wie ärgerlich diese verpasste Torchance war, zeigte sich ein paar Augenblicke später. Denn die Bayern verschliefen den direkten Gegenangriff. Der eingewechselte Markus Rosenberg stand plötzlich an fast der gleichen Stelle wie in der ersten Hälfte Ribéry. Und weil er ähnlich wenig gestört wurde, schoss er den Ball ins selbe Eck wie zuvor Ribéry. „Es hat sich nicht so angefühlt, als könnte ein Gegentor fallen“, erinnerte sich Müller.
Die Bayern hatten es sich zu früh gemütlich gemacht. Jupp Heynckes reagierte auf den „ärgerlichen und wegen unserer Überzahl unnötigen“ Ausgleich mit einem Wechsel: Für Alaba kam Arjen Robben nach einer Stunde. Der Niederländer sollte es richten, mal wieder. Und das tat er, allerdings nicht so elegant wie sonst so oft, sondern ganz nüchtern per Elfmeter. Zuvor hatte Andreas Wolf Thomas Müller bei einem Torschuss behindert. Nun fiel die Bremer Abwehr auseinander. Nach einer vergebenen Großchance der Bayern folgte sogleich die nächste. Ribéry schnappte Gomez den Schuss zum 3:1 ins leere Tor weg.
Die Bremer sorgten für noch einen Tiefpunkt: Nach einem üblen und – laut Trainer Schaaf – „absolut dummen“ Tritt gegen Toni Kroos musste Aaron Hunt mit Rot vom Platz. Wenigstens war das nicht die letzte nennenswerte Aktion. Es gab noch einen Elfmeter für Bayern, auch diesen verwandelte Robben. Und bei Manchester City am Mittwoch – so stellte Heynckes in Aussicht – könnte Robben dann auch wieder von Beginn an spielen.