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Sport: Gewinnwarnung bei Rapid

Stefan Hermanns über das fränkische Finanzgenie Lothar Matthäus Lothar Matthäus hat als Fußballer eine Menge Geld verdient. Viel mehr vermutlich, als er selbst sich das bei seinem Einstieg ins Profigeschäft erhofft hatte.

Stefan Hermanns über das fränkische Finanzgenie Lothar Matthäus

Lothar Matthäus hat als Fußballer eine Menge Geld verdient. Viel mehr vermutlich, als er selbst sich das bei seinem Einstieg ins Profigeschäft erhofft hatte. Bevor Matthäus 1979 aus Herzogenaurach zu Borussia Mönchengladbach wechselte, hat er vorsichtshalber erst noch seine Lehre zum Raumausstatter beendet. Der Franke an sich ist eben ein solide denkender Zeitgenosse.

Vielleicht haben der Erfolg und das viele Geld Matthäus verändert, vielleicht fehlt ihm nach Jahren in den Metropolen dieser Welt inzwischen auch ein wenig die fränkische Bodenhaftung. Jedenfalls ist aktuellen Presseberichten zu entnehmen, dass Matthäus inzwischen wohl einen recht lockeren Umgang mit dem Geld pflegt. Der „Süddeutschen Zeitung“ hat er in der vorigen Woche einen verwegenen Anlagetipp gegeben: „Wenn ich investieren könnte wie in eine Aktie: Ich würde in Rapid investieren.“

Die Aktien des Traditionsklubs SK Rapid Wien wären im Moment günstiger zu haben als je zuvor. Allerdings gelten die Gewinnchancen auch nicht als besonders hoch, und das Finanzgenie Matthäus hat daran einen nicht unerheblichen Anteil. Seit knapp einem Jahr trainiert er den Klub, der in der Liga Platz acht belegt – von zehn Vereinen. Am Wochenende verlor Rapid gegen Austria Salzburg 1:6. „Ein Debakel wie nie zuvor“, erkannte die „Kronenzeitung“, wie eine Wirtshaustruppe sei die Mannschaft aufgetreten, schrieb der „Kurier“. Das muss man vermutlich auch, um gegen einen Gegner zu verlieren, der mit sieben Amateuren antritt.

Jedenfalls steht Matthäus jetzt wieder so da wie so oft in seiner Karriere: als der Blamierte. In diesem Fall aber ist das in hohem Maße unfair. Die Niederlage gegen Salzburg ist nämlich Teil eines geheimen Masterplans, den Matthäus in schwerer Zeit erdacht hat. Was kann er schon gewinnen, wenn er am Ende der Saison mit Rapid Vierter oder Sechster wird? Nichts. In seinem Heimatland, dessen Nationalelf Matthäus eines Tages übernehmen will, wird der österreichische Fußball ungefähr so ernst genommen wie ein Fünftligist in der ersten Runde des DFB-Pokals. Matthäus hat nur dann eine Chance auf öffentliche Anerkennung, wenn er den Verein im nächsten Jahr vom Abgrund an die Spitze führt. Diese Saison muss schon deshalb für Rapid mit einem Debakel enden, damit Matthäus in der kommenden wie der strahlende Held erscheinen kann.

Die Gewinnchance ist umso größer, je tiefer der Kurs im Keller steckt. Die Gefahr einer feindlichen Übernahme allerdings auch.

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