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Andy Murrays Traum von Olympia endet im Sande: „Tennis habe ich nie gemocht“
Der lange Kampf auf dem Sand, der Traum von einem letzten Olympia-Triumph und die Karriere eines ganz großen Sportlers.
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Am Ende konnte Andy Murray nur zuschauen, als sein Doppelpartner Dan Evans seinen Rückschlag etwas zu lang setzte und die Niederlage der Briten gegen die USA besiegelte. Damit war alles vorbei: Der lange Kampf auf dem Sand, der Traum von einem letzten Olympia-Triumph und die Karriere eines ganz großen Sportlers.
„Es hat sich gut angefühlt“, sagte Murray, nachdem er im Viertelfinale der Männer-Doppel sein letztes Spiel als Profi bestritten hatte. „Ich wusste seit ein paar Monaten, dass dieser Moment kommen würde und ich bin froh, dass ich mich hier bei den Olympischen Spielen nach meinen Vorstellungen verabschieden konnte.“
Das war typisch Murray. Untertrieben, unaufdringlich, trocken. In einer Sportart voller polierter Egos war er oft der leisere gewesen. Der Schotte, dessen monotone Sprachmelodie zu einem Running-Gag im britischen Fernsehen wurde. Das Jahrhunderttalent, das immer im Schatten des großen Tennis-Triumvirats von Federer, Nadal und Djokovic stand.
Mit seinen drei Grand-Slam-Titeln und acht verlorenen Finals war Murray jahrelang der Einzige, der der Dominanz der Big Three etwas entgegensetzen konnte. In einer anderen Ära – und mit ein bisschen weniger Verletzungspech – hätte er zweifellos viel mehr gewonnen.
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Dennoch gehörte er immer zu den ganz großen Tennis-Spielern und vor allem zu den wichtigsten britischen Sportlern seiner Generation. Mit seinem Sieg bei den US Open 2012 wurde er zum ersten britischen Mann seit Fred Perry im Jahre 1936, der einen Grand-Slam-Titel gewinnen konnte. Ein Jahr später gewann er auch auf dem heiligen Rasen von Wimbledon, und beendete damit den längsten Heimfluch der britischen Sportgeschichte.
Mit jenen Siegen spielte er sich auch in die Herzen der Briten. Zum Anfang seiner Karriere musste Murray gerade beim englischen Tennis-Establishment um seine Popularität kämpfen. Lange hieß es über ihn, dass er Brite sei, wenn er gewinne, aber Schotte, wenn er verliere. Spätestens nach dem Wimbledon-Sieg 2013 wurde er aber zum Nationalhelden. Diese Rolle spielte er auch souverän und scheute sich etwa nicht, bei kontroversen Themen wie Brexit oder der schottischen Unabhängigkeit Position zu nehmen.
Wie 2013 flossen auch am Donnerstag die Tränen, als Murray endlich von der großen Bühne abtrat. Auch, wenn er 2019 schon einmal zurückgetreten war, war dies ein kleines Erdbeben. Denn jetzt war es endgültig, das Ende einer Ära im britischen Sport. Murray nahm es aber mit typisch trockenem schottischem Humor: „Tennis“, schrieb er nach dem Spiel auf X, „habe ich sowieso nie gemocht”.
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