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Sport: Griff nach Gold

Nach der Pleite von Bormio hofft der DSV nun in Oberstdorf auf die Nordische WM

Berlin – Wenn man im Wintersport von Material spricht, geht es normalerweise um Skier, Schuhe, Anzüge, Helme oder Wachs. In den kommenden Tagen aber bekommt für den Deutschen Skiverband (DSV) ein ungewöhnlicheres Utensil eine große Bedeutung: das Fieberthermometer. Eines misst zurzeit in Lobenstein den Zustand von Axel Teichmann. „Er ist verschnupft und hat Halsschmerzen“, sagt Bundestrainer Jochen Behle. Das andere registriert das Fieber von Claudia Künzel. Die Körpertemperatur dieser beiden Langläufer ist für den deutschen Skiverband sehr wichtig.

Nach dem schwachen Abschneiden der deutschen Athleten bei der alpinen Ski-WM ruht die Hoffnung des Skiverbandes nun auf der nordischen Ski-WM (16. bis 27. Februar), die am kommenden Mittwoch in Oberstdorf eröffnet wird. Da wäre es natürlich nicht gut, wenn der Weltcupführende Axel Teichmann oder die Weltcupvierte Claudia Künzel krankheitsbedingt nicht teilnehmen könnten. Ohne die beiden konnten die deutschen Langläufer gestern bei der WM-Generalprobe in Reit im Winkl nur einen sechsten Platz durch Franz Göring erreichen. Dabei sind in Oberstdorf neben Erfolgen der Langläufer auch Medaillen der Nordischen Kombinierer um Ronny Ackermann fest eingeplant. Sogar von den Skispringern, die in den vergangenen drei Jahren nur wenige Erfolge feiern konnten, erwartet der Verband zwei Medaillen. Michael Uhrmann mit seinem zweiten Platz und die Mannschaft mit Platz drei haben nun in Pragelato gezeigt, dass dies nicht unrealistisch ist.

In der vorolympischen Saison wiegen die Ergebnisse bei den Weltmeisterschaften besonders schwer, weil sie Hinweise geben auf das zu erwartende Abschneiden bei den Olympischen Spielen 2006 . So gesehen darf man in Turin von den alpinen Skirennläufern nicht viel erhoffen. „Wir haben unser Ziel nicht erreicht“, sagte Damen-Bundestrainer Wolfgang Maier, „wir wollten eine Medaille gewinnen.“ Doch weder seine Damen noch die Herren konnten einen Erfolg in Bormio verzeichnen. Es ist bereits die zweite WM in Folge, bei der die deutschen Skifahrer nichts Greifbares nach Hause bringen. Allerdings hatten Maiers Läuferinnen auch viel Pech. Martina Ertl verpasste Bronze nur um vier Hundertstel, Monika Bergmann-Schmuderer schied nach Bestzeit im Slalom aus, zuvor waren ihr die Spezialskier geklaut worden. „Wir stehen unter einem schlechten Stern, aber egal, wir sind immer wieder aufgestanden“, sagte Maier.

Geht es nach dem Skiverband, müsste die sportliche Auferstehung schon bei der nordischen Ski-WM in Oberstdorf stattfinden. Das würde auch den Trend vergangener Jahre bestätigen: Die nordischen Disziplinen versprechen mehr Erfolge als die alpinen. Zum Beispiel der Nordische Kombinierer Ronny Ackermann, der im Gesamtweltcup gegenwärtig hinter seinem Dauerrivalen Hannu Manninen auf Rang zwei liegt. Ackermann ließ die Weltcuprennen an diesem Wochenende in Pragelato aus, und feilte in Ruhpolding an seiner Sprunghocke. „Das ist ein Problem von ein paar Zentimetern“, sagte Bundestrainer Hermann Weinbuch. Sprungtrainer Andi Bauer rechnet fest mit seinem Star. „Er wird bei der WM in Topform sein.“ Zumal Björn Kircheisen gestern mit seinem dritten Platz bewies, dass auch mit ihm bei der WM zu rechnen ist. „Wenn Kircheisen zehn Sekunden schneller als Manninen läuft, kann man nur den Hut ziehen“, sagte Bauer. Zudem siegte auch die Mannschaft am Freitag beim letzten WM-Test. Ohne Ronny Ackermann.

Die Chancen stehen also nicht schlecht, dass einige der 19 in Oberstdorf zu vergebenden Goldmedaillen an den Deutschen Skiverband gehen werden. Bei der WM vor zwei Jahren sammelte der Verband drei Gold- und fünf Silbermedaillen. Dieses Ergebnis soll in Oberstdorf übertroffen werden. Aber das hatte der Verband auch vor der alpinen Ski-WM in Bormio gesagt.

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