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Für Alexander Zverev und das deutsche Team hat es im Davis Cup wieder nicht gereicht.

© Reuters/Alessandro Garofalo

Große Chance im Davis Cup verpasst: Tennis-Deutschland muss weiter warten

Das Halbfinal-Aus gegen Spanien sorgt für riesige Ernüchterung. Auch mit Alexander Zverev geht das lange Warten auf den Sieg im Davis Cup weiter. Kommt jetzt der große Umbruch?

Von Jörg Soldwisch

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Der Urlaub auf den Malediven kommt für Alexander Zverev wie gerufen. Krank und mit einer letzten sportlichen Enttäuschung im Gepäck reist der deutsche Tennisstar ins Paradies unter Palmen, wo er die für ihn „unglaublich unbefriedigende“ Saison abhaken und wieder nach vorne blicken will. Die weißen Sandstrände und türkisfarbenen Lagunen dürften auch dabei helfen, den Frust über die verpasste Chance auf den ersten deutschen Triumph im Davis Cup seit 32 Jahren zu verarbeiten.

Ob eine so große Chance für das im Halbfinale gegen Spanien (1:2) gescheiterte und in die Jahre gekommene deutsche Team so schnell wieder kommt, ist fraglich – im Fall von Zverev ohnehin. Sein Comeback im prestigeträchtigen Mannschafts-Wettbewerb nach fast drei Jahren Pause zahlte sich nicht wirklich aus. Statt wie einst Boris Becker (1988, 1989) und Michael Stich (1993) mit dem deutschen Team die „hässlichste Salatschüssel der Welt“ (Becker) zu gewinnen, bereitete ihm das Endturnier in Bologna zusätzlichen Stress.

„Ich bin krank“, offenbarte der Weltranglistendritte nach seinem 7:6 (7:2), 7:6 (7:5)-Sieg gegen Jaume Munar. Damit hatte er Deutschlands Chancen auf den ersten Finaleinzug seit dem bislang letzten Triumph 1993 zunächst am Leben erhalten. „Unsere Mannschaft ist super“, sagte Zverev vor dem entscheidenden Doppel in einer Pressekonferenz, „deswegen möchte ich so schnell wie möglich fertig sein, dass ich wieder auf den Platz kann“.

Doch auch die Anfeuerungen des körperlich angeschlagenen Hamburgers in der ersten Zuschauerreihe nutzten nichts. Die sonst so verlässlichen Kevin Krawietz und Tim Pütz kassierten gegen Marcel Granollers und Pedro Martinez ihre erst zweite gemeinsame Davis-Cup-Niederlage – damit stand das deutsche Aus fest. Zum Auftakt hatte Jan-Lennard Struff gegen Pablo Carreno Busta gepatzt.

Das tut weh. Aber das wird uns jetzt nicht davon abhalten, dass wir es auch irgendwann mal gewinnen können. Wir werden auf jeden Fall angreifen.

Michael Kohlmann, Deutschlands Teamkapitän

„Das tut weh“, sagte Teamkapitän Michael Kohlmann. „Aber das wird uns jetzt nicht davon abhalten, dass wir es auch irgendwann mal gewinnen können. Wir werden auf jeden Fall angreifen.“ Im nächsten Jahr geht es zum Auftakt gegen Peru.

Auch Pütz (38) war weit davon entfernt, schon den Abgesang auf die Generation um ihn, Krawietz (33), Struff (35) und Yannick Hanfmann (34) anzustimmen. „Wir haben eine geile Mannschaft und klopfen seit sehr vielen Jahren irgendwie an die Tür“, sagte der Doppelspezialist dem ZDF. Es sei „nicht so dramatisch, dass da irgendeiner schon das Ende einer Ära sieht“.

32
Jahre liegt der letzte deutsche Triumph im Davis Cup zurück.

Doch zwischen den Zeilen hatte der 28-jährige Zverev genau das angedeutet. „Wir haben eine gute Mannschaft, aber wir haben ein Zeitlimit“, hatte er mit Blick auf die Altersstruktur im Team vor dem Turnier gesagt. In diesem Jahr standen die Chancen so gut wie lange nicht, weil Zverev als in der Weltrangliste mit Abstand bestplatzierteste Profi am Start war, während andere Topspieler wie Carlos Alcaraz und Jannik Sinner abgesagt hatten.

Trotzdem reichte es wieder nicht fürs Finale und den ganz großen Coup. Muss jetzt eine Verjüngung her? Kohlmann sieht dafür nicht den ganz großen Druck. Die Auswahl der Spieler habe „nichts mit Jung oder Alt zu tun, da geht es nach Qualität“, betonte der Teamkapitän.

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Der 18-jährige Justin Engel gilt als große Tennis-Hoffnung, bei seinem erfolgreichen Einstand im September gegen Japan wurde er zum zweitjüngsten deutschen Davis-Cup-Debütanten seit Becker. Auch andere Talente wie Diego Dedura (17) und Max Schönhaus (18) hat Kohlmann im Blick.

„Wenn die jungen Spieler die Leistungen zeigen, die sie jetzt auf anderen Ebenen schon gezeigt haben, dann werden sie mit Sicherheit auch in naher Zukunft Teil des Teams sein“, sagte er.

Und Zverev? Er ist ein Fan der Mannschaft („Liebe das Team“), aber nicht des Davis Cups in seiner aktuellen Form. Als „Showturnier“ hatte er ihn kürzlich bezeichnet. Er würde die besondere Atmosphäre der früheren Heim- und Auswärtsspiele sehr vermissen, so wie beim legendären Duell 2018 in der Stierkampfarena in Valencia gegen Spanien. „Weil diese Emotionen, die man da bekommen hat, die gab es früher nur beim Davis Cup“.

Ob er nach einer langen und kräftezehrenden Saison nochmal eine Woche dranhängt, um beim Endturnier für Deutschland zu starten, ist offen. Auch darüber dürfte Zverev unter Palmen auf den Malediven grübeln. (dpa)

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