
© Heiko Lingk
Stuten-Derby auf der Trabrennbahn Mariendorf: Größe ist nicht alles
Neben der Stute Riet Hazelaar sieht die Konkurrentin Sunset boulevard klein und zierlich wie ein Pony aus. Dennoch gab es in Mariendorf ein spannendes Rennen.
Stand:
Der eine ist elfmaliger deutscher Meister der Trabrennfahrer. Der andere ist der herausragende Sulkysportler der Niederlande. Michael Nimczyk (36) und Robin Bakker (39) galten als Topfavoriten für den Triumph im Stuten-Derbys, das am Samstag auf der Mariendorfer Bahn ausgetragen wurde und mit einem Rekordpreisgeld in Höhe von 141.000 Euro dotiert war. Insgesamt wurden bei der Veranstaltung sogar 325.000 Euro an die Bestplatzierten verteilt.
Doch nicht nur beide Fahrer – der Deutsche extrovertiert, der Holländer zurückhaltend – sind ganz unterschiedliche Typen. Sondern vor allem ihre Pferde könnten nicht verschiedener sein. Bakkers Stute Riet Hazelaar ist nämlich ein echtes Monster mit massigem Körper und 650 Kilogramm Gewicht, vollgepackt mit Muskelkraft. Nimczyks Stute Sunset boulevard wirkt im Vergleich fast klein und zierlich wie ein Pony.
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Auf den ersten Blick also ein Kampf wie David gegen Goliath. Doch Michael Nimczyk hatte im Vorfeld keinerlei Zweifel daran gelassen, dass es spannend werden würde. „Sie mag ja äußerlich unscheinbar sein. Aber vom Charakter her ist Sunset boulevard ein absolutes Ausnahmepferd. Die Stute besitzt einen unglaublichen Erfolgswillen!“, hatte er gesagt. Und genau das trat ein: Eine Runde vor dem Ziel stürmte die Riesin Riet Hazelaar an die Spitze – doch Sunset boulevard klebte wie ein Schatten an ihr. Ein dramatisches Finish begann. Mitte der Zielgeraden hatte die Angreiferin sogar schon für einen kurzen Moment die Führung übernommen. Doch Riet Hazelaar kämpfte sich zurück. Der Holländer Bakker fuhr als Sieger über die Ziellinie.
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Für Bakker, der am Sonntagabend in Mariendorf mit dem Hengst Usain Lobell auch beim 127. Deutschen Traber-Derby um 357.000 Euro Preisgeld als Favorit antreten wird, war der Triumph über seinen Gegenspieler Nimczyk ein weiterer Treffer in einer fantastischen Karriere. Dennoch muss er sich vor allem bei seinem Landsmann Dion Tesselaar (53) bedanken, der die Siegerstute trainiert.
Denn der hatte ihm die Fahrt überlassen. Der Hintergrund: Vor einigen Wochen hatte Tesselaar bei einem wichtigen Aufbaurennen für das Stuten-Derby Bakker sein Pferd anvertraut, da er aufgrund einer Zeitstrafe nicht selber starten durfte. Und diese Generalprobe hatte so gut geklappt, dass sich der Trainer entschloss, erneut zugunsten von Bakker zu verzichten. Eine noble Geste, die mit einem grandiosen Ergebnis belohnt wurde.
Heiko Lingk
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