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Denise Herrmann-Wick gewann bei der WM in Oberhof bereits zwei Medaillen.

© picture alliance/dpa/Martin Schutt

Gute Stimmung bei der Biathlon-WM: Die Party in Oberhof kennt keine Grenzen

Dass Denise Herrmann-Wick am Sonntag nach dem Sieg im Sprint auch die Silbermedaille in der Verfolgung gewann, sorgt für weitere Ekstase im Thüringer Wald.

Von Kristina Smirnov

Es ist 18:30 Uhr − noch eine knappe Stunde, bevor die Herrmann-Wick-Party auf der Medal Plaza im Kurpark steigt. Im Festzelt nebenan auf dem Stadtplatz nimmt die Party seit 12 Uhr ihren Lauf. DJ Charly heizt den Fans mit Schlagerhits wie „Was für eine geile Zeit“ so richtig ein. Eine, die sich an diese „Zeit“ lebenslang erinnern wird, ist die Sprint-Weltmeisterin von Oberhof, Denise Herrmann-Wick. An diesem Abend bekommt sie endlich ihre Goldmedaille überreicht.

Doch bevor sich die Fans aus dem Festzelt langsam in Richtung Siegerehrung bewegen, laden 13 Stände auf dem Stadtplatz zur Verköstigung ein. Frank Luck, der 2004 bei der letzten WM in Oberhof Gold mit der deutschen Männerstaffel holte, sagt: „Wir sind nach dem Wettkampf in die Festzelte gegangen und haben dann auf der Bühne noch schnell Interviews gegeben, das ist heute aufgrund der hohen Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus unvorstellbar.“

15 Minuten noch, bis es mit der Medaillenvergabe endlich losgeht. Weiter für Stimmung sorgen die „Modern Style Dancers“ aus Meiningen mit einer Tanzeinlage. Ein deutsch-norwegisches-schwedisches Fahnenmeer weht über den Kurpark. Nur noch einige freie Lücken sind zu erspähen. „Bei der Siegerehrung, war der Kurpark schon damals voll. Durch die ganzen Umbauarbeiten hat alles einen anderen Charakter bekommen, es ist ein bisschen aufgeräumter, größer, aber der Kurpark als Ort mit seinen Menschenmassen hat sich nicht verändert“, sagt der elfmalige Weltmeister Luck.

Die Aufregung bei den Fans ist zu spüren

„Scheibe eins, Scheibe zwei, Scheibe drei, Scheibe vier, Scheibe fünf, zehn Treffer für Denise Herrmann-Wick und für Johannes Thingnes Bö“, ruft dann Moderator Marco Rühl. Stimmt, zehn Schuss und zehn Treffer für die Sprint-Weltmeisterin Herrmann-Wick, aber für den Sprint-Weltmeister Bö waren es jedoch zehn Schuss und neun Treffer.

Doch dieser kleine Fauxpas hält die Fans nicht davon ab, weiter in Euphorie zu taumeln. Die Lasershow beginnt, die Namen aller Medaillengewinner der Sprint-Wettkämpfe der Frauen und Herren leuchten auf. Die grelle Aufschrift mit Denise Herrmann-Wick und Johannes Thingnes Bö als Sieger bleibt für einen Moment stehen. Die Aufregung der Fans ist bis in die letzten Reihen zu spüren.

Als Erstes folgt die Siegerehrung der Männer. Bronze, Silber und Gold werden einzeln in einem Auto vorkutschiert. Und natürlich bekommt jeder Sportler ein Einlauflied. So schallt bei Johannes Thingnes Bö „Stand Up (For the Champions)“ durch die Lautsprecher. Die Medaillen werden an die Norweger Sturla Holm Laegreid, Tarjei Bö und Johannes Thingnes Bö überreicht. Es gibt ein Feuerwerk und natürlich ein Fotoshooting.

„Der Zug hat keine Bremse“

Das gleiche Prozedere folgt bei den Frauen. Nur diesmal flippen die Fans ein bisschen mehr aus. Als die Sprint-Weltmeisterin Herrmann-Wick auf die Bühne gerufen wird und zu dem Song „Der Zug, der Zug hat keine Bremse“ tanzt, feiern 5.500 Fans mit. 1000 Fans mehr als noch bei der Eröffnungsfeier am Dienstag. Nach den Siegerfotos steigt die Herrmann-Wick-Party, denn die deutsche Mannschaft kommt auf die Bühne und macht den Zug – erneut läuft das Lied: „Der Zug, der Zug hat keine Bremse“.

Ein unbeschreibliches Gefühl muss es sein, sich als Weltmeisterin so feiern zu lassen. Das ist am Dauerstrahlen von Herrmann-Wick abzulesen. Auch für Frank Luck war der Sieg im eigenen Wohnzimmer am 13. Februar 2004 ein ganz besonderes Kribbeln, sowas habe er noch nie in seiner Karriere erlebt. Einen speziellen Partysong wie bei Herrmann-Wick habe es damals nicht gegeben, doch die Stimmung sei gigantisch gewesen.

Die WM-Rennen bisher hat Luck am Schießstand mitverfolgt: „Natürlich ist man auch jetzt im Kessel drin. Früher waren die Fans noch viel dichter am Schießstand und man hat beim Stehendschießen, wenn man sich ganz links eingereiht hat, die Fans sprechen hören. Wenn ich an Oberhof 2004 denke, kommen die gleichen Gefühle wie damals wieder auf“, sagt der zweimalige Olympiasieger. Eine gigantische Entwicklung hat Luck in Oberhof beobachtet. Auf der Strecke, am Birxsteig ist für Biathlon-Fans ein halbes Hüttendorf mit Verpflegung und Großbildleinwänden aufgebaut worden.

Stimmungstechnisch könnte in Oberhof vor allem auf den Rängen noch ordentlich was gehen, die Karten für die Wettkämpfe sind nämlich noch nicht ausverkauft. Sollte der deutsche Party-Zug weitere Medaillen holen wie Herrmann-Wick mit ihrer Silbermedaille in der Verfolgung am Sonntag, dürfte Song „Der Zug, der Zug hat keine Bremse“ zum Dauerohrwurm werden.

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