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„Ich fahre schon recht lange, aber das war unglaublich hart“, betonte Hamilton.

© imago images/Motorsport Images

Max Verstappen versteht die Formel-1-Welt nicht mehr: Hamilton macht Druck, nun kommt es zum Showdown

Im irren Premieren-Rennen von Saudi-Arabien verhindert Hamilton die vorzeitige Krönung des Niederländers. Die Entscheidung fällt im letzten Saisonrennen.

Was für ein Wahnsinns-Rennen: Das WM-Duell der Formel 1 eskaliert schon wieder. Es kracht, es fliegen Autoteile. Lewis Hamilton zieht im Klassement mit Max Verstappen gleich, der reichlich sauer ist. Und nun kommt es zum Showdown im Finale.

Lewis Hamilton saß völlig entkräftet auf einem Klappstuhl und hielt sich ein Handtuch vors Gesicht. Max Verstappen musste vereinzelte Pfiffe ertragen und verstand die Formel-1-Welt nicht mehr. Im irren Premieren-Rennen von Saudi-Arabien mit Crashs, Safety-Car-Phasen und Unterbrechungen verhinderte Hamilton die vorzeitige Krönung des Niederländers.

Im völlig vergifteten WM-Duell kommt es nun zum hollywoodreifen Finale am Sonntag in Abu Dhabi. „Ich fahre schon recht lange, aber das war unglaublich hart“, betonte Hamilton: „Ich habe mit meiner ganzen Erfahrung versucht, das Auto auf der Strecke zu halten.“

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Verstappen musste sich nach einer Fünf-Sekunden-Strafe und mehrfacher Kompromisslos-Attacken gegen den Briten am Sonntag im Adrenalin-Rennen dem Formel-1-Titelverteidiger geschlagen geben. Nur Platz zwei. „Vieles ist passiert, mit dem ich nicht einverstanden bin“, motzte der Niederländer.

Nerven beim Niederländer im Psycho-Duell mit Hamilton?

Hamilton zog nach Punkten mit dem 24-Jährigen gleich, es war sein dritter Sieg in Serie, veredelt durch die schnellste Runde beim mitreißenden PS-Thriller mit Überlänge. Verstappen bleibt im Red Bull nur noch wegen der größeren Anzahl an Siegen vorn.

Mit einem demolierten Frontflügel nach einer unfassbaren Kollision mit seinem WM-Widersacher rettete sich Hamilton auf dem Dschidda Corniche Circuit ins Ziel eines mehr als denkwürdigen Rennens. Verstappen und Hamilton mussten beide später zum Rapport bei den Formel-1-Rennkommissaren. Der Niederländer erhielt noch eine Zehn-Sekunden-Strafe, weil er auf eine Art gebremst habe, die zum Zusammenstoß geführt hat.

Da er aber rund 16 Sekunden vor dem Dritten Valtteri Bottas im zweiten Mercedes lag, änderte das an seiner Platzierung nichts. Mick Schumacher schied im Haas früh aus, auch Sebastian Vettel im Aston Martin musste aufgeben.

Alle hatten es geahnt und befürchtet. Und schon in der Startaufstellung wurde klar, wie eng dieser Kurs ist. In der Qualifikation hatte Verstappen unliebsame Bekanntschaft mit den Barrikaden gemacht, als er auf seiner famos schnellen Runde einschlug. Nerven beim Niederländer im Psycho-Duell mit Hamilton?

Der Crash von Mick Schumacher löst die Chaos-Spirale aus.

Aus luftiger Höhe sahen die Mitglieder der Königsfamilie einen Start nach Maß für Hamilton und dessen Teamkollegen Bottas. Keine Attacke möglich für Verstappen, der mit nur acht Punkten mehr als sein Gegner gestartet war. Dennoch war für ihn der vorzeitige Titelgewinn möglich.

Nach einem fast schon langweiligen Beginn löste der Crash von Mick Schumacher dann die Chaos-Spirale aus. Das Safety Car musste raus. Mercedes holte beide Autos zum Reifenwechsel rein. Verstappen blieb draußen und übernahm die Führung vor Hamilton und Bottas. Der riskante Taktik-Kniff schien sich zu lohnen. Denn es dauerte zu lange, um das Haas-Wrack zu bergen, das Rennen wurde unterbrochen.

Hamilton funkte: „Heißt das, er kann Reifen wechseln?“ Die Mercedes-Box antwortete: „Leider Lewis, ist das so.“ Vorteil Verstappen also. „Wir haben zu sehr gezockt“, motzte Hamilton. Sein Renningenieur antwortete nur noch kleinlaut.

16 Minuten nach dem Abbruch rollten die Wagen wieder los zum stehenden Start: Hamilton kam diesmal von Platz zwei innen besser weg, zog vor Verstappen in die Kurve, der verließ die Strecke, um die Attacke zu erfolgreich zu kontern - ein klarer Regelverstoß, weil sich Verstappen einen Vorteil verschaffte.

Hamilton musste sogar so bremsen, dass auch noch Esteban Ocon vorbeikam. Zeit genug, sich die Bilder anzuschauen gab es direkt danach: Hinten krachte es, unter anderem schied Schumachers Kollege Nikita Masepin aus, auch Sergio Perez im zweiten Red Bull.

Lewis Hamilton zieht im Klassement mit Max Verstappen gleich, der reichlich sauer ist.

© imago images/Motorsport Images

Verstappen zeigt, dass er das Risiko auch in so einem entscheidenden Rennen nicht scheut

Wieder Unterbrechung. Und nun auch noch ein Funk-Hin-und-Her der Extraklasse. Rennleitung an Red Bull, Red Bull an Rennleitung, Rennleitung an Mercedes mit dem Ergebnis: Auf eine Untersuchung des Vorfalls und damit eine vermutliche Fünf-Sekunden-Strafe würde verzichtet, wenn Verstappen Ocon und Hamilton vorbeilassen würde. Das machten Verstappen und Red Bull, zogen aber die etwas schnelleren und weicheren Reifen auf.

Dritter Start beim vorletzten Rennen: Und die Gummirechnung ging auf. Verstappen zeigte, dass er das Risiko auch in so einem entscheidenden Rennen nicht scheut, er kam am besten weg und schoss innen an Hamilton vorbei bis auf Platz eins. Doch Hamilton machte Druck. Und es eskalierte. Mercedes-Teamchef Toto Wolff knallte seine Kopfhörer wutentbrannt auf die Tisch. Verstappen hatte offensichtlich Gas weggenommen, als Hamilton erneut vorbeiziehen wollte - der Brite touchierte den Hinterreifen des Red Bull.

Das Team hatte Verstappen gesagt, er solle die Position zurückgeben. Zuvor hatte der Niederländer nämlich erneut eine Attacke gekontert und dabei die Strecke verlassen. Nach den Crashs in Silverstone und Monza erreichte das vergiftete Duell noch mal eine neue Dimension. Verstappen ließ Hamilton zwar wieder vorbei, attackierte aber direkt wieder.

Die Rennleitung hatte genug: Er bekam eine Fünf-Sekunden-Strafe und später auch noch die zusätzlichen zehn Sekunden aufgebrummt. Am Ende fuhr Hamilton als Erster durchs Ziel, Verstappen wurde schmollend als Zweiter abgewunken. (dpa)

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