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Sport: Handball im Hurra-Stil

Deutschland siegt gegen Island und spielt im WM-Viertelfinale gegen Spanien

Wieder wurde gesungen, gejubelt und gefeiert. In der Westfalenhalle gab es nur strahlende Gesichter. Als hätte es keine Pause nach dem Sieg der deutschen Handballer gegen Europameister Frankreich gegeben. Nahtlos knüpfte das Team von Bundestrainer Heiner Brand gegen Island an die Glanzleistung an. Nach dem 33:28 (17:11) im vierten WM-Hauptrundenspiel wurden die Spieler derart mit Lob überhäuft, als wären sie bereits Weltmeister geworden. Doch bis dahin ist es noch ein schwerer Weg. „Es hat keinen Sinn über mögliche Gegner zu spekulieren, wir müssen in jedem Spiel unsere Bestleistung bringen“, sagte Brand nach dem Spiel. Dass der Erfolg gegen Island dazu führen würde, dass ausgerechnet Titelverteidiger Spanien am Dienstag die Hürde vor dem Halbfinale darstellt, damit konnte der deutsche Coach nicht rechnen. Ein Taktieren wäre für ihn auch keine Option gewesen, weil die Entscheidung in der zweiten Gruppe erst nach dem Spiel der Deutschen fiel. „Selbst wenn ich gewollt hätte, wäre es sehr gefährlich gewesen“, erklärte Brand. „Eine Mannschaft, die wie meine einen Lauf hat, darf nicht gebremst werden.“

So trat sein Team erneut mit jenem Hurra-Stil auf, mit dem es zuletzt die Gegner beeindrucken konnte. Und es war wieder der Göppinger Michael Kraus, der als Ersatz für den verletzten Kapitän und Kopf des Teams Markus Baur eine starke Leistung bot. Von der ersten Minute an knüpfte er an seine Glanztaten vom Spiel gegen Frankreich an. Vor den 12 000 Fans in der Westfalenhalle war Kraus sofort der Initiator und mit vier Treffern in den ersten 30 Minuten zugleich erfolgreichster Torschütze. Er riss seine Mitspieler mit. Ab seinem 5:4 in der elften Minute gab es kein Halten mehr. Im Angriff sah es so aus, als würden die Isländer bei jedem Wurf vor Henning Fritz zittern. Auch der Kieler bestach erneut mit tollen Reflexen. Er bereitete damit die Angriffe vor, die den Vorsprung mit jeder Minute ansteigen ließen. Beim 12:6 (22.) gab es erstmals eine Sechs-Tore-Führung.

In der zweiten Halbzeit konnte es sich Brand leisten, Henning Fritz eine Pause zu geben. Auch der wiedergenesene Andrej Klimovets kam in das Spiel. Johannes Bitter erwies sich im Tor als ebenbürtig, und Klimovets sorgte im Angriff am Kreis für derartigen Druck, dass sich Islands Asgeir Hallgrimsson seine dritte Zwei-Minuten-Strafe (36. Minute) einfing und danach Rot sah. Bei der klaren deutschen Führung – 23:15 (39.) – verflachte das Spiel ein wenig. Hinzu kam, dass Christian Schwarzer zwei klare Chancen nicht nutzte. Island erzielte mit einer offensiven 4:2-Deckung etwas Wirkung. Mehr aber nicht, der vielumjubelte deutsche Sieg geriet nicht in Gefahr.

Die Euphorie bei den Deutschen hat sich nach dem siebten Spiel in neun Tagen bei dieser Handball-WM weiter gesteigert. „Es ist unfassbar, was hier abgeht. So etwas habe ich noch nicht erlebt“, sagte Christian Schwarzer, der immerhin auf die Erfahrungen von 307 Länderspielen verweisen kann. Gemindert wurde diese Euphorie auch nicht von einer schlechten Botschaft: Die Zerrung in der rechten Wade bei Kapitän und Regisseur Markus Baur aus Lemgo ist schwerer, als zunächst vermutet. Er wird für das Viertelfinalspiel ausfallen. Es gibt aber Hoffnung, dass Oleg Velyky erstmals bei dieser WM eingesetzt werden kann. „Ein letzter Test am Montag wird Aufschluss darüber geben“, sagte Brand, dem auch eine Knieverletzung des Lemgoers Florian Kehrmann einige Sorgen bereitet. Unterdessen signalisierte der 29 Jahre alte Spielmacher aus Kronau/Östringen: „Ich habe keine Schmerzen mehr.“ Heiner Brand kann nach der Hauptrunde letztmalig bei dieser WM zwei Spieler austauschen. Im Moment hat er die Qual der Wahl.

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