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Nicht so ganz zufrieden. Bundestrainer Alfred Gislason beim Auftaktspiel.

© imago/Laci Perenyi/imago/Laci Perenyi

Handball-WM 2025 : Überraschungen, Nervosität und ein starker Luca Witzke beim deutschen Sieg

Das deutsche Team ist trotz Nervosität mit dem Erfolg gegen Polen in der Spur, einem anderen Favoriten ergeht es schlechter. Norwegen verliert zum Auftakt der Handball-WM gegen Brasilien.

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So ein Auftaktspiel bei einem Turnier ist immer etwas Besonderes. Oft gesehen und immer wieder heraufbeschworen, können Favoriten straucheln – weil noch nicht alles zu einhundert Prozent passt im Spielablauf, oder aber die Nervosität überhand gewinnt. So auch bei der aktuellen Handball-Weltmeisterschaft, wo Co-Gastgeber Norwegen vor knapp 8000 heimischen Fans ins Oslo nicht über ein 26:29 gegen Brasilien hinauskam.

Bei den Deutschen auf der anderen Seite blieb es bei einem Warnschuss. Gerade in der ersten Halbzeit schien es am Spielort im dänischen Herning fast so, als ob die Bälle überall hingeworfen wurden außer ins Tornetz, wobei auf der anderen von Abstimmung in der Defensive samt Rückzugsverhalten nicht viel zu sehen war. Trotzdem gelang am Ende ein 35:28 (15:14)-Sieg gegen Polen, können die ersten zwei Punkte verbucht werden.

„Man hat gemerkt, dass die Jungs nervös waren. Da haben wir im Angriff ganz schön überdreht“, analysierte Bundestrainer Alfred Gislason. „Das war Stress, weil wir wussten, dass das der stärkste Gegner in der Gruppe ist. Diese Drucksituation hat die Mannschaft gemeistert. Aber wir müssen uns weiter steigern.“

Wir waren ziemlich angespannt, haben dann aber zu unseren Tugenden gefunden. Den Sieg haben wir uns erarbeitet.

Spielmacher Luca Witzke

Während die DHB-Auswahl eine derartige Achterbahnfahrt vor ein paar Jahren vielleicht noch verloren hätte, blieb das Team nun im Ruhemodus und ließ sich nicht von zwischenzeitlichen Fehltritten beirren. „Wir waren ziemlich angespannt, haben dann aber zu unseren Tugenden gefunden. Den Sieg haben wir uns erarbeitet“, sagte Spielmacher Luca Witzke, der nach seiner Einwechslung den Unterschied ausmachte. Weil er seine Nebenmänner gut in Position brachte, selbst Torgefahr ausstrahlte und sich dabei überaus wenig Fehler leistete.

Dass der 25-Jährige dabei von Beobachtern des Öfteren als klassischer Arbeiter stilisiert wird, liegt derweil nicht nur an seiner schnörkellose Spielführung, sondern ebenso am familiären Hintergrund als Sohn eines Bergbaukumpels. „Mir wurde nichts geschenkt und ich musste durch die harte Schule“, erklärte der Mittelmann des SC DHfK Leipzig. „Das hat mich schon geprägt. Ich glaube, diesen Kampf und dass ich alles für meinen Traum gegeben habe, sieht man auch auf dem Feld.“

Und selbst, wenn Witzke mittlerweile einen Punkt erreicht hat, an dem der Handball mehr als nur Arbeit ist und die Erfolge persönlich wie im Team für Glückgefühle weit darüber hinaus sorgen, ist seine Grundeinstellung, den extra Meter zu gehen, momentan vielleicht genau das, was den deutschen Handballern zu ihrem Erfolg verhilft.

Vor dem nächsten Gegner Schweiz muss den Deutschen nicht bange sein

In gewisser Hinsicht mildert das auch die Sorge um seinen Positionspartner Juri Knorr. Zwar wäre der 24-Jährige, der gegen Polen ungünstig ausrutschte, sich unglücklich am Knie verletzte und zusammen mit dem Physio nach Abpfiff den kürzesten Weg ins Behandlungszimmer suchte, schwer zu ersetzen, eine Schonzeit wäre im nächsten Spiel aber durchaus möglich. Mit Witzke, aber auch Berlins Nils Lichtlein, mangelt es nicht Alternativen – erst recht nicht bei der Betrachtung des nächsten Gegners. Denn vor dem Duell gegen die Schweiz (20.30 Uhr, ZDF) muss Gislasons Sieben spätestens nach dem mageren 17:17 des Teams um Trainer Andy Schmid gegen Tschechien nun wirklich nicht bange sein.

Besorgniserregend ist derweil eher eine Entwicklung, die den Handball als Ganzes betrifft: Portugals Miguel Martins wurde positiv getestet und vom Turnier suspendiert. Nach dem prominenten Fall des Magdeburgers Nikola Portner, der aktuell wieder für die Schweiz antreten darf, und den Vorkommnissen um Nils Kretzschmer, die dazu führten, dass der Influencer bei Zweitligist TV Großwallstadt freigestellt wurde, ist es bereits das dritte, bekannt gewordene Vergehen in der jüngsten Vergangenheit.

Dass die betroffene Probe noch von der Europameisterschaft im vergangenen Jahr stammen soll, es seither keine Folgen gab und zudem weitere Ungereimtheiten auftreten, entspannt die Situation wenig. Die Iberer aber ließen sich davon in ihrem ersten Spiel nicht beirren: Portugal fertigte die USA souverän mit 30:21 ab. Von Nervosität war dort keine Spur.

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