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Sport: Harte Töne

Der DTB verweist im Streit mit Rot-Weiß um die German Open auf eine Ausstiegsklausel – die fehlt

„Angesichts Ihrer Zusage, daß Berlin ca. 20 Millionen Mark für den Ausbau (des Stadions - d. Red.) aufwenden will, hat das Präsidium des Deutschen Tennis Bundes einstimmig beschlossen, die Internationalen Deutschen Tennismeisterschaften der Damen über das Jahr 1997 hinaus für weitere 10 Jahre fest nach Berlin zu vergeben.“

(Der damalige DTB-Präsident Claus Stauder in einem Brief vom 11. Februar 1994 an den damaligen Regierenden Bürgermeister, Eberhard Diepgen).

* * *

Den Menschen Günther Lang schätzt Hans-Jürgen Jobski „außerordentlich“. Nur über Lang, den Vizepräsidenten des Deutschen Tennis-Bundes (DTB), ist Jobski doch „verwundert“. Aber da reagiert Jobski auch als Präsident des LTTC Rot-Weiß. Der Funktionär Lang hat ihm Briefe geschrieben, und die Wortwahl, sagt Jobski, war einmal „unwirsch“, das andere mal „sehr forsch“. Der LTTC Rot-Weiß, teilt Lang sinngemäß mit, soll sich mal nicht so haben. Der Verein sei zwar Ausrichter der German Open, aber er habe keinen Anspruch auf Schadensersatz durch den DTB. Der DTB hat seine Turnierlizenz 2004 an den Tennisverband von Katar verkauft, und was der plant, weiß niemand genau. Rot-Weiß aber pocht auf den Vertrag mit dem DTB, der Rot-Weiß das Turnier bis 2007 garantiere. Der Vertrag basiert auf dem einstimmigen Beschluss des DTB von 1994. Georg von Waldenfels, der DTB- Präsident, freilich verweist auf eine Ausstiegsklausel. Der Tennis-Verband könne die Lizenz verkaufen, wenn das Turnier nicht mehr rentabel sei. Und das war es 2003 und 2004 zweifellos.

Doch so einfach ist es wohl nicht. Der Vertrag zwischen dem LTTC Rot-Weiß und der DTB Holding liegt dem Tagesspiegel vor, und in dem ist zwar zum Beispiel unter Paragraph zwei, Absatz eins, festgelegt, dass der Verein 25 Prozent der Turniereinnahmen erhält, aber eine ausdrückliche Ausstiegsklausel fehlt in dem sechsseitigen Dokument. Und genau das ist der Punkt, an dem Jobski ansetzt: „Der DTB hat klar Vertragsbruch begangen.“ Rot-Weiß will nun rund eine Million Euro Schadensersatz. „Der DTB hat 6,7 Millionen Dollar durch den Lizenzverkauf eingenommen, davon wollen wir unseren vertraglich festgelegten Anteil. Wir haben die Verluste von 2003 und 2004 sogar noch rausgerechnet“, sagt Jobski. „Notfalls aber klagen wir.“ Die Klageschrift ist schon fertig, aber sie geht in Kürze erst an den DTB, bevor sie beim Landgericht Hamburg eingereicht wird. Ein letztes Friedensangebot, so versteht das Jobski. Der DTB soll sich von externen Juristen belehren lassen, dass Rot-Weiß im Recht sei. Der Klub jedenfalls hat bereits die Hilfe des Anwalts Björn Ziegler in Anspruch genommen.

Jobski hat natürlich auch noch andere Vorstellungen von Schadensersatz. Zwei Lösungen schweben ihm vor. Entweder, der DTB veranstaltet mit den Katari 2007 und möglicherweise darüber hinaus ein Tier-2-Turnier in Berlin, die sportlich abgespeckte Version des bisherigen Turniers. Die Katari müssten mithin das Tier-2-Turnier, das sie derzeit in Doha veranstalten, nach Berlin verlegen. Oder aber, der DTB unterstützt die Pläne von Rot-Weiß, ab 2007 auf der Vereinsanlage eine Frauen-Mannschafts-WM nach dem Vorbild des Düsseldorfer World-Team- Cups der Männer zu veranstalten. Klar ist in beiden Fällen, dass Sponsoren den Wettbewerb finanzieren sollen. Die Schreckensvorstellung für Jobski aber ist es, ab 2007 ohne Top-Veranstaltung dazustehen. Schließlich wurden in der Vergangenheit 20 Millionen Mark investiert, damit Weltklassespielerinnen in Berlin auftreten. „Die Entscheidung über eine Frauen-WM muss in den nächsten sechs Monaten fallen“, sagt der Klubchef.

Vermutlich wird dann auch der Ton zwischen den Parteien wieder etwas moderater sein. Derzeit aber wundert sich der Vereinspräsident Jobski nicht bloß über den DTB-Funktionär Lang, sondern auch über den DTB-Chef. „Die öffentlichen Vorwürfe, die Georg von Waldenfels gemacht hat, die haben mich getroffen“, sagt Jobski. Der DTB hatte dem Klubchef „unnötige Tiefschläge“ vorgehalten. Jobski sagt: „Das ist kein Stil zwischen Repräsentanten.“

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