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Wie in alten Zeiten. Nach Abpfiff feierten die Spieler lange vor der Waldseite.

© IMAGO/Nordphoto

Heimsieg, Klassenerhalt, Vorfreude: Der 1. FC Union ist bereit für das Derby

Mit 41 Punkten kann der 1. FC Union endgültig für die vierte Bundesliga-Saison planen. Die Berliner suchen neue Ziele und die Fans sticheln Richtung Hertha.

Es war bitterkalt am Freitagabend im Stadion An der Alten Försterei, doch die Mannschaft des 1. FC Union war gegen die unangenehme Witterung immun. Die Spieler waren noch vollgepumpt mit Adrenalin, sie hatten 94 Minuten lang erfolgreich um den Sieg gekämpft und vor allem genossen sie nun die Wärme ihrer Fans, die erstmals seit mehr als zwei Jahren wieder in voller Stärke – und mit allerlei Pyrotechnik – anwesend waren.

Erst zehn Minuten nach dem Abpfiff machten sich die Profis langsam auf den Weg in die Kabine und ihr Anhang ließ der ausgiebigen Feierei noch eine Ansage folgen. Erst sangen sie das allseits bekannte Lied vom „Stadtmeister“, dann ließen sie die Stadionhymne des Lokalrivalen folgen, selbstverständlich leicht abgeändert. „Nur zu Hertha geh’n wir nicht“, schallte es von den Tribünen.

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Das ist angesichts von 11.700 verkauften Gästetickets für das Derby am kommenden Samstag im Olympiastadion weit weg von der Realität, doch die Spieler haben die Message verstanden. Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. „Die Vorfreude ist da“, sagte Robin Knoche und schickte eine selbstbewusste Kampfansage hinterher. „Wir haben dieses Jahr gezeigt, wer die Nummer eins in Berlin ist und das wollen wir beibehalten.“

Knoches Vertragsverlängerung ist "ein Zeichen"

Der Abwehrchef hatte schon einige Stunden vor dem Spiel für großen Jubel bei den Berliner Fans gesorgt, indem er seinen am Saisonende auslaufenden Vertrag verlängerte. Sein Trainer Urs Fischer wollte darin sogar „ein Zeichen“ nach innen und außen erkannt haben. „Es hat uns der eine oder andere Führungsspieler verlassen oder verlässt uns noch, deshalb bin ich froh, dass es nicht noch einer mehr wird“, sagte der Schweizer.

Taiwo Awoniyi lässt sich für seinen Treffer zum 1:0 feiern.
Taiwo Awoniyi lässt sich für seinen Treffer zum 1:0 feiern.

© IMAGO/Nordphoto

Der Abwehrchef selbst, der beim 1:0 gegen Köln einmal mehr demonstrierte, wie wichtig er für die Stabilität der Berliner Defensive ist, hatte in den vergangenen Wochen öffentlich gesagt, dass ihn die vielen Abgänge durchaus zum Nachdenken animiert hätten. Dennoch entschied er sich nun zum Bleiben. „Die sportliche Entwicklung wollen wir die nächsten Jahre weitergehen, auch wenn wieder ein Umbruch bevorsteht“, sagte Knoche.

Bei aller Freude über die Vertragsverlängerung und der Vorfreude auf das Derby stand dieser Freitagabend jedoch eindeutig im Zeichen der 40 Punkte. Zuletzt hatte Union das Erreichen dieser symbolträchtigen Marke drei Mal verpasst und trotz oft ordentlicher Leistungen eine formidable Durststrecke durchgemacht.

Dementsprechend groß war die Erleichterung. Mit 41 Punkten kann Union endgültig für eine vierte Saison in der Bundesliga planen – und den Blick ohne Druck nach oben richten.

„Wir werden uns zusammensetzen und ein realistisches Ziel formulieren“, kündigte der Trainer an. In der Vergangenheit bezogen sich solche Maßgaben stets auf eine Anzahl von Punkten oder Siegen, nie auf eine Tabellenposition, und so wird es wohl erneut sein.

Im Pokalhalbfinale muss Union in Leipzig antreten

Das größte Ziel ist ohnehin der DFB-Pokal, in dessen Halbfinale Union am 20. April bei Rasenballsport Leipzig antreten muss. Doch selbst über die Liga ist eine erneute Europapokalqualifikation möglich, wenn auch schwierig.

„Wir haben noch sechs Spiele, davon drei zu Hause, das wären neun Punkte“, sagte Fischer gefragt nach seiner persönlichen Einschätzung für den Schlussspurt. „Das wäre dann die gleiche Anzahl wie in der letzten Spielzeit und das könnte ich mir gut vorstellen.“ Im Vorjahr beendete Union die Saison mit 50 Punkten auf Rang sieben und qualifizierte sich in letzter Sekunde für die Conference League.

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Auch Knoche machte deutlich, dass er die 40 Punkte zwar als erfreuliche Wegmarke, aber nicht als Endpunkt sieht. „Als Sportler streben wir immer nach dem maximalen Erfolg und ich glaube schon, dass wir in dieser Saison noch einiges erreichen können“, sagte der Verteidiger. Das Restprogramm – Union spielt in der Liga noch gegen Hertha, Frankfurt, Leipzig, Fürth, Freiburg und Bochum – sei machbar. „Da wollen wir noch ein paar Punkte holen und dann schauen wir, was am Ende dabei rauskommt.“

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Dass die Berliner beim knappen, aber verdienten Erfolg gegen harmlose Kölner zumindest offensiv keine sonderlich gute Leistung gezeigt hatten, interessierte später niemanden mehr.

In den vergangenen Wochen hatte die Effizienz häufig gefehlt, nun nutzte Taiwo Awoniyi ein Geschenk des Gegners eiskalt aus. Manchmal sind es Kleinigkeiten, die den Unterschied zwischen kollektivem Jubel und Enttäuschung ausmachen.

Von der Unterstützung der Fans wollen sich die Berliner nun auch durch die letzten Wochen der Saison tragen lassen. Nach Westend und Leipzig wird die Mannschaft von zigtausenden Anhängern begleitet und in Köpenick ist Union ohnehin schwer zu schlagen.

„Mit vollem Stadion ist das schon noch mal eine andere Wucht“, sagte Fischer. Im Vergleich zu vielen Spielen vor leeren oder halbvollen Rängen hätten ihn seine Spieler am Freitag überhaupt nicht gehört. Doch damit kann der Schweizer leben. „Gerade in so einem engen Spiel hilft dir die Unterstützung der Fans.“

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