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Warmlaufen für die WM. Stephanie Beckert hat sich in Berlin viel vorgenommen.Foto: dpa

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Sport: Heimvorteil auf Eis

Beim Weltcup in Berlin kämpfen die deutschen Eisschnellläufer ums Prestige

Berlin - Helge Jasch ist keiner dieser selbsternannten Motivations-Gurus, die Sportler barfuß über Glasscherben laufen lassen oder auf andere sonderbare Methoden vertrauen. Das muss er auch nicht. Diesmal kann sich Jasch sogar noch mehr zurückhalten, diesmal kann der Teamchef der deutschen Eisschnellläufer darauf vertrauen, dass seine Athleten sich selber genügend motivieren. „Natürlich ist ein Heim-Weltcup immer etwas Besonderes“, sagt er, „da muss man die Athleten nicht besonders puschen. Da weiß man als Trainer, dass jeder noch eine Schippe drauflegen wird.“

Der Heim-Weltcup findet derzeit in Berlin statt, in der Eisschnelllauf-Halle im Sportforum Hohenschönhausen, er geht noch bis Sonntag, und für die Deutschen ist er diesmal in einiger Hinsicht etwas Besonderes. Sportlich sowieso, aber es geht auch ums Prestige und um eine gute Eigenvermarktung.

Und natürlich spielt Inzell eine Rolle. In Inzell wird im März 2011 die Weltmeisterschaft ausgetragen. „Unser Highlight in dieser Saison“, sagt Jasch. Sportlich bedeutet Berlin für Inzell so gut wie nichts. Dafür ist die WM viel zu weit weg. Aber es geht um die Einstimmung der Medien, der Fans, der Sponsoren auf die WM in der neu gebauten Inzeller Halle. Schon aus Marketing-Aspekten ist ein gutes Abschneiden der Deutschen in Berlin für die Verantwortlichen wichtig. Für Leute wie Jasch, die sich auf den Sport konzentrieren, ist die Kontinuität wichtig. Die Deutschen sind gut in die neue Weltcup-Saison gestartet, in Heerenveen sicherte sich Jenny Wolf, Olympiazweite von Vancouver, vor einer Woche zwei Siege über 500 Meter. Auch zum Auftakt des Weltcups in Berlin siegte Wolf gestern über ihre Spezialstrecke. In Heerenveen hatte sich auch Team-Olympiasiegerin Stephanie Beckert durchgesetzt, über 3000 Meter, obwohl sie eigentlich lieber 5000 Meter läuft. „In Berlin will ich – wenn es geht – noch ein bisschen schneller laufen“, hat sie angekündigt. Wolf und Beckert stehen in Berlin im Mittelpunkt. Spannend für Jasch ist es, zu erkennen, ob Beckert, die Aufsteigerin der vergangenen Saison, mit dem gewachsenen Druck klarkommt.

Bundestrainer Markus Eicher, früher nur für die Frauen, jetzt auch für die Männer zuständig, ist über „die Entwicklung der zweiten Reihe“ erfreut. Er meint damit die Männer, die immer im Schatten der erfolgreichen Frauen standen. Nico Ihle zum Beispiel ist einer, den Eicher zufrieden beobachtet. Der Chemnitzer hatte in Heerenveen im ersten 500-Meter-Rennen überraschend Platz fünf belegt, gestern reichte es dagegen nur zu Rang sieben. Einen unerwarteten Rückschlag dagegen musste der 5000-Meter-Läufer Tobias Schneider hinnehmen. Er stürzte mit seinem Rennrad auf nassem Laub, prellte sich seinen rechten Knöchel und musste auf den Heerenveen-Einsatz verzichten. Für Berlin freilich fühlt er sich wieder fit genug. Ist ja ein Heim-Weltcup.

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