zum Hauptinhalt

Sport: Heimweh

Der SC Freiburg hat auswärts erst zwei Punkte geholt, ist aber im eigenen Stadion erfolgreich

Diese Woche hatte Volker Finke Besuch von Journalistenschülern. Die hatten sich als Trockenübung die Aufgabe gestellt, den Freiburger Trainer zur rätselhaften Auswärtsschwäche seiner Mannschaft zu befragen. Finke konterte mit der Gegenfrage, wie viele Auswärtspunkte für den SC Freiburg als angemessen erachtet werden. Bei zehn Zählern pendelte sich der Journalistennachwuchs ein, für Freiburg würde dies im Augenblick einen Uefa-Cup-Platz mit Kontakt zur Champions League bedeuten.

Wenn dem so wäre, klärte der Freiburger Cheftrainer seine Gegenüber auf, „dann hätten wir Fußball verrückt gespielt“. Und so bekamen die jungen Journalisten einen Eindruck davon, was sich die älteren schon seit Jahren anhören: Der SC Freiburg, mit dem kleinsten Etat der 18 Erstligisten ausgestattet, „kann nicht einfach mal so die Liga aufmischen“. Das Ziel ist ein ordentlicher Mittelfeldplatz, und der Verein ist ständig auf der Hut, nicht nach unten abzurutschen. Volker Finke kann derzeit aus einer bequemen Position heraus argumentieren: Zu den Abstiegsplätzen hat man sich ein schönes Polster von acht Punkten herausgespielt. Heute kommt die Hertha aus Berlin, und Finke – am Sonntag wie alle Bundesligatrainer Zeuge des Berliner Siegs gegen Stuttgart – rechnet mit einem Tabellenletzten, der mit breiter Brust antreten wird: „Wir werden die Hertha sicher nicht an die Wand spielen“, sagt er.

Dabei müsste bei der imposanten Freiburger Heimbilanz eigentlich die Hertha Angst haben: 22 ihrer 24 Punkte holten die Freiburger daheim, nach dem 2:2 zum Saisonauftakt gegen Hansa Rostock gab es sieben Siege. Die Mannschaft unterlag im eigenen Stadion bisher nur den Spitzenmannschaften Werder Bremen und Bayern München. Über die Auswärtsschwäche seines Teams macht sich Finke jedoch nicht allzu viele Sorgen: „Mir ist es jedenfalls viel lieber, dass wir die 22 Punkte mit unseren Fans in der Atmosphäre unseres eigenen Stadions geholt haben.“

Im Spiel gegen Hertha wird Tobias Willi den gesperrten Dennis Kruppke auf der rechten Seite ersetzen, Richard Golz wird nach seiner Bauchmuskelreizung wieder im Tor stehen. Respekt hat Finke vor allem vor den Standardsituationen und Marcelinhos Fertigkeiten. Er erwartet die Berliner angriffslustig, „weil sie ein Unentschieden nicht weiterbringt“. Am Ende verrät der Freiburger Trainer doch noch, worin der spezielle Heimvorteil seiner Mannschaft liegen könnte: „Daheim ist es immer etwas leichter, dahin zu kommen, wo das Tor steht.“

Christoph Kieslich

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false