Sport: Her mit der Polizeikapelle!
Man will ja nicht schon wieder nostalgisch werden, muss jetzt aber trotzdem mal sein. Also, einmal kurz melancholisch aufgestöhnt und geseufzt: Was waren das noch für Zeiten, als vor Länderspielen die örtliche Polizeikapelle die Nationalhymnen intonierte.
Stand:
Man will ja nicht schon wieder nostalgisch werden, muss jetzt aber trotzdem mal sein. Also, einmal kurz melancholisch aufgestöhnt und geseufzt: Was waren das noch für Zeiten, als vor Länderspielen die örtliche Polizeikapelle die Nationalhymnen intonierte. Die Jungs mit den großen Hörnern und Querflöten marschierten stets in Formation über den Rasen, spielten streng nach Blatt und in gediegenem Tempo, so dass das Publikum und die Spieler ohne Probleme mitsingen konnten. Kurzum, es war richtig Stimmung in der Bude, allerbeste Schützenfest-Atmosphäre.
Heute hingegen werden die Hymnen von Popsternchen oder Opernsängern dargeboten. Wahrscheinlich, um den Eindruck zu erzeugen, hier werde nicht schnöder Fußball geboten, sondern ganz große Samstagabend-Unterhaltung. Blöd nur, dass die Profi-Sänger immer derart gekünstelt knödeln und flöten, dass sich schon bei der ersten Liedzeile „Einigkeit und Recht und Freiheit“ jeder Zuschauer im Stadion ratlos fragt: „Was ist das bitte denn für ein Lied?“, vom fröhlichen Mitsingen ganz zu schweigen. Den Spielern geht es genauso, die schauen zunächst ratlos und grooven dann jeder im eigenen Tempo durch die Tonleiter.
Und dabei ist noch gar nicht berücksichtigt, dass die Sänger oft nicht den blassesten Schimmer haben, was sie da eigentlich singen. Popblondine Sarah Connor röhrte einst, das Vaterland solle „im Glanze brühen“ und die tschechische Sängerin beim Länderspiel am letzten Samstag in Prag flötete: „Einigkeit und Recht und Freiheit sind des Deutschen Vaterland“. Aha.
Höchste Zeit also, die Opernsänger wieder im Stadttheater den Rigoletto trällern zu lassen und bei den nächsten Länderspielen die gute, alte Polizeikapelle auf den Rasen zu schicken. Die kommt zwar nicht ganz so mondän herüber wie dicke Baritons im Anzug und kurzberockte Popsängerinnen, dafür singen alle im Stadion kräftig mit. Wie sich das für ein Fußballspiel auch gehört.
schreibt an dieser Stelle im Wechsel mit Stefan Hermanns.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: