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Gedankenblitz. Herthas Mietvertrag im Olympiastadion läuft noch bis 2017. Für die Verhandlungen mit dem Senat brauen sich offenbar schon Unwetterwolken zusammen. 

© dpa

Berlin: Hertha BSC träumt vom Eigenheim

Der Bundesligist denkt wieder laut über den Auszug aus dem Olympiastadion nach. Wie ernst meint er das?

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Michael Preetz ist mit dem Auto unterwegs am Montagmittag. Scoutet der Manager von Hertha BSC etwa schon in und um Berlin nach Standorten für einen Stadionneubau? Preetz war schließlich am Morgen von mehreren Medien zitiert worden, Hertha denke über einen Auszug aus dem Olympiastadion nach. Die öffentliche Aufregung danach war derart groß, als fände das nächste Heimspiel in dreii Wochen schon andernorts statt.

2017 läuft Herthas Mietvertrag mit Senat und Olympiastadion aus

„Wir haben uns intern mit dem Thema beschäftigt, aber es gibt keine konkreten Gedankenspiele“, entgegnet Preetz am Telefon; er ist zu geschäftlichen Terminen unterwegs. Es sei jedoch grundsätzlich richtig, „ dass wir uns als Verein Gedanken machen, wie wir unsere Rahmenbedingungen verbessern können“. Zumal in gut einem Jahr, im Juni 2017, der Mietvertrag mit Senat und Olympiastadion ausläuft.

In der aktuellen Saison wollen bisher im Schnitt 45 615 Besucher sehen, wie Hertha um den Europapokaleinzug spielt. Weniger als sonst: Seit 1997 kommen im Schnitt 46 830 Zuschauer ins Olympiastadion. Ein Drittel des Olympiastadions mit seinen 74 475 Plätzen bleibt also regelmäßig leer. „Wir haben schon verschiedene Ansätze gefahren, von mehr Rahmenprogramm bis Fußball pur“, sagt Preetz, „mit dem Effekt, dass im Schnitt weiter gut 50 000 Zuschauer kommen. Wir haben nicht mehr die eine, bahnbrechende Idee in der Schublade.“ Und so bleibt, wenn die Zahl der Zuschauer nicht zu erhöhen ist, die Idee, ein kleineres Stadion zu bauen: eine Fußballarena ohne Laufbahn, mit steilen Rängen und besserer Atmosphäre, die der Verein selbst vermarkten könnte.

Öffentliche Mittel bekommt Hertha nicht

Solche Träume vom Hertha-Eigenheim wabern immer wieder durch Berlin. Randlagen wie Dreilinden, Oranienburg oder Stolpe waren dafür im Gespräch. Es scheiterte stets daran, dass Hertha selbst nicht das Geld hatte und keine öffentlichen Mittel dafür bekommt. „Fragen wie nach dem Stadion-Standort sind zu weit vorgegriffen“, wiegelt Preetz ab, „so weit sind wir noch nicht. Auch mit unserem Investor KKR gibt es da keine Gespräche. Ob und wann diese Überlegungen ins Ziel führen, lässt sich heute noch nicht sagen.“

Mit einem solchen Denkpapier hatte zuletzt Dieter Hoeneß 2008 gewedelt, Preetz’ Vorgänger. Hertha hatte damals eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, ebenfalls ein Jahr vor Ende des Mietvertrages. Auch die Aussagen gleichen sich: „Der Stadionneubau ist kein akutes Thema“, sagte Hoeneß. Und hatte es, dadurch, dass er es öffentlich ansprach, erst zum Thema gemacht.

Am Ende einigte man sich wie immer, etwa wenn das Land Berlin als Träger der Stadiongesellschaft einsprang oder Hertha nach Abstiegen die Miete stundete. Denn auf die Fußballer als Hauptnutzer sind die Stadionbetreiber angewiesen.

Will Hertha nur die Stadionmiete drücken?

Dass Hertha nun laut nachdenkt, gefällt nicht jedem. „Die Diskussion über eine neue Spielstätte für Hertha hat nur einen Zweck: die Stadionmiete im Olympiastadion ab 2017 zu drücken“, twitterte Heiko Herberg, parlamentarischer Geschäftsführer der Piraten im Abgeordnetenhaus. Auch Peter Trapp ist Fan des alten Stadions. „Das Olympiastadion ist eine hervorragende Sportstätte, ich wüsste nicht, was man da verbessern könnte“, sagt der sportpolitischer Sprecher der Berliner CDU-Fraktion. Dieser Meinung ist zwar nicht jeder. „Aber wo in Berlin wollen Sie denn ein neues Stadion bauen, das zentral liegt und Anschluss an den öffentlichen Nahverkehr hat?“, fragt Trapp. „Und wer soll denn so ein Grundstück bezahlen? Die brauchen wir alle für den Wohnungsbau.“ Der Senat werde Berlin jedenfalls kein zweites großes Fußballstadion hinstellen.

Andere Klubs zahlen deutlich mehr Stadionmiete

Hertha zahlt um die vier Millionen Euro Stadionmiete pro Jahr. Ligakonkurrent Eintracht Frankfurt zahlt im Vergleich 9 Millionen jährlich. Ab Herbst soll es Gespräche mit dem neuen Senat über eine Vertragsverlängerung geben. Da ein Neubau jahrelanger Vorarbeit bedürfte und Hertha einräumt, keine konkreten Pläne zu haben, muss der Verein noch einmal für ein paar Jahre unterschreiben. Immerhin die Konditionen sollen stimmen. Und auch für das letzte Vertragsjahr 2016/17„ist der Verein sicher interessiert daran, dass zusätzliche Europapokal-Termine nicht allzu viel kosten“, vermutet CDU-Sportsprecher Trapp.

Preetz bestreitet Hintergedanken: „Es steckt kein Kalkül hinter unseren Aussagen. Damit, Kosten zu drücken, hat das nichts zu tun.“ Der Hertha-Manager betont: „Das Olympiastadion ist unsere Heimspielstätte, dort fühlen wir uns wohl. Aber es ist richtig, sich Gedanken zu machen.“ Peter Trapp sagt dagegen: „Vielleicht sollte sich der Verein eher überlegen, wie er attraktiver für Zuschauer wird.“ Um fair zu sein: Herthas dritter Tabellenplatz ist schon ziemliche gute PR.

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