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Läuft. Herthas Spieler jubeln nach Pekariks Tor zum 2:0.

© Imago/Andreas Gora

Update

3:0 im Nachholspiel gegen Freiburg: Hertha BSC verlässt die Abstiegsränge

Hertha BSC rotiert sich zum Sieg. Mit neun neuen Spielern schlagen die Berliner den SC Freiburg mit 3:0 und springen dadurch in der Tabelle auf Platz 14.

Sollte Pal Dardai eines fernen Tages die Lust an seiner Tätigkeit als Fußballtrainer verlieren, könnte er über eine zweite Karriere als Wahrsager nachdenken. Dardai hat am Mittwoch von seiner Unterhaltung mit Krzysztof Piatek, dem Stürmer von Hertha BSC, erzählt. Der Pole war immer noch ein wenig angefasst, weil er am Montag im Nachholspiel beim FSV Mainz 05 kurz vor Schluss die Chance zum Siegtreffer vergeben hatte. Er solle sich nicht grämen, sagte Dardai, im nächsten Spiel treffe er.

Im nächsten Spiel, am Donnerstag im leeren Olympiastadion gegen den SC Freiburg, dauerte es etwas mehr als zehn Minuten, bis Dardais Prophezeiung wahr wurde. „Das ist eine sehr große Gabe, die er hat“, sagte Herthas Sportdirektor Arne Friedrich – über Dardais hellseherische Fähigkeiten. Piatek staubte aus kurzer Distanz zum 1:0 für die Berliner ab und lenkte das Spiel damit für seine Mannschaft schon früh in die richtigen Bahnen.

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Am Ende stand für Hertha ein verdienter 3:0 (2:0)-Sieg, der Sprung vom vorletzten auf den 14. Tabellenplatz – und große Erleichterung über die deutlich verbesserte Gesamtsituation. „Ich bin hochzufrieden“, sagte Pal Dardai. „Hier wächst was zusammen. Jeder macht richtig mit, wie eine richtige Hertha-Familie.“ Diese positive Entwicklung, der neu entdeckte Teamgeist, der Gemeinsinn, der auch bei den Ersatzspielern auf der Tribüne zu spüren war – all das führte bei Dardai zu „ein bisschen Gänsehaut“.

Als der Ungar vor fünf Jahren zum ersten Mal Trainer von Hertha BSC wurde, startete er mit einem Auswärtsspiel in Mainz, dem ein Heimspiel gegen Freiburg folgte. So war es auch jetzt beim Re-Start nach der Quarantäne. 2015 hatte sich Dardai nach dem Sieg zum Debüt in Mainz zum Leichtsinn verleiten lassen, unter anderem Ronny als Sechser gegen Freiburg aufgeboten. Beim Blick auf die Mannschaftsaufstellung hätte man am frühen Donnerstagabend vermuten können, dass Herthas Trainer erneut vom Hochmut angeweht worden wäre.

„Viele Leute haben mit dem Kopf geschüttelt“, sagte Dardai, der aus der Startelf vom Montag nur zwei Spieler erneut von Beginn an aufbot: Torhüter Alexander Schwolow und Mittelfeldspieler Mattéo Guendouzi. Alle anderen waren neu. „Aber das ist auch eine gute Aufstellung“, fand HerthasTrainer. Trotzdem wirkte es vor dem Spiel ein bisschen so, als gelte sein Fokus bereits dem Duell mit dem direkten Abstiegskonkurrenten Arminia Bielefeld, das schon am Sonntag ansteht.

Hertha kam in der ungewohnten Formation tatsächlich etwas schwer in die Gänge, aber die Dinge entwickelten sich dann geschmeidig in eine erfreuliche Richtung. Nachdem zunächst vor beiden Toren wenig bis nichts passiert war, trieb Jordan Torunarigha, eigentlich linker Außenverteidiger, den Ball durchs zentrale Mittelfeld und versuchte es mit einem Schuss aus 22 Metern. Freiburgs Torhüter Florian Müller konnte den Ball zwar abwehren, doch im Nachsetzen vollendete Piatek mit seinem siebten Saisontor zum 1:0.

Insgesamt wirkten die Berliner sehr stabil 

Die Berliner fanden durch diesen Treffer zusätzliche Sicherheit, gerieten in der Defensive so gut wie gar nicht in Probleme – und überzeugten mit gnadenloser Effizienz. Mitte der ersten Hälfte setzte sich Nemanja Radonjic an der Torauslinie gegen Philipp Lienhart durch und flankte punktgenau in die Mitte. Nachdem Linksverteidiger Torunarigha vor dem 1:0 auf der Zehnerposition zu finden war, tauchte diesmal Rechtsverteidiger Peter Pekarik dort auf, wo man eigentlich einen Mittelstürmer erwartet. Aus vier Metern köpfte der Slowake zum 2:0 ein.

Zwei Torschüsse, zwei Tore: Mehr geht nicht. Von den Freiburgern ließ sich das nicht behaupten. Ihr Bedrohungspotenzial war überschaubar. Einmal, nach einem Schlenzer von Emir Demirovic, durfte Herthas Torhüter Alexander Schwolow formvollendet durch die Berliner Luft fliegen. Richtig brenzlig wurde es erst zu Beginn der zweiten Hälfte, als Nicolas Höfler nach einem Freistoß aus kurzer Distanz zum Kopfball kam und sein früherer Kollege Schwolow ein bisschen mehr Mühe hatte.

Freiburgs Trainer Christian Streich stellte in der Pause taktisch um, nahm zudem zwei personelle Wechsel vor, um neue Impulse zu setzen. Dardai hatte bereits in der ersten Hälfte einmal tauschen müssen, weil Guendouzi nicht mehr weitermachen konnte. Bei ihm besteht der Verdacht auf Mittelfußbruch.

Die Gäste waren nach der Pause zwar besser als davor. Sie kamen auch zu einigen Chancen. Aber das tat Hertha auch. Der eingewechselte Matheus Cunha traf nur den Pfosten. Fünf Minuten vor dem Ende machte dann Radonjic nach einem Sololauf über das halbe Feld und mit seinem ersten Bundesligator zum 3:0 alles klar.

Insgesamt wirkten die Berliner sehr stabil, auch mental. „Wir haben uns als Mannschaft präsentiert, das war der Schlüssel“, sagte Torhüter Schwolow. Vier Punkte hatte Hellseher Dardai als Minimum aus den drei Nachholspielen gefordert. Diese Vorgabe hat seine Mannschaft schon jetzt, nach erst zwei Begegnungen, erfüllt und damit vor dem wichtigen Spiel gegen Bielefeld die destruktive Kraft der Angst erst einmal gezähmt.

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