Sport: Hilflos im Schnee
Im ostwestfälischen Winter unterliegt der FC Bayern in Bielefeld mit 1:3
Der Schnee kam eine Stunde vor Spielbeginn. In Ostwestfalen sind sie weiße Überraschungen nicht gewöhnt. Zwei Mal im Jahr schneit es so, dass auch noch Stunden später etwas davon zu sehen ist. Der gestrige Sonntag wird in Bielefeld allerdings nicht nur deshalb in Erinnerung bleiben. Siege gegen den FC Bayern machen unsterblich.
Selten hat man einen FC Bayern München derart formschwach gesehen wie bei der 1:3-Niederlage in Bielefeld. Nicht dass Bayerns Abwehr auch nur eine Schneeflocke gegen Bielefelds Stürmer Buckley und Porcello sah, dass Bayerns Mittelfeld vor lauter Weltstars keine einzige sichere Kombination zustande brachte. Bayern spielte lust- und emotionslos, die gesamte Mannschaft wirkte so müde, als hätten die vielen Nationalspieler nach ihren Länderspielen am Mittwoch gleich noch zwei Tage Urlaub eingelegt. „Bei solchen Bedingungen kommt es eben weniger aufs Spielerische, als aufs Kämpferische an. Und da war uns Bielefeld überlegen. Wir konnten uns einfach nicht entfalten“, sagte der Münchner Trainer Felix Magath. Uwe Rapolder, Bielefelds Trainer, nahm dies als Kompliment, allerdings war er auch von der spielerischen Leistung seiner Mannschaft überzeugt. „Die Umstände sind uns entgegengekommen, aber wir sind ja keine Fußkranken.“
Bielefeld spielte einfachen und guten Fußball. Im gesamten Spiel gab es nur wenige drückende Chancen der Bayern. Rapolder hatte schon vorher gesagt, man brauche auch gegen die Bayern keine Angst zu haben. Das 1:0 durch Porcello in der 23. Minute war auch Ausdruck einer engagierten Arminia, zugleich Bayerns erstes Gegentor im Jahr 2005.
Vor allem Porcello machte wohl das Spiel seines Lebens. Den 24-jährigen Italiener hatten sie in Bielefeld nach langer Verletzung schon als ewiges Talent abgeschrieben. Das 2:0 in der 61. Minute und 3:1 (83.) durch Buckley mit seinen Saisontoren zwölf und 13, erinnerte schon an eine Deklassierung der Bayern. Acht Jahre hatte Bielefeld nicht mehr gegen die Bayern gewinnen können.
Kurzzeitig war sogar der Spielbetrieb in der mit 26 601 Zuschauer ausverkauften Schüco Arena gefährdet. Die fünf Minuten, die Schiedsrichter Florian Meyer später anpfeifen ließ, ermöglichte es den Ordnern, wenigstens die Strafräume freizuräumen.
Diese Platzverhältnisse waren den Bielefelder Profis gewohnt. Unter der Woche hatte sich Trainer Rapolder noch über die Gegebenheiten beschwert. Und jetzt waren sie dafür verantwortlich, dass seine Mannschaft wesentlich besser mit rutschigem Boden zurecht kam.
„Wir haben heute einfache Fehler gemacht, der Schnee hat damit nichts zu tun“, sagte Michael Ballack und widersprach seinem Trainer, der die Platzverhältnisse als hauptverantwortlich für die Niederlage sah.
Dabei galt das Spiel eigentlich nur als Zwischenstation für die Bayern auf dem Weg zur Meisterschaft. Die Münchner waren bis gestern neun Spiele lang ungeschlagen. Bei aller Diskussion vor dem Spiel, ob Deisler oder Scholl, setzte Magath beide zunächst genauso auf die Bank wie Zé Roberto. Doch auch Scholl und Deisler, die eingewechselt wurden, konnten die Ideenlosigkeit der Bayern trotz des zwischenzeitlichen 2:1 durch Lucio (80.) nicht wegspielen.
Arsène Wenger, Trainer des FC Arsenal London, saß auf der Tribüne und wird sich seinen Teil für das bevorstehende Champions-League-Spiel gegen die Bayern gedacht haben. Vielleicht liegt am 22. Februar wieder Schnee.
Florian Bauer[Bielefeld]