
Sport: Hohn für die Nachbarn
Der HSV besiegt Bremen 4:0 und rehabilitiert sich für die Derby-Niederlage
Am Ende war es ein Untergang. Aus einer knappen Niederlage wurde für Werder Bremen eine Blamage. 0:4 unterlag die Mannschaft von Trainer Thomas Schaaf beim Hamburger SV, der eine Stunde lang ganz schwach spielte, sich durch den hohen Sieg aber für die Derby-Niederlage gegen St. Pauli rehabilitierte. „Zweite Liga, Werder ist dabei!“, höhnten die HSV-Fans, und so langsam muss man sich daran gewöhnen, dass es eine realistische Option ist, Bremen in der Spielzeit 2011/12 im Unterhaus zu sehen. Die Auswärtsbilanz liest sich längst wie die eines Absteigers: sieben Punkte, 31 Gegentore.
Nach der bitteren Pleite versuchten sich die Bremer in Durchhalteparolen: „Einige verletzte Spieler kommen bald wieder, wir hoffen, dass es dann besser wird“, sagte Vereinschef Klaus Allofs. Schaaf sagte: „Wir haben heute richtig einen auf die Mütze bekommen. Das war aus der ersten Halbzeit heraus nicht zu erkennen. Das Gegentor fällt aus dem Nichts. Der zweite Treffer hat uns sehr beeindruckt, danach haben wir uns nicht mehr gewehrt.“ Werders Trainer fand die Entwicklung zuletzt ganz positiv, „die ist jetzt unterbrochen“. Das Spiel lieferte keine Ansatzpunkte, woraus Schaaf seine Zuversicht hätte ziehen können.
Ohne den verletzten Claudio Pizarro spielte Werder im Grunde ohne Sturm, denn Marko Arnautovic war ein Ausfall. Vorne harmlos und hinten anfällig, so verspielte Werder die Chance, beim kriselnden HSV etwas zu holen. Das lag auch daran, dass der zuletzt starke Nationalspieler Per Mertesacker einen schwarzen Tag erwischte und die ersten beiden Treffer der Hamburger einleitete. Petric gelang kurz vor der Pause die Führung, Guerrero mit zwei Treffern (64. und 79. Minute) und Ben-Hatira mit dem Schlusspunkt in der 87. Minute schossen Werder noch tiefer in den Tabellenkeller und ruinierten auch das Bremer Torverhältnis vollends.
Wie schnelllebig und manchmal unerklärlich der Fußball ist, bewies dieses Spiel. Am Mittwoch noch hatten die Hamburger Anhänger ihr Team ausgepfiffen, auch an diesem Samstag pfiffen sie, schon nach 19 Minuten. Doch nach dem deutlichen Sieg hörte man: „Oh, wie ist das schön!“ Der HSV ist den Europa-League- Plätzen wieder ein Stück näher gekommen und wird demnächst wahrscheinlich auch einen neuen Sportchef präsentieren: Mit dem Dänen Frank Arnesen soll sich der HSV-Vorstand über einen Dreijahresvertrag einig sein. Arnesen arbeitet noch als Sportvorstand beim FC Chelsea und soll der neue starke Mann mit großem Fußball-Sachverstand werden. „Sollte er tatsächlich kommen, wäre der HSV ein gutes Stück weiter“, sagte Trainer Veh, der seine Mannschaft lobte, gut mit dem Druck nach der Derby-Niederlage umgegangen zu sein: „Die Mannschaft hat eine einmalige Reaktion gezeigt.“
Veh hatte seine Elf auf vier Positionen umgestellt: Für Jansen, Jarolim, Ben-Hatira und van Nistelrooy spielten Pitroipa, Kacar, Guerrero und Son. Kapitän Westermann rückte auf die Position vor der Abwehr, Kacar spielte in der Innenverteidigung. Der Trainer wollte nach der Niederlage vom Mittwoch Zeichen setzen und präsentierte deshalb ein runderneuertes Team. Leider waren seine Profis nie in der Lage, mit der Aufstellung und Ausrichtung etwas anzufangen. Es war erschütternd, mit wie wenig Mut und Energie der HSV gegen eine Bremer Mannschaft begann, die ihrerseits auf zahlreiche Stammspieler verzichten musste. Wobei die Bremer Notlösung mit Clemens Fritz als offensivem Mittelfeldspieler noch am besten funktionierte.