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HSV: Hohn statt Lohn

Die Pleite gegen Bremen hat den Hamburger SV völlig aus der Bahn geworfen. Die Chefs bitten jetzt das Publikum um Unterstützung.

Es ist nicht lange her, da hat Manfred Düring seinem Arbeitgeber, dem Hamburger Sportverein, Mut gemacht. Unlängst dozierte der Sportwissenschaftler: „Mangelnde körperliche Verfassung, Kondition oder Kraft dürfen keine Ausreden sein, sollten die Ziele am Ende doch verfehlt werden.“ Sorgen angesichts des Terminstresses machte sich der 37-Jährige damals keine. „50 bis 60 Spiele in einer Saison empfinde ich als problemlos.“

So kann man sich täuschen.

Dem Leistungsdiagnostiker dämmerte Mitte März noch nicht, wie sehr das viermalige Nordderby den Hamburger SV aus der Bahn werfen könnte. Nach der neuerlichen Pleite gegen Bremen (0:2) hockten die Profis frustriert auf mitgebrachten Hightech-Rädern, die man ansonsten aus Fitnessstudios kennt. Längst hat diese Form des Regenerationstrainings das Auslaufen ersetzt, was im Weserstadion den Vorteil hatte, dass sich die Profis weder vom gegnerischen oder eigenen Anhang im Stadion nachträglich verhöhnen lassen mussten. Spott hatte es zuvor gegeben: Aus der Werder-Kurve wurde zum Ende des einseitigen Spiels ein großes Papierknäuel in Richtung der Weserstadion-Blöcke 21 bis 26 gerollt – dort, wo die HSV-Anhänger ausharrten. Sechs der vergangenen neun Pflichtspielen haben ihre Lieblinge verloren, weshalb die Euphorie der Ernüchterung gewichen ist. Einige Spieler sprachen von einem mentalen Problem, das der doppelte Pokal-K.-o. gegen Bremen ausgelöst habe. Auch das Pech bleibt Wegbegleiter: Vor dem Spiel knickte Mladen Petric unglücklich um. „Wenn wir wie letzten drei Spiele in dieser Verfassung angehen, wird das auch nichts“, sagte der Kroate.

Die HSV-Chefs Bernd Hoffmann und Dietmar Beiersdorfer bitten nun ihr Publikum um Unterstützung– morgen gegen den VfL Bochum und Samstag gegen den 1. FC Köln. Auch das finale Ligaspiel bei Eintracht Frankfurt am 23. Mai ist von der Papierform nicht das schwierigste. Dazu müsste allerdings Normalform her, die so viele Protagonisten wie Trochowski, Guerrero, Pitroipa, Jarolim zurzeit nicht besitzen. Nicht umsonst kritisiert Torwart Frank Rost Kaderzusammenstellung und -qualität. „Es müssen Leute kommen, die so etwas drehen können. Große Spiele werden auch im Kopf gewonnen“, sagte er. Der HSV müsse Grundsätzliches klären, „wenn man ein Spitzenverein sein will. “ Das dürfte ein Hinweis auf die noch nicht verwendeten Millionen aus dem Transfer von Nigel de Jong sein. Doch auch die Mannschaft muss etwas tun. Die Planzahlen (140 Millionen Euro Umsatz, mehr als 40 Millionen Personalkosten) erreicht der auf Platz sechs abgerutschte Klub nur, wenn er wieder international vertreten ist.

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