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Horst Heldt, Sportdirektor von Schalke 04, zieht über die Unparteiischen her.

© dpa

Schalke-Sportdirektor: Horst Heldt: "Da krieg' ich das Kotzen"

Nach der 0:1-Niederlage gegen den FC Twente Enschede hat Schalkes Sportdirektor Horst Heldt in den Schiedsrichtern die Schuldigen gefunden und er holt zu einem Rundumschlag gegen die Uefa aus.

Huub Stevens bellte im Presseraum. Am liebsten hätte er den holländischen Journalisten wohl gebissen. "Ich tue nur auf Deutsch", ranzte Schalkes Trainer den Fragesteller laut an, der ihn in seiner Muttersprache angesprochen hatte. "Das war der Pfiff des Jahres. Da müssen statt sechs demnächst acht Schiedsrichter eingestellt werden. Das ist lächerlich. Das war kein Elfer und keine Rote Karte", schimpfte Stevens. Von Holland hatte der Holländer die Nase gestrichen voll.

Nach Schalkes 0:1 (0:0)-Niederlage in der Europa League beim FC Twente Enschede drehte sich alles nur um eine skandalträchtige Szene, mit der Schiedsrichter Craig Thompson das Achtelfinal-Hinspiel entschieden hatte. Ein unberechtigter Elfmeter, den der vermeintlich gefoulte Luuk de Jong zum Siegtreffer (61.) nutzte, im Paket mit einer Roten Karte für Joel Matip entzündete die Schalker Empörung.

Als Stevens im Mediensaal wetterte, lief im Kabinengang des Stadions Grolsch Veste ein Fernseher, in dem noch einmal Horst Heldt beim Sender Sky direkt nach dem Abpfiff zu sehen war. "Jeder sieht, dass er über die eigenen Beine fällt. Aber da stehen drei Pappnasen draußen", sagte Heldt zum Schiedsrichter-Gespann. "Ich weiß nicht, was der Torrichter macht. Das ist wohl Beschäftigungstherapie. Das ist eine Vollkatastrophe." Später legte Heldt nach und sprach von "den Männeken mit den gelben Jacken". Sechs Unparteiische setze die Uefa nur als pingelige Ordnungshüter ein, meinte Heldt. "Nebensächlichkeiten nehmen sie ganz genau, das Wichtige sehen sie nicht, aber beschweren sich, weil wir uns aufregen." Und Heldt redete sich richtig in Rage: "Die Idee der Uefa war: noch zwei Schiedsrichter mehr, um die Situation besser in den Griff zu kriegen. Aber einen Scheißdreck kriegen die in den Griff, gar nichts!" Und weiter: "Und später sagen sie, tut uns leid, Tatsachenentscheidung. Da krieg ich das Kotzen, da krieg ich die Krätze!"

Das Interview von Horst Heldt im Video:

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Die massive Verärgerung stieß sogar beim Gegner auf Verständnis. "Das war eine Fehlentscheidung", urteilte auch Youri Mulder, der 1997 als Spieler unter Stevens den UEFA-Cup mit Schalke gewann und inzwischen zum Trainer-Stab Twentes gehört. Zur strittigen Situation nach einer Stunde Spielzeit gaben die Hauptbeteiligten widersprüchliche Statements ab. "Ich habe ihn nicht berührt", beteuerte Matip. "Er hat mich leicht berührt", behauptete de Jong. Beim Laufduell, als der Schalke-Verteidiger den Torjäger verfolgte, kam es nur zu einem hauchzarten Kontakt, der sogar in den Super-Zeitlupen kaum zu erkennen war. Der Impuls ging eher von de Jong aus, dessen Sohle das Knie des ihm hinter spurtenden Matip touchierte. Der Holländer kam ins Stolpern, fiel über seine Füße in den Strafraum, aber der Schotte Thompson verlegte das ganze Geschehen in den 16-Meter-Raum. Nicht einmal ein Holländer behauptete, dass der Elfmeter korrekt war. Selbst eine Abstufung der Strafen, Gelb für Matip und Freistoß, wäre noch ein harter Entscheid gewesen. Twente nahm das Geschenk zum 1:0 dennoch gerne an.

"Ich habe Wut im Bauch", sagte Stevens, eher etwas freundlicher wurde. Es sei richtig, sagte er, die Deutschen hätten die Schwalben erfunden. "Und die Holländer kopieren sie", rief er. Um eine Schwalbe, einen freiwilligen Sturz zur Prüfung der Rasenbeschaffenheit per Vollkörperkontakt von de Jong handelte es sich nicht. Der Stürmer hatte Matip fast abgeschüttelt und freie Bahn aufs Tor. Sich hinzuschmeißen machte keinen Sinn, zumal Schwalben in Holland als gemeine Ausprägung der Unfairness fast so verpönt sind wie in England.

Büßen lassen wollen die Schalker am Sonntag erst den Hamburger SV und dann im Rückspiel das Twente-Team. "Wir sind brutal heiß. Wir alle wollen so nicht ausscheiden", sagte Timo Hildebrand. Lewis Holtby rief höhere Mächte auf, für Gerechtigkeit zu sorgen: "Es gibt dafür ja fünf, zehn, oder 15 Schiedsrichter, von denen keiner was mitkriegt. Aber der liebe Gott sieht sowas. Deswegen wird es für uns am nächsten Donnerstag klappen." (dapd)

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