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© dpa

Handball-Affäre: HSV spricht Uwe Schwenker schuldig

Andreas Rudolph, Präsident des Bundesligisten HSV Hamburg, greift in der Handball-Bestechungsaffäre Kiels Geschäftsführer Uwe Schwenker mit scharfen Worten an.

Andreas Rudolph lächelte, als er das Wort ergriff. Der Präsident des Handball-Bundesligisten HSV Hamburg genoss sichtlich das mediale Aufkommen in einem Hotel in Hamburg-Altona, die vielen Fernsehkameras, die Blitzlichter der Fotografen, denn natürlich war ihm die Tragweite seines Auftritts bewusst. Die 42 Minuten, in denen Rudolph gestern den THW Kiel und die deutschen Gremien des Handballs im mutmaßlichen Bestechungsskandal wegen mangelnder Aufklärungsarbeit in einer Art Rundumschlag kritisierte, dürften mehr als nur eine Fußnote in der deutschen Handballgeschichte darstellen. Noch nie hat ein Bundesligaklub einen anderen öffentlich so heftig kritisiert und Rücktritte gefordert. Rudolph forderte etwa THW-Geschäftsführer Uwe Schwenker dazu auf, alle Ämter bis zur Klärung der Vorwürfe ruhen zu lassen. „Er muss seine Vorbildfunktion, die er immer hatte, auch jetzt erfüllen“, sagte Rudolph. Als er das markig verkündete, hatte Schwenker allerdings schon erklärt, er werde mit sofortiger Wirkung seine Ämter als Vizepräsident der Handballbundesliga, als Vizepräsident der Group Club Handball und als Mitglied des Marketing Boards der Europäischen Handball-Föderation ruhen lassen.

Schwenker steht im Zentrum des vermeintlichen Bestechungsskandals: Der 50-Jährige soll mit dem Ex-THW-Trainer Noka Serdarusic seit 2000 mindestens zehn Spiele in der Champions League verschoben haben, darunter auch das Finalrückspiel 2007 gegen die SG Flensburg-Handewitt. Die Staatsanwaltschaft Kiel, die gegen Schwenker wegen des Verdachts der Untreue ermittelt, vernimmt mögliche Zeugen, doch noch ist unklar, ob Anklage erhoben wird. Schwenker hat alle Vorwürfe bestritten, doch nun gerät er weiter unter Druck, ebenso wie die fünf Gesellschafter und acht Beiräte des THW Kiel.

Rudolph und HSV-Aufsichtsratsvorstand Rüdiger Hess werfen den THW- Gremien vor, alle Vorwürfe zu verschleiern. „Aus gegebenem Anlass, besonders mit Rücksicht darauf wie der THW Kiel mit den Manipulationsvorwürfen bisher umgegangen ist, fordert der HSV den THW Kiel und dessen Gremien auf, unbedingt ihren Beitrag zur rückhaltslosen Aufklärung der Vorwürfe zu leisten.“

Die THW-Gremien beharren indes darauf, zunächst die Akteneinsicht bei der Staatsanwaltschaft abzuwarten und dann zu entscheiden.

Rudolph erklärte, er sei von der Schuld Schwenkers überzeugt. Diese Überzeugung beruht auf einem gemeinsamen Abend auf Rudolphs Finca am 30. Juli 2007 auf Mallorca. Damals hatte Rudolph das Ehepaar Schwenker, Gerd Butzeck, den Geschäftsführer der Handball-G 14, dessen Lebensgefährtin sowie THW-Gesellschafter Willi Holdorf und dessen Ehefrau Sabine Holdorf-Schust, welche die THW-Geschäftsstelle leitet, eingeladen. Damals habe Schwenker, der nicht nüchtern gewesen sei, gesagt: „Die Champions League werdet ihr nie gewinnen. Ich habe lange gebraucht um zu erfahren, dass dazu Schiedsrichter bestochen werden müssen.“ An den genauen Wortlaut könne er sich nicht mehr erinnern, sagt Rudolph. Schwenker hätte mehr erzählen wollen, sei aber von Butzeck gestoppt worden. „Ich war betroffen, ich habe versucht, die Sache schnell zu vergessen“, sagte Rudolph. Zum Zeitpunkt der Äußerung habe das Ehepaar Holdorf nicht mehr am Tisch gesessen.

Erst am 2. März, als die Vorwürfe gegen Kiel laut geworden waren, habe er Schwenker damit konfrontiert. Auch habe Dieter Matheis, Beiratsvorsitzender der Rhein Neckar-Löwen, aus den Protokollen der Löwen-Gesellschafter vorgelesen , denen Serdarusic alles gebeichtet haben soll. Aber Schwenker habe alles abgestritten. Auf die Frage, warum er das alles erst jetzt erzähle, antwortete Rudolph: „Die Sache hat sich erst jetzt zugespitzt, aber ich gebe zu, dass mein Verhalten hier nicht ganz richtig war.“

Der THW reagierte mit einer Erklärung auf die ganzen Vorwürfe. „Der Aufforderung des HSV Hamburg an den THW Kiel und dessen Gremien, ’unbedingt ihren Beitrag zur rückhaltlosen Aufklärung der Vorwürfe zu leisten’, hätte es nicht bedurft.“ Der Verein habe „die ihm bisher zugänglichen Erkenntnismöglichkeiten ausgeschöpft, ohne dass sich der Verdacht von Spielmanipulationen bestätigt hat“, heißt es in der Mitteilung.

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