zum Hauptinhalt
Bestes Wetter, um den Tag am Wasser zu verbringen.

© IMAGO/Schöning

Hurra, ein Krautbarsch!: Auch fanglose Angeltage sind erfolgreiche Tage

Petri, die Angelsaison geht wieder los. Nicht immer landet ein Fisch am Haken. Doch sportlich betätigen kann man sich dadurch erst recht.

Inga Hofmann
Ein Kommentar von Inga Hofmann

Stand:

Am Wochenende fing ich einen Krautbarsch. Ich verwendete einen kleinen Blinker als Köder, einen grünen Hecht aus Gummi. Mein Begleiter erklärte mir, dass er mit diesem Köder immer besonders erfolgreich gewesen sei, schon richtig große Raubfische rausgeholt hätte. Also versuchte ich mein Glück mit ebenjenem Köder. Offenbar erfolgreich, denn als ich anfing zu kurbeln, um die Schnur einzuholen, spürte ich Widerstand. Glücksgefühle machten sich bereit, ich spürte Euphorie durch meine Adern fließen.

Endlich, der erste Fang des Jahres. Das Ende der Schnur näherte sich, dank meiner speziellen Brille konnte ich durch das trübe Wasser bereits die Umrisse des Köders erkennen. „Ein Krautbarsch“, rief mein Begleiter plötzlich und lachte laut auf. Ein Krautbarsch? Tatsächlich. Lange grüne Algen hatten sich am Köder verfangen, dazwischen klebten einige Brocken Schlamm. Ein besonders prächtiges Exemplar eines grün-braunen Krautbarsches. Wieder nichts, dachte ich. Der nächste erfolglose Tag.

Denn bekanntermaßen bemisst sich der Erfolg in dieser Sportart ja am Fang. Wobei die Debatte, ob es sich beim Angeln tatsächlich um einen Sport handelt, ohnehin hitzig geführt wird und zu keinem eindeutigen Schluss kommt. Die einen sagen, dass die zahlreichen Angelmethoden durchaus kräftezehrend seien. Die anderen sagen, dass allein der Wettbewerbsgedanke dem Tierwohl widerspreche und man deshalb nicht von einem Sport sprechen sollte.

Mit Spinnern und Blinkern ist der Erfolg nicht mehr weit.

© imago stock&people

Insbesondere die Sozialen Medien befeuern den Konkurrenzkampf unter Angler:innen. Instagram-Nutzer:innen lassen sich dabei ablichten, wie sie breit grinsend einen Raubfisch emporstrecken, dem noch der Haken im Maul hängt. Nach dem Motto: größer, länger, schwerer. Erst im Januar kursierte das Foto eines Anglers, der neben einem zweieinhalb Meter langen Wels am Elbstrand lag, bevor er ihn zurück ins Wasser ließ. Bei Tierschützer:innen klingeln da die Alarmglocken, schließlich kriegen Fische außerhalb des Wassers keine Luft.

Doch solange sich der Erfolg an Größe und Gewicht bemisst, wird es wohl weiterhin solche Bilder geben. Dabei hängt sportlicher Erfolg auch von ganz anderen Aspekten ab. Ich jedenfalls hatte am darauffolgenden Tag tüchtigen Muskelkater in den Oberarmen und im Kreuz. Nicht, weil der Krautbarsch so schwer war, sondern weil ich stundenlang über den See gerudert war – in der Hoffnung, doch noch eine geeignete Stelle zu finden.

Auch das ständige Auswerfen und Einholen des Blinkers beanspruchte meine Oberarme. Gemeinsam mit meinem Begleiter mutmaßten wir außerdem, wo die Karpfen es sich gemütlich gemacht haben könnten. Und wo die Hechte ihre Bahnen zogen. Wir diskutierten diverse Köder und überlegten, welche besonders attraktiv aussehen könnten.

Ein Gummiköder hatte bereits seinen Schwanz verloren. „Ist doch gut“, sagte mein Begleiter. „Verletzte Fische sind leichte und damit attraktive Beute.“ Die ganzen Mutmaßungen und Überlegungen waren echtes Gehirnjogging. Und so war es ein durchaus sportlicher Tag – sowohl physisch als auch psychisch. Da soll nochmal jemand sagen, Erfolge hänge allein davon ab, was an der Angel hängt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })