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Seit dem Trainerwechsel zu Jupp Heynckes zeigt Franck Ribery wieder, was für ein Potential in ihm steckt.

© rtr

Franck Ribery: "Ich fühle die beste Zeit meines Lebens"

Der französische Nationalspieler Franck Ribéry spricht mit dem Tagesspiegel über den Saisonstart des FC Bayern, sein Familienleben in München und den Unterschied zwischen ihm und Arjen Robben.

Herr Ribéry, mancher in Deutschland macht sich Sorgen wegen der Dominanz des FC Bayern in der Bundesliga, auch in der Champions League läuft es bestens. Ist die Sorge berechtigt?

Ob Sie das Dominanz nennen oder anders. Ich kann Ihnen nur sagen, wie wir das empfinden.

Und wie?
Wir spüren eine gute Atmosphäre in der Mannschaft und im Verein. Wir haben Spaß, das drückt sich in guten Spielen aus.

Spaß allein wird es kaum sein, das den FC Bayern die Spiele gewinnen lässt?
Das stimmt, hinter alldem steckt eine Menge Konzentration. Wir haben eine gute Ordnung auf dem Platz. Dabei aber genießen wir unsere Freiheit, die uns der Trainer lässt. Heynckes hat uns aus einem Tief geholt und wir folgen ihm.

Ist denn angesichts der neuen Harmonie mit einem Durchmarsch zu rechnen. Auf Platz eins stehen Sie ja schon?
Sie haben das sicher schon oft gehört, aber es stimmt einfach: Wer beim FC Bayern spielt, gewöhnt sich an den Anspruch, den dieser Klub hat. Wenn aber das Wort Durchmarsch fällt, weiß jeder von uns, dass die Saison noch lang ist und viel passieren kann.

Sie haben es erwähnt, das bayrische Hoch wird mit Jupp Heynckes in Verbindung gebracht. Wie ist Ihr Verhältnis?
Ich bin sehr zufrieden. Ich komme mit dem Menschen und Trainer Heynckes bestens aus. Ich spüre sein Vertrauen, seine menschliche Art. Er spricht viel mit uns, das macht meinen Kopf frei für den Platz. Und dann bin ich über die Geburt meines Sohnes wahnsinnig glücklich. Wenn ich glücklich bin, sieht man das auch auf dem Platz.

Was ist anders beim FC Bayern?
Kurz und knapp: Alle verteidigen, alle stürmen. Wir funktionieren als Mannschaft sehr gut, es ist ein Gemeinschaftsgefühl da, das uns Stabilität gibt. Jeder will zuerst einmal für die Mannschaft spielen und erst dann als Einzelspieler glänzen. Wir haben viel Bewegung in unserem Spiel.

Kann die überragende Frühform nicht auch ein Nachteil sein, weil man sie in jedem Spiel bestätigen muss und die ohnehin großen Erwartungen noch mal wachsen?
Man kann es sich nicht leisten, lange zu brauchen, vor allem nicht, wenn man auch in der Champions League spielt. Und das wollen wir alle. Und schließlich haben wir das erste Spiel zu Hause gegen Mönchengladbach verloren. Aber, wie soll ich das ausdrücken, es kam keine Panik oder Angst auf, es könnte nicht laufen.

Sondern?
Wir haben gespürt, wir können das korrigieren. Das muss man als Mannschaft erst einmal können, auf eine Niederlage am ersten Spieltag so zu reagieren. Bis heute haben wir ein Gegentor kassiert – das gegen Mönchengladbach.

Die neue Ordnung bedeutet auch, dass Sie auch mit verteidigen. Kann man das als Stürmer, der viel Kraft in Angriffe investiert, überhaupt?
Wenn ich wie jetzt richtig fit bin, dann arbeite ich nach hinten und habe genug Power, um vorne auch etwas Wirkungsvolles leisten zu können. Außerdem kommt mir entgegen, dass ich mit Philipp Lahm wieder einen festen Partner auf meiner Seite habe. Wir kennen uns seit Jahren sehr gut. Letzte Saison haben wir auf der Position öfter gewechselt. Jetzt habe ich das Gefühl, es passt perfekt.

Im Angriff lässt der Trainer auch Ihnen mehr Freiheiten?
Das stimmt. Die Mitarbeit nach hinten ist die Grundlage dafür, vorne aber gibt es weniger strikte Vorgaben, was am Ende vielleicht zu einem variableren Spiel führt.

Angriff gibt uns das Stichwort in Sachen Arjen Robben, der jetzt lange fehlte?
Gegen Leverkusen war er in der Bundesliga wieder dabei. Jeder hat gesehen, wie wichtig er für uns ist. Und wir sind froh, dass er wieder da ist.

Aber Sie waren nicht immer einer Meinung auf dem Platz, wenn Robben zum Beispiel zu spät oder gar nicht abgespielt hat?
Das ist ein Unterschied zwischen uns. Arjen ist ein Torjäger. Er will unbedingt Tore machen, ich bin mehr der Vorbereiter. Da kann es schon mal zur Diskussion kommen. Aber wir regeln das unter Kollegen auf dem Platz. Er ist ein Weltklassetyp.

Sehen wir den besten und glücklichsten Franck Ribéry seit langem?
Das ist schwer zu sagen, aber ich fühle so etwas wie die beste Zeit meines Lebens, wenn man so etwas überhaupt sagen kann.

Was hat sich aus ihrer Sicht verändert?
Ich brauche eine positive Atmosphäre, um gut zu spielen. Fußball ist ein Vergnügen, ich habe und brauche Spaß dabei. Jupp Heynckes vermittelt mir das.

Doch waren Sie zuletzt oft verletzt?
Zuerst denkt man: Warum hast du kein Glück? Du denkst, wie lange wird die Pause diesmal sein? Es ist schwierig, da herauszufinden.

Und wie schaffen Sie es, optimistisch zu bleiben?
Mir hilft das Gebet zu meinem Gott, um optimistisch zu bleiben.

Man hat den Eindruck, Ihre Familie und Sie fühlen sich in München nun wirklich wohl. Das schien lange nicht der Fall. Sind die Ribérys in München angekommen?
Es hilft sehr, wenn du dich in deiner Umgebung genau auskennst, wenn du weißt, dort bekomme ich dies und das, wo ist ein Spielplatz, wo können wir draußen unter Bäumen einen Kaffee trinken und wo ist die und die Schule, in der die Kinder gut aufgehoben sind. Es sind Kleinigkeiten, die zum Wohlfühlen beitragen. Man kann in dieser Stadt sehr gut leben.

Das heißt, Sie können sich vorstellen, noch lange beim FC Bayern zu bleiben?
Durchaus, das kann ich mir sehr gut vorstellen. Warum nicht?

Das Gespräch führte Oliver Trust.

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