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Simon Ernst, 26, wechselte vor zwei Jahren nach Berlin. Der ehemalige Nationalspieler kämpfte sich nach drei schweren Knieverletzungen zurück und spielt seit dieser Saison wieder beschwerdefrei. Heute treten die Füchse in Lemgo an (17 Uhr/Sky).

© Nordphoto/Imago

Handball-Profi Simon Ernst über die Füchse Berlin: „Ich habe jederzeit die Unterstützung des Vereins gespürt“

Drei Kreuzbandrisse hat Simon Ernst hinter sich. Jetzt kann er endlich wieder problemlos Handball spielen. Doch bei den Füchsen darf er nicht bleiben.

Herr Ernst, das Bundesligaspiel der Füchse Berlin vergangenen Mittwoch gegen Göppingen musste aufgrund eines Coronafalls abgesagt werden. Wie verlief die Saison in Ihren Augen ansonsten bisher?
Es ist für uns extrem anders als sonst. In erster Linie fehlen natürlich die Zuschauer, aber da geht es allen Mannschaften gleich. Ansonsten merkt der Verein es natürlich wirtschaftlich und emotional – es ist etwas ganz anderes, man muss sich als Mannschaft viel mehr selbst pushen. Der Kitzel vor dem Spiel fehlt komplett. Und wir müssen uns darauf einstellen, dass viele Undenkbarkeiten eine Rolle spielen. Jederzeit könnten Spieler ausfallen oder die Mannschaft könnte in Quarantäne. So war es auch bei Göppingen: Wir bereiten uns auf das Team vor, schauen Videos des Gegners, trainieren dementsprechend und während des Trainings kommt dann der Anruf, dass das Spiel abgesagt wird. Das ist extrem schwierig.

Auch die Füchse mussten vor nicht allzu langer Zeit in Quarantäne. Wie hat sich das auf die Vorbereitungen ausgewirkt?
Also wenn man eine Woche den Ball nicht in der Hand hat, merkt man das schon. Andererseits sind wir eh quasi in den letzten zwei Monaten komplett im Rhythmus von englischen Wochen, das heißt wir haben vor jedem Spiel sowieso nur ein, zwei Einheiten, um uns vorzubereiten. Von daher haben wir das ganz gut hinbekommen, glaube ich. Aber klar ist, dass es eine Mannschaft extrem schwächen kann, wenn sie gezwungen ist, wieder und wieder in Quarantäne zu gehen und dadurch ihren Trainings- und Wettkampfrhythmus verliert.

Für Sie ist es die letzte Bundesligasaison mit den Füchsen. Kürzlich wurde bekannt, dass nach drei gemeinsamen Jahren Ihr Vertrag bei den Berlinern nicht verlängert wird. Wie geht es Ihnen mit dieser Entscheidung?
Das ist erstmal eine unschöne Entscheidung, keine Frage. Trotzdem fühle ich mich als Mensch und als Handballer wertgeschätzt bei den Füchsen und sehe auch unsere Kadersituation. Ich weiß, dass wir gerade im Rückraum gute Spieler haben. Das zeigt sich allein schon, wenn man sieht, welche Jungs da zur WM fahren, nämlich Jacob Holm, Lasse Andersson, Paul Drux und Marian Michalczik. Das sind genau diejenigen, mit denen ich mir die Position teile. Von daher glaube ich, muss ich mich nicht dafür schämen, dass mit diesen Leuten weitergearbeitet wird, und versuche, positiv nach vorne zu blicken. Diese Saison stelle ich mich noch in den Dienst der Mannschaft und dann freue mich auf neue Herausforderungen.

Gibt es denn bestimmte Momente oder Erlebnisse bei den Füchsen, die besonders einprägsam waren?
Das hört sich vielleicht erstmal komisch an, aber obwohl der Vertrag nicht verlängert wird, habe ich hier jederzeit die Unterstützung des Vereins gespürt, insbesondere von Bob Hanning (Manager der Füchse, Anm. d. R.), der mich bei all meinen Verletzungsgeschichten unterstützt hat, und natürlich von den Mitspielern, die ich hier kennengelernt habe. Ich glaube, das ist es auch, was nach einem Vereinswechsel bleibt: Die Kontakte zu Mitspielern, Coaches und Betreuern, die neben den Fans den Verein ausmachen.

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Sie haben die Verletzungssituation bereits angesprochen. Im vergangenen Jahr zogen Sie sich den dritten Kreuzbandriss zu. Für viele ist die Karriere schon nach dem zweiten vorbei. Wie kämpft man sich aus so einer Situation heraus?
Das ist kein Hexenwerk in dem Sinne, da verläuft jede Reha ähnlich. Gleichzeitig ist es eine große mentale Herausforderung, wenn man nicht weiß, ob es überhaupt noch weitergeht. Aber bei mir gingen die körperliche und die mentale Genesung irgendwie einher. Wenn man merkt, es klappt langsam wieder, bekommt man auch mehr Selbstvertrauen.

Und wie geht es Ihnen heute damit?
Körperlich bin ich zu hundert Prozent fit. Ich versuche auch gar nicht so weit zurückzublicken, aber natürlich werde ich das immer wieder gefragt und dadurch dazu gezwungen, darüber nachzudenken. Mein Lieblingsthema ist es nicht gerade.

Dann schauen wir doch lieber in die Zukunft. Ist denn schon absehbar, wie es jetzt für Sie weitergeht?
Dazu kann ich noch nichts sagen, denn da möchte ich keine Spekulationen anheizen. Aber ich hoffe, dass wir alle gesund bleiben – sowohl was Verletzungen angeht als auch Corona. Bei meiner Historie versteht glaube ich jeder, dass gesund bleiben das Hauptziel ist. Und ich hoffe, dass wir möglichst viele Spiele gewinnen.

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