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Sport: Im Schatten des Monopols Private Wettanbieter hoffen auf Bundesrichter

Berlin - Bernd Hobiger kennt sich aus im Geschäft. Zu DDR-Zeiten war er Angestellter auf der Trabrennbahn Karlshorst.

Berlin - Bernd Hobiger kennt sich aus im Geschäft. Zu DDR-Zeiten war er Angestellter auf der Trabrennbahn Karlshorst. Dann kam der Mauerfall, und die Bürger der DDR wollten Autos kaufen und nach Mallorca fliegen. Auf Pferderennen wetten wollte niemand mehr. Hobiger verlor seinen Job und beantragte eine Buchmacher-Lizenz. Diese in der DDR erteilte Lizenz ist bis heute gültig. Deshalb ist Hobiger einer von vier privaten Buchmachern in Deutschland, die zusätzlich zu Pferdewetten Sportwetten anbieten dürfen. Doch nun fürchtet Hobiger „ein Berufsverbot“. Denn der rechtliche Bestand seiner Lizenz ist in den vergangenen 15 Jahren nie abschließend geklärt worden. Und nach dem Skandal um manipulierte Fußballspiele denken viele Fans bei privaten Buchmachern an dubiose Spielhöllen, in der ruchlose Zocker mit Geldscheinen um sich werfen. Und die Finanzministerkonferenz forderte vergangene Woche ein Werbeverbot für private Wettanbieter.

Bernd Hobiger und seine Kollegen Norman und Eiken Albers sind deshalb gestern im Wettbüro Albers auf der Rennbahn Karlshorst vor die Öffentlichkeit getreten, um „gegen alle Café Kings dieser Welt“ vorzugehen – und gegen das staatliche Monopol für Sportwetten. Denn bisher darf mit Ausnahme der Inhaber alter DDR-Lizenzen allein das staatliche Unternehmen Oddset Fußballwetten anbieten. „Es gibt keine guten staatlichen Wetten und böse private Wetten“, sagt Norman Albers, Vorsitzender des deutschen Buchmacherverbandes. Nur ein kleiner Teil der Wetten fließe über Oddset, sagt Norman Albers. Dagegen würden Milliardenbeträge über das Ausland abgewickelt. Im Falle einer Legalisierung würde ein Teil dieses Geldes in Deutschland eingesetzt und so Steuern abwerfen und Arbeitsplätze bringen, argumentieren die Wettanbieter. Zudem seien ihre Angestellten besser ausgebildet als die Mitarbeiter eines Lottogeschäfts, die Oddset-Scheine entgegen nehmen. Sie könnten auffällige Wetten deshalb eher erkennen. Dass der Staat teilweise mit Razzien gegen private Wettbüros vorgeht, sei „Wettbewerbspolitik zugunsten von Oddset“.

Nun hoffen die Buchmacher auf das Bundesverfassungsgericht. Noch in diesem Jahr will Karlsruhe über eine Beschwerde der Buchmacher entscheiden. Möglicherweise kann Hobiger dann auf seine alte DDR-Lizenz verzichten.

Steffen Hudemann

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