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In seinem eigenen Universum: Novak Djokovic zwischen Genie und Wahnsinn
Er gewinnt auf dem Tennisplatz fast alles und bringt Leute zum Schmunzeln. Aber es gibt auch noch die andere Seite von Novak Djokovic.

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Novak Djokovic hat seine Macken. Liebevolle, wie er am Freitag bei einer Pressekonferenz mit Alexander Zverev unter Beweis stellte. Da mogelte er sich unter das Publikum und stellte dem Deutschen unter anderem die Frage: „Können Sie uns sagen, was Sie an der Weltraumforschung so reizt?“
Das sorgte für allgemeine Heiterkeit, und es ist nicht das erste Mal, dass Djokovic sich als begnadeter Entertainer präsentiert. Fast schon legendär sind seine Imitationen anderer Tennisstars, ob nun Maria Sharapowa oder John McEnroe. Vor allem in seinen Anfangsjahren auf der Tour begeisterte er damit die Zuschauer.
Immer unterhaltsam sind auch seine Interviews nach großen Finals noch auf dem Platz. Kaum ein Tennisprofi gibt dabei auch nur annähernd ähnlich Gehaltvolles von sich wie der Serbe – egal, ob er gewonnen oder verloren hat.
Aber von Novak Djokovic gibt es eben auch noch die andere, unkontrollierbare Seite. Fühlt er sich ungerecht behandelt oder ist er unzufrieden, kann er komplett ausrasten und ist nur noch schwer zu beruhigen. Trauriger Höhepunkt eines Wutausbruchs war die Disqualifikation bei den US Open 2020, als er eine Linienrichterin – wenn auch unabsichtlich – abschoss.
In Erinnerung ist vielen, auch Nicht-Tennisfans, sein Einreisedrama vor den Australian Open 2022. Weil er nicht gegen Corona geimpft war, wurde ihm das Visum entzogen, und er musste das Land wieder verlassen.
Nun äußerte sich Djokovic in einem Interview noch einmal zu dieser Zeit. Im Abschiebehotel sei ihm damals Essen vorgesetzt worden, das ihn vergiftet hätte. Schon zuvor hatte er die damaligen Tage als „Trauma“ bezeichnet, das ihn bis heute verfolge.
Novak Djokovic hat immer polarisiert, und er glaubt an seine eigenen Wahrheiten. Er sei 2022 „für niemanden eine Bedrohung“ gewesen, ist auch so eine davon. Begründung: „Weil ich Antikörper hatte.“ Damals aber galten andere Regeln und Gesetze. Djokovic wollte sich daran nicht halten und überschätzte seine tatsächliche Größe als Sport-Superstar.
Und das ist er eben auch: ein wenig seltsam in seinen Ansichten, zuweilen an der Grenze zur Verschwörungstheorie. Medienwirksam ist auch das, und womöglich lässt es sich sogar als weitere Macke abtun. Letztlich aber bleibt das dumpfe Gefühl, dass Novak Djokovic vielleicht einfach nur das tun sollte, was er wie kaum ein anderer kann: Tennis spielen und dabei Rekorde brechen.
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