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Jeder Affenlaut ist einer zu viel: Dennis Schröder ist laut, aber gerade das braucht es im Kampf gegen Rassismus
Selbst rund um den eigentlich so diversen Basketball bleibt Rassismus ein Problem. Dass Dennis Schröder dieses immer wieder thematisiert, ist wichtig.

Stand:
Die deutsche Basketballnationalmannschaft fegt durch die EM-Vorrunde, zaubert gegen die starken Litauer – doch über Sport spricht anschließend niemand. Wie Dennis Schröder nach dem Spiel am Samstag öffentlich machte, wurde der 31 Jahre alte Kapitän beim Gang in die Halbzeit rassistisch beleidigt. Vereinzelte litauische Fans sollen ihn mit Affenlauten verunglimpft haben.
Dass er anschließend nicht nur vom Deutschen Basketball-Bund (DBB), sondern auch aus Litauen Unterstützung erhalten hat, und mindestens eine Person aus der Halle geworfen wurde, ist ein starkes Zeichen. Dennoch zeigt der Vorfall, dass selbst rund um den Basketball, in dem die größten Stars Schwarz sind und der wahrscheinlich zu den tolerantesten Sportarten der Welt zählt, Rassismus immer noch ein Problem ist.
Schröders Frau Ellen veröffentlichte am Samstag eine verstörende Hassnachricht, die sie auf Instagram erhalten hatte. Es ist sicher nicht die einzige. Auch Dennis Schröder war schon Opfer von Hate Speech. Das Verhältnis der deutschen Öffentlichkeit zum Basketball-Weltmeister aus Braunschweig ist schwierig.
„Es ist eine große Ehre, aber es wird bei mir niemals so sein wie bei Dirk. Ich werde in diesem Land nicht die gleiche Liebe bekommen, weil ich dunkelhäutig bin“, sagte er kurz vor der EM in einem Interview mit dem „Stern“ über seine Rolle als Fahnenträger bei Olympia in Paris. Anschließend bekam er viel Kritik ab. Wie könne er es wagen, sich mit dem großen Nowitzki zu vergleichen? Und bei der Abneigung vieler Menschen gehe es doch gar nicht um die Hautfarbe.
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Zum Teil stimmt das vermutlich. Seine Art wird in Deutschland irgendwo zwischen etwas zu selbstbewusst und arrogant eingeordnet. Zu behaupten, die Hautfarbe spiele dabei überhaupt keine Rolle, verschließt allerdings die Augen vor der gesellschaftlichen Realität in einem Land, in dem eine rechtsextreme Partei bei der letzten Bundestagswahl 20 Prozent der Stimmen erhalten hat.
Vereinzelt wurde Schröder nach dem Interview nahegelegt, sich doch bitte auf den Sport zu konzentrieren. In den USA erlebte LeBron James im Zuge der Black-Lives-Matter-Bewegung Ähnliches. „Shut up and dribble“, forderte eine Moderatorin vom Basketball-Superstar.
Dennis Schröder hätte am Samstag schweigen können – es waren schließlich nur ein paar Idioten unter Tausenden Fans. Es ist gut, dass Dennis Schröder genau das nicht tut. Denn jeder einzige Affenlaut ist einer zu viel.
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