Sport: Jugend bestraft Lässigkeit Wie die SCC-Volleyballer eine Sensation schafften
Der Star des Abends: Christoph Eichbaum vom SCC
Berlin - Die Lage war fast aussichtslos. Doch gerade daraus zogen die Volleyballer des SC Charlottenburg ihre Kraft. „Gegen eine Mannschaft wie Sisley Treviso 0:2 hinten zu liegen, das ist doch so ziemlich das Beste, was passieren kann“, sprudelte es aus Christoph Eichbaum heraus. Der 22-Jährige lieferte für seine eigenartig anmutende These auch die Begründung: „Dann lässt bei denen nämlich die Konzentration nach, und wir kommen dadurch besser an die Bälle ran.“ Eichbaum hatte Recht. Der SCC wandelte am Mittwochabend in der Champions League in einem dramatischen Schlagabtausch einen 0:2-Satzrückstand gegen Italiens Meister noch in einen 3:2-Sieg um. Bislang waren italienische Spitzenklubs im Volleyball zumeist als Lehrmeister für deutsche Mannschaften aufgetreten – oder, wenn man nachher die Ergebnisse betrachtete, wohl eher noch als Zuchtmeister.
Dass der SCC den 2350 Zuschauern in der Sömmeringhalle einen freudvollen Abend bescherte, lag nur am Rande an den sonstigen Leistungsträgern. Es waren die jungen, unbekümmerten Kräfte der Charlottenburger, die die Italiener für deren Lässigkeit abstraften: der überragende Robert Kromm vorneweg, aber auch Christoph Eichbaum, Felix Fischer oder Manuel Rieke. Ihr Durchschnittsalter: 21,2 Jahre, mithin also die Zukunft des SCC. Allesamt Spieler, die ihr Temperament noch gar nicht richtig zügeln können. „In den ersten beiden Sätzen wussten wir gar nicht wohin mit unseren Emotionen“, gab Kromm zu.
SCC-Manager Kaweh Niroomand staunte nachher vor allem über den mutigen Auftritt des eingewechselten Christoph Eichbaum, dem manche schon nachgesagt haben, er würde seine Karriere in ferner Zukunft auch noch als großes deutsches Volleyball-Talent beenden. „Er hat sehr abgeklärt, sehr ruhig gespielt“, lobte Niroomand. Trainer Mirko Culic hat immer an Eichbaums Stärke geglaubt. Bis zum Durchbruch dauerte es indes eine Weile. Vor dieser Saison hielten die Charlottenburger ein Trainingslager in Frankreich und Belgien ab. Eine teure Angelegenheit. Und weil zu dem Zeitpunkt so viele SCC-Spieler verletzt waren, warf Niroomand gegenüber Culic mal beiläufig ein, die Reise hätte man sich ja wohl sparen können. Culic erwiderte: „Wieso? Wir haben doch einen guten Spieler hinzubekommen: Christoph Eichbaum.“ Dabei hatte Eichbaum schon drei Jahre beim SCC hinter sich, er musste offenbar erst neu entdeckt werden.
Der SCC hat im dritten Gruppenspiel der Champions League erstmals gewonnen. Dass Trevisos hochkarätig besetztes Ensemble ohne den am Knie verletzten Nationalspieler Alessandro Fei auskommen musste, schmälert den Erfolg nicht. Nun aber ist beim SCC rasches Umdenken gefragt, steht doch morgen bei der SG Eltmann eine vermeintlich leichte Partie im deutschen Pokal auf dem Programm. „Wenn ich daran denke, bekomme ich jetzt schon Bauchschmerzen“, sagt Niroomand und mahnt bei den Champions-League-Helden die schnelle Besinnung auf das Alltagsgeschäft an.