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© dpa

Nationalmannschaft: Kampf um die Plätze

Die deutsche Nationalmannschaft muss bei jeder WM um den Titel mitspielen – doch mit welchen Spielern wird Bundestrainer Löw dieses Ziel angehen?

Das Jahr der Weltmeisterschaft beginnt für den deutschen Fußball mit einer Formalie. Joachim Löw wird seinen Vertrag als Bundestrainer bis 2012 auch offiziell verlängern. Der 49-Jährige soll nach dem Wunsch von DFB-Präsident Theo Zwanziger „unabhängig vom Abschneiden bei der WM in Südafrika“ bis zur Europameisterschaft in Polen und der Ukraine verantwortlich sein für das A-Team. Das ist wenig überraschend, weil nahezu alternativlos. Die eigentlichen Probleme für die deutsche Nationalelf liegen woanders.

Was in erster Linie an der Erwartungen hängt. Alles andere als das Erreichen des Halbfinales bei der Weltmeisterschaft im kommenden Sommer wird als unwürdig empfunden. Als die deutsche Mannschaft in den Neunzigerjahren zweimal jeweils im WM-Viertelfinale ausschied, musste Berti Vogts seinen Stuhl räumen. Deutschland hat immer um den Titel mitzuspielen. Die Frage ist nur: Wie und vor allem mit welcher Mannschaft soll es gelingen?

Die Qualifikation hat die deutsche Elf souverän gemeistert. Sie hat 26 von 30 möglichen Punkten erzielt. Dass Deutschland dabei zweimal die Russen schlug, ist beachtlich. Doch die Russen werden in Südafrika fehlen, weil sie in der Relegation an Slowenien scheiterten. Dass die WM-Vorrunde in Deutschland als leicht empfunden wird, ist gefährlich. Das Gerede von einem Glückslos könne er nicht mehr hören, hat Michael Ballack unlängst gesagt. „Das ist ’ne taffe Gruppe, alle drei Mannschaft sind unbequem und physisch sehr stark“, sagte der Mannschaftskapitän, nachdem den Deutschen als Gruppenkopf Australien, Ghana und Serbien zugelost worden waren. Und überhaupt: Die Nationalmannschaft habe im Augenblick nicht die Konstanz, um als Topfavorit auf den Titel zu gelten.

Seit der Europameisterschaft im Sommer 2008 hat Löw 15 Spieler in der Nationalelf debütieren lassen. In Mesut Özil, einem der neun Neulinge des vergangenen Jahres, konnte sich ein Spielertyp ins Team spielen, der bisher gefehlt hatte. Trotzdem hat die Mannschaft zu Beginn des WM-Jahres noch kein klares Gesicht. Für die zehn Qualifikationsspiele hatte Löw 35 Spieler nominiert, 28 davon wurden auch eingesetzt. Nun zählen 30 Spieler plus Torhüter zum Perspektivkader für die WM.

Ende Januar lädt Löw diesen Kreis zu einem Fitnesstest. Bis zur Nominierung des WM-Kaders bleibt dem Bundestrainer ein einziges Testländerspiel am 3. März in München gegen Argentinien. Löw wird sich also auch davon leiten lassen müssen, wie seine Kandidaten in ihren Vereinen spielen. Direkt nach der Bundesligasaison will der Bundestrainer seinen Kader am 8. Mai versammeln, unabhängig davon, ob einige Spieler vielleicht noch im Uefa-Cup-Finale (12. Mai), dem DFB-Pokalfinale (15. Mai) oder dem Endspiel der Champions League (22. Mai) vertreten sind.

Vorsorglich hat Löw seine Kandidaten vor Nachlässigkeiten gewarnt. „Wir müssen darauf schauen, dass alle Spieler topfit sind, um auf dieser Basis ihre taktische Qualität ausspielen zu können. Schlampigkeiten werden irgendwann bestraft“, sagte Löw. Auch in der vierwöchigen WM-Vorbereitung werde ein Schwerpunkt auf der Fitness liegen.

Der Bundestrainer weiß, dass trotz sportlicher Qualifikation ein holpriges Jahr hinter seiner Mannschaft liegt. Spielerisch konnte sein Team selten überzeugen, besonders in Freundschaftsspielen mogelten sich längst überwunden geglaubte Schwächen ins Spiel der Mannschaft, weshalb sie immer wieder gegen die öffentliche Kritik anspielen musste. Als Grundvoraussetzung für ein erfolgreiches WM-Turnier muss die Elf in der Lage sein, über 90 Minuten ein aktives, offensives und dominantes Spiel zu liefern.

Andererseits hat Löw immer herausgestellt, wie wichtig ihm der Einbau junger Spieler ist. Talente wie Özil, Sami Khedira, Marko Marin und Jerome Boateng besäßen sehr gute Aussichten im WM-Jahr. Diese Spieler hätten zwar nicht die Erfahrung älterer Profis, aber nach den Worten des Trainers bringen sie „eine hochwillkommene Dynamik in die Mannschaft“.

Im kommenden halben Jahr bis zur WM muss Löw nun diese Dynamik in konstante Qualität umwandeln. Dabei hält die WM-Vorbereitung viele Fragen für Löw bereit: Wer soll die rechte Abwehrseite besetzen? Wer wird neben Per Mertesacker zweiter Innenverteidiger? Wer soll an der Seite Ballacks spielen? Und wie soll der Sturm aussehen?

Es gibt noch viel zu tun bis Südafrika.

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