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Gesagt ist gesagt. Uli Hoeneß hat Bayern-Trainer Louis van Gaal in Unehren entlassen. Dabei meint sogar der zum Interimstrainer beförderte Andries Jonker: „Louis van Gaal hat hier sehr viele Sachen sehr gut gemacht.“

© dpa

Uli Hoeneß: Käse, Scheißdreck, van Gaal

Hat Uli Hoeneß mit der Kritik am geschassten Trainer Louis van Gaal recht? Die Wutrede des Bayern-Chefs im Zitatecheck.

Normalerweise wahren die Verantwortlichen beim FC Bayern die Form, wenn sie einen Trainer vor die Tür setzen. Diesmal war es anders. Präsident Uli Hoeneß garnierte den Rauswurf Louis van Gaals mit einer Wutrede, die nicht wenige als Nachtreten interpretieren. Wir wollen deshalb prüfen, was an seinen Vorwürfen wirklich dran ist.

„Mit der Entscheidung, Jörg Butt aus dem Tor zu nehmen, ging die Scheiße los.“

Rein fachlich betrachtet, war van Gaals Entscheidung in der Winterpause mutig, aber nicht unplausibel. Thomas Kraft, 22, ist ein Torwart mit gewaltigem Talent und auch schon beeindruckenden Fähigkeiten. Es hatte seinen Grund, dass selbst Jürgen Klinsmann vor zwei Jahren lieber Kraft ins Tor gestellt hätte als Michael Rensing (was die Bayern-Bosse unterbanden, weil Rensing die Kahn-Nachfolge versprochen war). Jörg Butt ist mit 36 Jahren kein Mann für den radikalen Talentförderer Louis van Gaal. Nur war Butt eben der Mann für den Übergang, der nach der lang ersehnten Verpflichtung Manuel Neuers geräuschlos das Tor räumen soll.

Deshalb war van Gaals Entscheidung pro Kraft menschlich und vereinspolitisch falsch. Sie zerstörte den Rest Wohlwollen, den die Bayern-Führung dem Trainer noch schenken mochte. Zudem hatte van Gaal den radikalen Neuer-Gegnern unter den Bayern-Fans Aufwind gegeben. Die Proteste eskalierten. Thomas Kraft unterliefen nun zwei fatale Patzer, erst in Hannover und zuletzt der unselige Fehlpass in Nürnberg.

Am Ende hat van Gaal mit seiner Entscheidung Butt brüskiert, den Neuer- Transfer belastet und letztlich auch Thomas Kraft geschadet. Der wird woanders sein Glück suchen und sicher finden.

„Der Spaß hat in diesem Verein seit langem gefehlt. Nicht nur bei uns, sondern auch bei den Spielern. Dass die Spieler hinter dem Trainer standen, das ist ein Märchen.“

In der Tat ist vom Spaßfußball der vergangenen Saison nichts mehr übrig. Ob das allein an van Gaals autoritärem Auftreten liegt? In letzter Zeit war zu hören, dass van Gaals Videoanalytiker Max Reckers den Spielern ihre Fehler oft in persönlich verletzendem Ton vorhielt – und dass der Cheftrainer tatenlos zusah. Doch von einer Meuterei gegen van Gaal war bis dato nichts zu hören. Zweifelsohne hatte van Gaal Gegner unter den Spielern – was daran lag, dass er viele zu Dauer-Bankdrückern degradierte (Klose, Altintop, van Buyten, Demichelis). Wie er im Winter den allseits beliebten Mark van Bommel aus dem Verein drängte, entfachte Unruhe. Und mit Franck Ribéry kam van Gaal ohnehin nie gut aus. Aber von den etablierten Stammspielern, namentlich den Kapitänen Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger, kam nie ein Wort der Klage. Das moderne, spielorientierte Training kam gut an. Schweinsteiger hat van Gaal die für alle Seiten erfolgreiche Umschulung zum Sechser zu verdanken. Junge Spieler (Müller, Badstuber, Contento, Kraft) wussten, dass sie schneller eine Chance bekommen würden als bei anderen Trainern.

„Wenn man den einen oder anderen seit Wochen beobachtet, hat man das Gefühl, dass die pure Angst die Aktionen begleitet, und ich gehe davon aus, dass das ab sofort beendet ist.“

Wenn Uli Hoeneß und seine Mit-Entscheider das schon so lang beobachtet haben, müssen sie sich fragen lassen, warum sie van Gaal vor einem Monat die Gnadenfrist bis Saisonende einräumten. Der Trainer hat an seiner Politik seitdem nichts geändert. Schließlich hat Louis van Gaal nie nach den Regeln des Vereins, also nach den Regeln von Uli Hoeneß gespielt. Auch deshalb wurde er unehrenhaft verabschiedet.

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