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Sport: Keine Frage des Alters

Pechsteins Trainer nimmt die EM-Pleite gelassen

Berlin - Joachim Franke ist gerade heiser, aber seine Botschaft kommt trotzdem sehr klar rüber: „Das Alter spielt in diesem Fall überhaupt keine Rolle“, sagt der Eisschnelllauf-Trainer. Dieser Fall ist Platz fünf bei der Mehrkampf-EM in Klobenstein, zu mehr reichte es für seine Athletin Claudia Pechstein am Wochenende nicht. Das war schon peinlich, weil sie Titelverteidigerin war. Pechstein wird am 22. Februar 35 Jahre alt, die Pleite galt manchem Beobachter als Hinweis, dass das Denkmal Pechstein, dekoriert mit fünf Olympiasiegen, zu bröckeln beginnt. Schließlich erreichte sie in 1200 Metern Höhe auf der Freiluftbahn von Klobenstein ihr schlechtestes EM-Resultat seit 14 Jahren; über ihre Spezialstrecken 3000 Meter und 5000 Meter lag sie sogar 7,5 beziehungsweise 11,5 Sekunden hinter der jeweiligen Bestzeit. Schlimmer noch: Erstmals seit 33 Jahren hatte keine einzige deutsche Läuferin bei der EM eine Medaille gewonnen. Daniela Anschütz-Thoms (Erfurt) war noch die beste Deutsche – auf Platz vier.

Aber für Franke bröckelt da noch gar nichts. Er redet von Pechsteins Muskelproblemen im rechten Oberschenkel vor dem letzten Rennen oder der späten Anreise in die Höhe von Klobenstein. Am 8. Januar kam das Duo Franke/Pechstein an, „das war vielleicht zu spät, um sich optimal anzupassen“. Dass die 34-Jährige über 5000 Meter nach 3000 Metern sogar noch das Tempo steigerte, das ist für Franke der Beweis, „dass ihre Physis eigentlich in Ordnung war“.

Doch eine wirkliche Erklärung für das, was in Südtirol passiert ist, hat er nicht. „Wir konnten die Leistungen nicht stabilisieren, ich weiß nicht wirklich, warum.“ Er hätte sofort ihren Start abgesagt, wenn die Trainingsergebnisse nicht gestimmt hätten. „Aber es gab keine Anzeichen, dass bei der EM etwas schieflaufen könnte.“

Es ist auch trotz allem noch nichts gravierend schiefgelaufen. Der Mehrkampf ist für Pechstein seit Jahren nur eine Durchgangsstation. Für die Berlinerin zählen hochkarätige Einzel-Wettbewerbe. Die Einzel-Weltmeisterschaft zum Beispiel. Wer dort Medaillen holt, sichert sich Förder- und Sponsorengelder. Dass Pechstein 2006 den Mehrkampf-Titel gewann, war eine nette Beigabe, bedeutsam für sie war er nicht.

In ein paar Wochen ist die Einzel-WM, der echte Gradmesser für die Olympiasiegerin. Und bis dahin, sagt Franke, „werden wir nicht allzu viel verändern“.

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