Sport: Kirch sponserte die Bayern
Geheimer Millionen-Vertrag mit den Münchnern / Reiner Calmund: Das ist nicht in Ordnung
Berlin. Ein bislang geheimer Millionen- Vertrag mit der Kirch-Gruppe hat den FC Bayern München in Erklärungsnot gebracht. Der Fußballverein soll von der insolventen Mediengruppe in den vergangenen beiden Spielzeiten insgesamt 40 Millionen Mark (20,5 Millionen Euro) kassiert haben. Kirch habe sich mit dem Geld die Zustimmung der Bayern zu einer zentralen Vermarktung der Bundesliga-Fernsehrechte erkauft, berichtete das „Manager-Magazin“ am Mittwoch. Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) verlangte eine Offenlegung des Vorgangs.
Der FC Bayern bestätigte den Deal, der die Abtretung „umfassender Vermarktungsrechte“ an Kirch enthalte. Allerdings wehrte sich der Verein gegen den Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung. „Viele andere Klubs haben ähnliche Verträge“, sagte Bayern-Sprecher Markus Hörwick auf Nachfrage. „Es hat niemand Dortmund oder Hertha BSC einen Vorwurf gemacht, als sie einen Vertrag mit dem Vermarkter Ufa abschlossen.“ Die Bayern betonten, der 1999 geschlossene Vertrag sei im Zuge der Kirch-Insolvenz Ende vergangenen Jahres aufgehoben worden.
Die anderen Bundesliga-Vereine sehen die Sache nicht so gelassen. Reiner Calmund, Manager von Bayer Leverkusen, übte Kritik. „Wenn das stimmt, wäre das gegenüber der Solidargemeinschaft der Bundesliga nicht in Ordnung“, sagte Calmund dem Tagesspiegel. „Unser Verein hat nichts extra verdient.“
Die Zentralvermarktung der Bundesliga sieht vor, dass alle Vereine durch eine einzige Firma – derzeit ebenfalls Kirch – vermarktet und die Fernsehgelder untereinander aufgeteilt werden. Für die laufende Saison umfasst der Vertrag mit Kirch 290 Millionen Euro. Davon gehen 80 Prozent an die Klubs der ersten Liga, der Rest an die Zweitligisten. Die weitere Verteilung ist noch einmal gestaffelt. Als Grundbetrag erhält jeder Verein 5,3 Millionen Euro. Zusätzlich wird Geld nach einem Verteilungsschlüssel ausgeschüttet, der sich nach der Platzierung der Vereine in den vergangenen drei Jahren und ihrem aktuellen Tabellenstand berechnet. Mit dem Schlüssel, der leistungsstarke Vereine begünstigt, sollten Klubs wie Dortmund und die Bayern dazu bewegt werden, einer zentralen Vermarktung zuzustimmen. Die für Medien attraktiven Klubs könnten mit eigenen Partnern weitaus mehr verdienen.
Die Bayern können in dieser Saison mit Einnahmen von etwa 20 Millionen Euro aus der Zentralvermarktung rechnen, heißt es aus DFL-Kreisen. Laut „Manager-Magazin“ sah aber der Zusatzvertrag mit Kirch vor, „die Differenz zwischen den Erlösen aus der zentralen Vermarktung und den möglichen Erlösen des FC Bayern aus einer individuellen Vermarktung zu ersetzen“. Herthas Manager Dieter Hoeneß sagte dazu: „Solange ich den Vertrag nicht kenne, gilt für mich die Unschuldsvermutung.“
Die Fußball-Liga zeigte sich dagegen verwundert. „Mich überrascht dieser Vertrag. Davon war der Liga nichts bekannt“, meinte DFL-Aufsichtsratschef Werner Hackmann. Für den Ligaverband bestehe Klärungsbedarf. „Die DFL hat den Klub um vollständige Offenlegung des Vorganges gebeten“, erklärte DFL-Geschäftsführer Michael Pfad.
In der Vergangenheit hatten die Bayern mehrfach die Zentralvermarktung kritisiert. „International vermarkten sich alle großen Klubs einzeln“, betont Hörwick. Reiner Calmund kann diese Argumentation durchaus verstehen: „Wenn mir jemand einen Scheck geben würde, damit ich mich mit den anderen vermarkten lasse, würde ich den Scheck auch nicht in den Reißwolf stecken.“