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Novak Djokovic ist wieder die Nummer eins der Tenniswelt.

© AFP/Matthew Stockman

Klarer Finalsieg bei den US Open: Novak Djokovic gewinnt seinen historischen 24. Grand-Slam-Titel

Gegen Daniil Medwedew gibt Djokovic im Finale von New York keinen Satz ab und ist wieder die Nummer eins der Tenniswelt. Ans Aufhören denkt er noch nicht.

Novak Djokovic herzte seine Kinder, küsste Ehefrau Jelena und huldigte nach seinem historischen 24. Grand-Slam-Triumph der Basketball-Legende Kobe Bryant. In einem bunten T-Shirt, auf das ein gemeinsames Bild mit der 2020 gestorbenen Ikone gedruckt war, feierte der erfolgreichste Tennisspieler der Geschichte seinen vierten US-Open-Titel und die nächsten Rekorde.

Der 36 Jahre alte Serbe bezwang am Sonntag (Ortszeit) Daniil Medwedew im Endspiel mit 6:3, 7:6 (7:5), 6:3 und nahm erfolgreich Revanche für die Finalniederlage gegen den Russen vor zwei Jahren in New York. Djokovic krönte sich zum ältesten US-Open-Sieger in der Profi-Ära und schloss nach Grand-Slam-Titeln zur Australierin Margaret Court auf, die bei den Damen die Bestmarke innehat.

„Geschichte in diesem Sport zu schreiben, ist außergewöhnlich und etwas sehr Besonderes. Ich hatte einen Kindheitstraum und wollte der beste Spieler der Welt werden. Ich habe mir niemals vorstellen können, hier zu stehen und über 24 Grand Slams zu sprechen“, sagte Djokovic in seiner Siegerrede und betonte die besondere Bedeutung von Bryant für ihn: „Kobe war ein enger Freund. Wir haben viel über Siegermentalität gesprochen, als ich Verletzungsprobleme hatte.“ Der Tod von Bryant und dessen Tochter Gianna bei einem Hubschrauberabsturz habe ihn tief getroffen.

Djokovic löst durch den Sieg vor Hollywood-Stars wie Leonardo DiCaprio und Nicole Kidman und den Popstars Sting und Justin Timberlake am Montag den Spanier Carlos Alcaraz als Nummer eins der Weltrangliste und geht in seine 390. Woche an der Spitze.

Das ist unser drittes Grand-Slam-Finale, wahrscheinlich nicht unser letztes.

Daniil Medwedew

Der 27 Jahre alte Medwedew muss nach der Niederlage in 3:17 Stunden auf seinen zweiten Triumph bei einem Grand-Slam-Turnier warten. 2021 hatte er Djokovic im US-Open-Finale glatt in drei Sätzen geschlagen und damit verhindert, dass dieser als erster Mann seit Rod Laver 1969 alle vier Grand-Slam-Turniere in einem Jahr gewinnen konnte.

„Das ist unser drittes Grand-Slam-Finale, wahrscheinlich nicht unser letztes“, gratulierte Medwedew. „Ich weiß nicht, wann du planst, langsamer zu werden. 24 - ich habe das Gefühl, dass ich keine schlechte Karriere habe und ich habe 20 Titel und du hast 24 Grand Slams.“

Finalisten unter sich: Danill Medwedew neben Novak Djokovic.
Finalisten unter sich: Danill Medwedew neben Novak Djokovic.

© AFP/Clive Brunskill

„Ich will keinesfalls, dass das wieder passiert“, hatte Djokovic vor der Partie in Erinnerung an 2021 angekündigt. Und die Zuschauer waren wie beim Finale vor zwei Jahren wieder klar auf der Seite des Serben, bejubelten ihn schon beim Einlaufen lautstark.

Der Favorit begann sofort mit höchster Konzentration, nahm seinem Gegner direkt dessen erstes Aufschlagspiel zu null ab. Ungewohnt oft stürmte Djokovic in der Anfangsphase direkt mit seinem Aufschlag ans Netz, setzte Medwedew damit sofort unter Druck. Der Russe kämpfte sich ins Spiel, es entwickelten sich nun immer wieder lange Grundlinienduelle - mit 36 Schlägen lieferten sich die beiden den längsten Ballwechsel des Turniers.

Doch noch spielte Djokovic weitgehend makellos. Nach 47 Minuten flog eine Rückhand von Medwedew zum Verlust des ersten Durchgangs lang ins Aus. Frustriert packte der Russe seine Tasche und verschwand zur Kabinenpause.

Medwedew kämpft vergeblich

Danach Medwedew war endgültig voll da und ebenbürtig. Immer länger dauerten die Spiele, immer spektakulärer wurden die Ballwechsel. Mit dunkler Sonnenbrille und schwarzer Kappe schaute DiCaprio von den Ehrenplätzen zu und formte ein „Wow“ mit den Lippen. Beim Stand von 3:3 fiel Djokovic nach einem Punktgewinn von Medwedew einfach um und blieb kurz ermattet auf dem Boden liegen. Beim Seitenwechsel hob der sieben Jahre ältere Profi die Arme hoch, schnappte nach Luft.

Doch wie so oft fand Djokovic den Extra-Gang, der ihn so gefürchtet und einzigartig macht. Einen Satzball wehrte er ab, im Tie-Break gelangen ihm die letzten drei Punkte in Serie zum Gewinn des zweiten Satzes, der insgesamt alleine 105 Minuten dauerte. Damit schraubte Djokovic seine Bilanz in Tie-Breaks dieses Jahr auf 26:5 - die mentale Stärke des Serben ist auch mit 36 unerreicht.

Mit nacktem Oberkörper ließ sich Medwedew vor dem dritten Satz die rechte Schulter massieren, stöhnte schmerzgeplagt auf. Als der Russe nach einem Ballwechsel ausrutschte, stieg Djokovic über das Netz und wollte seinem Kontrahenten aufhelfen. Medwedew lehnte ab. Beim ersten Break ihres Mannes sprang Jelena applaudierend auf. Auch wenn Medwedew weiter kämpfte, durfte Djokovic wenig später über ein weiteres Stück Tennis-Geschichte jubeln.

Solange ich immer noch auf diesem hohen Niveau spiele, will ich diesen Sport nicht loswerden.

Novak Djokovic

„Gelegentlich frage ich mich: Warum brauche ich das alles noch, nach allem, was ich erreicht habe? Wie lange will ich noch weitermachen? Ich habe natürlich diese Fragen in meinem Kopf“, berichtete Djokovic. „Aber solange ich immer noch auf diesem hohen Niveau spiele und die größten Turniere in diesem Sport gewinne, will ich diesen Sport nicht loswerden oder verlassen, wenn ich immer noch an der Spitze bin.“

Sein Trainer Goran Ivanisevic rechnet sogar in fünf Jahren noch mit Djokovic. „Er plant, bei den Olympischen Spiele in Los Angeles zu spielen“, sagte der Kroate und lachte dabei. „Wann ist das, 2028? Ihr wisst, was in seinem Kopf los ist. Es geht 24 Stunden darum, etwas zu erreichen.“ Ob Djokovic wirklich bereits fest mit den Sommerspielen in den USA, die auf Paris 2024 folgen, plant, blieb offen.

Mit dem nächsten Grand-Slam-Titel würde er nun auch die Australierin Margaret Court als Rekordhalterin bei den Damen hinter sich lassen. „Wenn er 25 gewinnt, wird er denken: Wenn ich 25 gewinne, warum nicht 26? Es gibt immer um einen mehr“, sagte der frühere Wimbledonsiegerin Ivanisevic (51) über die Denkweise seines Schützlings.

Die Endlichkeit seiner Karriere bewertete Djokovic selbst mit einem Scherz: „Spieler kommen und gehen. Es wird das gleiche Schicksal für mich sein“, sagte er. „Letztendlich werde ich Tennis in ungefähr 23, 24 Jahren verlassen.“ (dpa)

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