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Der umstrittene Retter: Klaus-Michael Kühne erwirbt nun doch Teile beim Hamburger SV.

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Hamburger SV: Klaus-Michael Kühne: Der Feind als Volksparktribun

Milliardär Klaus-Michael Kühne steigt nun doch als Investor beim Hamburger SV ein und kauft zusätzlich die Namensrechte am Stadion, um es wieder Volksparkstadion zu nennen.

Wenn sich am Sonntag die Mitglieder des Hamburger SV versammeln, dann dürfte es weniger zornige Wortmeldungen geben als zuletzt befürchtet. Als Liebling der Fans taugt Aufsichtsratschef Karl Gernandt zwar weiterhin nicht. Doch nach dem Geschäft, das er und Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer eingefädelt haben, wird Gernandt ein ruhigeres und wohlgestimmteres Hamburger Kongresszentrum betreten.

Für alle Mitglieder des Hamburger SV e.V. ist Gernandt eigentlich der Feind. Weil er zum einen als Abgesandter des Investors Klaus-Michael Kühne in der im Sommer ausgegliederten HSV Fußball AG gilt. Und weil seine vollmundig angekündigte Suche nach strategischen Partnern bislang völlig erfolglos blieb. Doch nun hat sich der Wind gedreht. Womöglich berichtet Gernandt am Sonntag von einer beginnenden Erfolgsgeschichte. Und Klaus-Michael Kühne könnten weitere Investoren folgen, genau das also, was sich der HSV wünscht.

Der Spediteursmilliardär hat in nur vier Wochen eine komplette Kehrtwende vollzogen. Wie der Klub am Donnerstag mitteilte, steigt Kühne beim HSV als erster Investor ein. Von seinem bereits ausgezahlten Darlehen wandelt er 18,75 Millionen Euro in 7,5 Prozent der Anteile an der HSV AG um. Das hatte der 77-Jährige Ende Dezember noch ausgeschlossen.

Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer: „Ein großer Tag für den HSV.“

Kuriose Freiluft-Pressekonferenz: Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer (l.) verkündet die frohe Botschaft.
Kuriose Freiluft-Pressekonferenz: Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer (l.) verkündet die frohe Botschaft.

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Kühne ist nun hochoffiziell Teil des HSV. Das mag viele abstoßen, auch, weil der Schweizer im Umgang nicht gerade einfach ist: Er sagt, was ihm gefällt. Doch der zweite Teil des Deals wird auch Traditionalisten gefallen und Kritiker der AG, wie den ehemaligen Chefkontrolleur Manfred Ertel, vielleicht verstummen lassen. Denn Kühne gibt dem HSV ein Stück Identität zurück: Er kauft die Namensrechte am Stadion ab diesem Sommer für vier Jahre. Vier Millionen Euro zahlt der Fußballfan seinem Lieblingsklub dafür pro Jahr bis 2019. So lange soll die Hamburger Arena wieder Volksparkstadion heißen. Das sei Kühnes ausdrücklicher Wunsch gewesen, sagte Vorstandschef Beiersdorfer am Donnerstagvormittag in einer kuriosen Freiluft-Pressekonferenz im kalten Volkspark. „Es ist eine außerordentliche Tat von Herrn Kühne, da muss man dankbar sein“, sagte Beiersdorfer. „Es ist ein großer Tag für den HSV.“

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Beiersdorfer hält ohnehin den kurzen Draht zu Kühne auf seinem Anwesen in Mallorca. In den letzten Tagen des alten Jahres, nachdem Kühne seine Option auf Umwandlung des Darlehens in Anteile ungenutzt gelassen hatte, soll Beiersdorfer ihn regelrecht bekniet haben, es sich noch einmal anders zu überlegen. Im Dunkeln blieb dabei, wer da wen in Sachen Stadion wovon überzeugt hatte. Klaus-Michael Kühne ließ lediglich mitteilen: „Es war mir als HSVer eine Herzensangelegenheit, dass die Fußball-Heimat wieder ihren ursprünglichen Namen trägt.“ Der HSV bekommt von Kühne sogar mehr als vom jetzigen Partner, vier Millionen Euro statt bisher 3,3 Millionen. Eine angenehme Begleiterscheinung. Imtech, ein Dienstleister für Gebäudetechnik, wollte ohnehin so schnell wie möglich aus dem Sponsoring aussteigen.

Finanziell steht der mit knapp 100 Millionen Euro verschuldete HSV durch beide Teile des neuen Kühne-Geschäfts besser da. Zum einen muss die AG von den ursprünglich 25 Millionen Euro Darlehen nur noch 6,25 Millionen Euro bis 2019 an Kühne zurückzahlen. Zum anderen lässt die finanzielle Stabilisierung den Hamburger SV etwas weniger ängstlich in Richtung Lizenzierung schauen. Ein dritter Effekt wurde am Donnerstag nur angedeutet. Angeschoben von Kühne könnten sich weitere Investoren für den HSV interessieren. „Wir sprechen auch mit anderen Unternehmen“, sagte Beiersdorfer. Das klang deutlich weniger defensiv als noch vor ein paar Monaten. Ein möglicher Kandidat könnte der Trikotsponsor sein, die Fluglinie Emirates.

Es ist nicht so, dass nun sofort Geld für neue Spieler vorhanden wäre. Aber der HSV wäre nicht der HSV, würde derartiger Rückenwind nicht zu mutigen Prognosen führen. Der Poker um den Leverkusener Stürmer Josip Drmic dürfte nun weitergehen. „Das Geld hätten wir“, sagte Gernandt.

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