
© Reuters/Maria Abranches
Kolumne „inklusiv“: Warum mir die Special Olympics besser gefallen als die Paralympics
Unser Kolumnist schaut gern bei den Übertragungen der Paralympics zu. Aber die Spiele könnten sich durchaus auch etwas von den Special Olympics abschauen.
Stand:
In Paris finden die Paralympics vom 28. August bis zum 8. September statt. Die Spiele werden alle vier Jahre nach den Olympischen Spielen ausgetragen. Bei diesen Spielen hier steht der Wettkampf und Leistungssport im Vordergrund. Die Special Olympics Weltspiele wiederum fanden im letzten Jahr in Berlin statt. Sie werden alle vier Jahre vor den Olympischen Spielen ausgetragen. Die Veranstaltung ist die größte Sportbewegung für Menschen mit geistiger Behinderung. Dort steht im Vordergrund, dass Menschen mit Behinderungen miteinander Sport treiben. Es geht dort um Inklusion und Teilhabe.
Bei den Special Olympics gibt es auch Unified Sports, wo Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam in einer Sportart antreten. Sportler mit einer Behinderung werden Athleten und Athletinnen genannt und Sportler ohne Behinderung werden Unified Partner genannt. Die Teams setzen sich aus Menschen ähnlichen Alters und ähnlicher Fähigkeiten zusammen, sie trainieren gemeinsam und nehmen an Wettbewerbe teil. Die Special Olympics setzen sich ein für Gemeinschaft, die sich für Wertschätzung, Gleichstellung, Integration und Akzeptanz von Menschen mit geistiger Behinderung einsetzen.
Jetzt, da die Paralympics begonnen haben, sehe ich mir die Wettbewerbe sehr gern im Fernsehen an. Am liebsten schaue ich Rollstuhlbasketball, Para-Radrennen und Para-Schwimmen. Ich finde, dort herrscht eine tolle Stimmung und die Wettbewerbe sind spannend. Meiner Meinung nach erfahren die Paralympics im Vergleich zu den Olympischen Spiele leider keine gleichberechtigte Behandlung.
Mir gefallen die Special Olympics deutlich besser, da es hier mehr um die Inklusion und Teilhabe geht, als um Wettkampf und Leistung.
Nikolai Prodöhl
Dabei könnten Paralympics meiner Meinung nach von den Special Olympics lernen, wie Inklusion und Teilhabe bei den Wettkämpfen durchgeführt wird. Umgekehrt können die Special Olympics von den Paralympics die Professionalität lernen. Ich schaue mir die Para-Spiele gerne an, aber mir gefallen die Special Olympics deutlich besser, da es hier mehr um die Inklusion und Teilhabe geht, als um Wettkampf und Leistung, dadurch ist die Stimmung untereinander besser.
Georg, der mit mir in der inklusiven Redaktion der Weltspiele in Berlin 2023 dabei war, sagte mir zu den Paralympics: „Man könnte Sie inklusiver machen, indem man sie integriert – sie könnten zumindest zeitgleich und nicht im Anschluss stattfinden, und man könnte eine gemeinsame Eröffnungs- und Schlussfeier machen, das würde schon eine Menge bewirken.“
Oft fehlt die Motivation, selbst auf den Sportplatz zu gehen
Es gibt auch Kritik von den Athlet*innen, dass die Paralympics nicht immer fair ausgetragen werden. Die Schwimmerin Verena Schott sagte, dass die Klassifizierung nicht gerecht eingeteilt sei. Das Internationale Paralympische Komitee hat reagiert und möchte bei den Spielen 2028 nachbessern.
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Und was haben Special Olympics und Paralympics gemeinsam? Im Sport sollte es um Fair Play, Freundschaft, Gemeinschaft, Teilhabe und Inklusion sowie Anerkennung gehen. Ist es wirklich noch so? Nach den Fernsehübertragungen fehlt oft die Motivation, selbst auf den Sportplatz zu gehen. Ich denke, dass durch mehr Medienpräsenz und interessante Berichte mehr Interesse geweckt werden kann.
Bei mir war das so, dass ich erst einmal darauf aufmerksam gemacht werden musste, dass es inklusive Sportvereine gibt. Bei einem Sportfest von Special Olympics Hamburg, habe ich die Sportart Hockey kennengelernt. Das hat mir sehr viel Freude gemacht, sodass ich jetzt seit drei Jahren Hockey spiele.
Bei den Weltspielen der Special Olympics 2023 gab es eine inklusive Redaktion, in der im Tandem-Team berichtet wurde. Ich habe zusammen mit dem Sky-Reporter Roland Evers die Sportart Hockey kommentiert. So ein inklusives Reporterteam würde ich mir auch bei den Paralympics wünschen. Ich wäre als inklusiver Reporter zu Paralympics gefahren. Bei den Special Olympics wurde ich vom Fernsehsender Sky eingeladen, und damit hatte ich die Möglichkeit, dabei zu sein und aus meiner Perspektive zu berichten.
- Nikolai Prodöhl ist Journalist. Er hat eine Lern- und Sprachbehinderung und schreibt seit September 2023 eine Kolumne für den Sportteil Tagesspiegel.
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