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Könnte es bei Union endlich funken? : Vertessen kämpft um seinen Durchbruch
Yorbe Vertessens spielerisches Potenzial ist groß, trotzdem steht er beim 1. FC Union weiterhin im Schatten. Nun will der Belgier als Stammkraft der Köpenicker durchstarten.
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In Köpenick ist es nicht immer Liebe auf den ersten Blick. So wie sich viele Menschen direkt in den 1. FC Union schockverliebt haben, dauert es bei manchen immer noch ein bisschen, bevor es richtig funkt. Man denke etwa an Sheraldo Becker oder Taiwo Awoniyi, die als Sturmtalente beide ihre Anlaufschwierigkeiten hatten und später Vereinslegenden wurden.
Womit wir bei Yorbe Vertessen wären. Der 23-jährige Belgier spielt seit mittlerweile neun Monaten bei Union, konnte sich bisher aber noch nicht als Stammkraft im Berliner Angriff etablieren. Wenn es nach ihm geht, sollte sich das nun ändern. Am besten schon am Sonntag im Auswärtsspiel beim Aufsteiger Holstein Kiel (15:30, Dazn).
„Ich will mehr als ein Joker sein“
Gefühlt steht Vertessen schon seit Monaten vor dem Durchbruch bei Union. In der Vorbereitung war er einer der wenigen Union-Spieler, der richtig überzeugen konnte und auch zum erfolgreichen Saisonstart hat er seinen Part beigetragen. Als Joker brachte er immer wieder eine neue Dynamik ins Spiel der Köpenicker. Ohne seine Tore gegen Greifswald und Dortmund stünde Union weder in der zweiten Runde des DFB-Pokals, noch auf dem sechsten Platz der Bundesliga.
Gerade das Dortmund-Spiel wirkte wie ein Quantensprung für den Belgier. Beim 2:1-Sieg vor der Länderspielpause durfte er erst zum zweiten Mal von Anfang an spielen und bewarb sich mit seinem Siegtor direkt für weitere Startelf-Einsätze. Daraus scheint er auch Selbstvertrauen getankt zu haben. „Ich will mehr als ein Joker sein“, sagte er diese Woche im Interview mit dem Kicker.
Du musst um deinen Platz kämpfen. Da reicht es nicht, ein gutes Spiel gegen Dortmund oder eine gute Einwechslung zu haben.
Bo Svensson, Cheftrainer des 1. FC Union
Eine Ansage, die bei seinem Trainer zumindest einigermaßen gut ankam. „Es ist gut, dass er das sagt“, sagte Bo Svensson am Freitag auf der Pressekonferenz, um seinen jungen Stürmer dann doch ein wenig zu bremsen. „Die Konkurrenz ist sehr hoch bei uns, wir haben wenig Verletzte. Du musst um deinen Platz kämpfen. Da reicht es nicht, ein gutes Spiel gegen Dortmund oder eine gute Einwechslung zu haben.“
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An Vertessens Qualität gebe es keine Zweifel, führte der Däne weiter aus. Nur: „Wir müssen es öfter sehen. Er bringt viel mit, hat viel Torgefahr. Sein Thema ist aber, diese Qualitäten konstant auf den Platz zu bringen.“
Torgefahr ohne Tore ist eben nicht viel Wert. Und das war bei Vertessen schon vor dieser Saison ein Problem. Mit seiner Schnelligkeit und seinen guten Instinkten kam er immer wieder zu guten Chancen, hatte aber wie so viele Union-Stürmer dieses Jahr Probleme mit der Verwertung. In bisher 20 Bundesliga-Spielen konnte er nur viermal treffen.
Am besten scheint der Belgier zu sein, wenn er nicht zu viel nachdenken muss. Sein Tor gegen Dortmund erzielte er in einer Drucksituation fast per Kniescheibenreflex. Im Eins-gegen-eins hat er aber öfter große Gelegenheiten liegen lassen. Zuletzt war das auch beim 0:1 in Mönchengladbach so, als er in der 86. Minute beim Stand von 0:0 etwas unglücklich den Pfosten traf.
Werden diese letzten Falten noch ausgebügelt, könnte es aber vielleicht doch noch zur großen Liebesgeschichte zwischen Union und Vertessen werden. Denn immerhin scheint es für den Belgier bergauf zu gehen. Svensson sieht ihn „auf einem guten Weg“ und der Stürmer selbst erklärte zuletzt, dass er mit den physischen Anstrengungen des deutschen Fußballs besser klarkomme als vorher. Der Trend geht nach oben. Auch, wenn er gegen Kiel wieder nicht in der Startelf stehen soll.
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