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Krisenduell beim 1. FC Union: Frankfurts Fußballerinnen sind ein Schatten ihrer selbst
Sowohl die SGE als auch Union tun sich derzeit in der Bundesliga schwer. Bei Frankfurt allerdings zeichnete sich der Leistungseinbruch bereits im Sommer ab.
Stand:
Die Tabelle lügt nicht, heißt es im Fußball. Wenn man derzeit in Frankfurt auf das Tableau schaut, dürfte die Laune nicht besonders gut sein. Nach dem zwölften Spieltag belegten die Hessinnen gerade mal Rang sechs in der Bundesliga. Durch die Siege der Konkurrenz an diesem Wochenende ist man vor dem anstehenden Auswärtsspiel bei Union Berlin am Montagabend (18 Uhr, Dazn und Magenta Sport) sogar noch einen Platz weiter nach unten gerutscht. Und das entspricht allem anderen als dem Anspruch der Eintracht.
Ebenso wenig, wie es der Anspruch ist, im Nachholspiel unter der Woche beim Aufsteiger aus Nürnberg fünf Gegentore zu kassieren. „Wir hätten besser verteidigen müssen und haben naive Fehler gemacht“, bilanzierte Frankfurts Trainer Niko Arnautis mit ernster Miene nach dem 3:5. Schon gegen Bayern im Spiel zuvor hatte man fünf Gegentore einstecken müssen.
Frankfurt wirkt derzeit wie ein Schatten seiner selbst. Das lässt sich nicht nur anhand der aktuellen Tabellensituation feststellen, sondern auch mit einem Blick auf die harten Fakten. Hatte die SGE in der vergangenen Saison nach zwölf Spielen bereits 29 Punkte auf dem Konto, sind es nun zehn weniger. Sollte es bei Union erneut nicht für drei Punkte reichen, dürfte so langsam eine Grundsatzdiskussion eröffnet werden. Denn ganz aus dem Nichts kommt diese bislang schwache Hinrunde nicht.
Der SGE drohen Abgänge zweier Leistungsträgerinnen
Während im Sommer einige Teams massiv in ihre Kader investierten, bekam man bei Frankfurt eher den Eindruck, dass Sparen angesagt ist – zu Lasten der sportlichen Qualität. Mehrere Leistungsträgerinnen wie Torhüterin Stina Johannes, Kapitänin Tanja Pawollek, Sophia Kleinherne, Sara Doorsoun oder Barbra Dunst verließen den Verein. Während die Abgänge in der Offensive mit Spielerinnen wie Ereleta Memeti oder Rebecka Blomqvist kompensiert wurden, blieb Verstärkung für die Defensive aus. Und gerade das scheint den Hessinnen nun auf die Füße zu fallen.
Mit der jungen Jella Veit (20) und Neuzugang Amanda Ilestedt (32) hat man zwei starke Innenverteidigerinnen. Mögliche Alternativen wie Martine Ostenstad oder Noemi Ivelj erreichen leistungstechnisch aber noch nicht das Niveau, das es für eine Spitzenmannschaft, die Frankfurt sein möchte, braucht. Dass die SGE in dieser Saison einen Kader hat, dem in der Breite die Qualität fehlt, ist umso verwunderlicher mit Blick auf die hohen Ansprüche und die Dreifachbelastung durch den neuen Europa Cup.
Hinzu kommt, dass Führungsspielerinnen wie Laura Freigang und Geraldine Reuteler, deren Wechsel zum FC Arsenal im Sommer in letzter Sekunde scheiterte, derzeit ihrer Form hinterherlaufen. Zum Vergleich: Freigang hatte in der vergangenen Spielzeit nach zwölf Spieltagen elf Tore und drei Vorlagen auf dem Konto, aktuell sind es nur zwei Tore und zwei Vorlagen.
Wir wollen ab der ersten Minute voll da sein, an die spielerische Leistung der letzten Spiele anknüpfen und defensiv aggressiv und intensiv agieren.
Ailien Poese, Trainerin von Union Berlin
Der insgesamt eher negative Gesamteindruck des Teams von Niko Arnautis wird davon abgerundet, dass im Sommer die Verträge von sechs Spielerinnen auslaufen, unter anderem die der beiden Nationalspielerinnen Nicole Anyomi und Elisa Senß. Ein Wechsel scheint dabei wahrscheinlicher als eine Verlängerung.
Union muss seine Chancen besser nutzen
Für die kommenden Gegnerinnen aus Köpenick steht am Montagabend trotzdem ein schwieriges Heimspiel in der Alten Försterei an. Denn wirklich rund läuft es bei Union derzeit auch nicht. Zwar stimmten bei der jüngsten Auswärtsniederlage in Hoffenheim erneut Komponenten wie Einsatz und Zweikampfverhalten, das Defensivverhalten war allerdings ausbaufähig. Union kassiert zu einfach Tore und nutzt seinerseits die eigenen Chancen nicht. „Wir wollen ab der ersten Minute voll da sein, an die spielerische Leistung der letzten Spiele anknüpfen und defensiv aggressiv und intensiv agieren“, blickt Unions Trainerin Ailien Poese dennoch optimistisch auf den Hinrundenabschluss.
Die Köpenickerinnen, die nach sechs Spielen in Folge ohne Sieg Rang elf belegen und nur noch vier Punkte Abstand auf den ersten Abstiegsplatz haben, gehen auch nicht ohne Chance in das Duell. Gerade bei Kontern wirkte die Eintracht zuletzt anfällig. Schafft es Union, Umschaltaktionen besser auszuspielen, liegt in diesem Bereich großes Potenzial.
In jedem Falle könnten beide Teams mal wieder ein Erfolgserlebnis gebrauchen. Sowohl Union als auch Frankfurt hatten sich vor der Saison deutlich mehr vorgenommen. Umso dringender müssen sie nun zeigen, dass der Spruch „Die Tabelle lügt nicht“ vielleicht doch nur ein Mythos ist und nicht der tatsächlichen Stärke entspricht.
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