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Viel Kampf zwischen Russen und Kroaten. Aber einen Sieger gab es am Ende dann doch.

© Reuters

Dramatisches Viertelfinale: Kroatien beendet Russlands WM-Traum

Die russische Mannschaft liefert den favorisierten Kroaten in Sotschi einen großen Kampf - doch das Glück ist am Ende nicht mit dem WM-Gastgeber.

Was für ein Drama! Russland war so gut wie raus bei der Fußball-WM, kam in der Verlängerung noch einmal zurück und dann endete das Märchen doch im Elfmeterschießen. Es war Ivan Rakitic, der kurz vor Mitternacht Ortszeit den entscheidenden Treffer für Kroatien setzte – wie schon zuvor im Achtelfinale gegen Dänemark. Nach einem 1:1 (1:1) in der regulären Spielzeit und einem 2:2 nach 30 Minuten Verlängerung gewann der WM-Dritte von 1998 das Elfmeterschießen 4:3. Über 44 000 Zuschauer im Fischt-Stadion von Sotschi litten still, mal abgesehen von einer kleinen kroatischen Kolonie hinterm Tor. Ihre Mannschaft trifft sich am Mittwoch im Moskauer Luschniki-Stadion mit den Engländern im Halbfinale.

Die Russen hatten alles gegeben, in der Verlängerung und auch zuvor. Sie waren mutiger als vor einer Woche im Viertelfinale gegen die Spanier, als sie nur gelegentlich am eigentlichen Spiel teilgenommen hatten. Weil sich auch die Kroaten von begrenzter Angriffslust zeigten, passierte lange Zeit so furchtbar viel nicht. Eine halbe Stunde lang gab es kaum eine Torszene – bis dann wie aus dem Nichts heraus die Hölle losbrach.

Einfädler und Vollender des russischen Führungstors war Dennis Tscheryschew. Der Offensivgeist aus Villarreal behauptete im Mittelfeld den Ball, spielte Doppelpass mit Artjom Dsjuba, ließ Luka Modric ins Leere laufen und schüttelte auch Domagoj Vida ab. Wie er dann aus gut 20 Metern den Ball mit dem linken Fuß ins linke obere Dreieck zirkelte, das hatte eine Klasse, wie sie den Russen vor dem Turnier kaum jemand zugetraut hatte. Für Tscheryschew war es bereits das vierte Tor im Turnier.

Trainer Stanislaw Tschertschessow quittierte das 1:0 mit demonstrativer Gelassenheit und in den Hosentaschen vergrabenen Händen. Seine Spieler waren da schon ein bisschen aufgeregter. Getragen von der Begeisterung der Fans stürmten sie mit ungeahntem Furor – und fingen sich nur acht Minuten später ein Kontertor. Mario Mandzukic hatte auf dem linken Flügel alle Zeit der Welt und viel Platz. Sein Chip in die Mitte flog perfekt auf den Kopf des Hoffenheimers Andrej Kramaric und von dort ins Tor.

Im Elfmeterschießen ist Rakitic erneut der Siegtorschütze

Jetzt reagierte Tschertschessow. Mit einem Wutausbruch, der bei der Kabinenansprache in der Halbzeitpause seine Fortsetzung erfahren haben dürfte. Die Russen rückten jedenfalls nicht mehr so weit und naiv auf. Ein allgemeines Durcheinander in ihrem Strafraum aber hätte ihnen nach einer Stunde beinahe das zweite Gegentor beschert. Ivan Rakitic kam an den Ball, machte noch zwei Schritte und schob ihn flach aufs Tor. Torhüter Igor Akinfejew kam nicht mehr dran, auch Ilja Kutepow streckte vergeblich sein Bein. Der rechte Pfosten bewahrte die Russen vor einem Rückstand.

Kroatien kontrollierte jetzt das Spiel und gestattete dem Gegner zeitweise kaum noch das Queren der Mittellinie. Den Russen war die Lust auf offensive Abenteuer nach dem leichtfertig kassierten Ausgleich vergangen. Wie schon in all ihren Spielen zuvor liefen sie deutlich mehr und fanden auch in der späten Phase immer wieder die Kraft zu langen Sprints. Über die Gründe für dieses russische Ausdauerwunder wird oft und gern spekuliert, bis jetzt allerdings ohne zwingende Beweisführung.

Die Russen schafften es jedenfalls in die Verlängerung, wie auch Kroatiens Torhüter Danijel Subasic, obwohl dieser kurz vor Schluss beim Versuch, eine Ecke zu verhindern, eine Verletzung am Oberschenkel davongetragen hatte. Doch das Wechselkontingent war schon erschöpft, Subasic ließ sich behandeln und machte sogar in der Verlängerung weiter, obwohl es jetzt eine zusätzliche Wechseloption gegeben hätte. Das war schon riskant, und es kam nach Vidas Kopfballtor in der elften Minute der Verlängerung schon noch zu einigen turbulenten Szenen im kroatischen Strafraum. Einmal ging Subasic zu Boden und musste wieder behandelt werden. Aber er hielt durch und parierte noch einen Gewaltschuss von Daler Kusjajew. Gegen den Kopfball des Brasilo-Russen Mario Fernandes fünf Minuten vor Ende der Verlängerung aber hätte er auch ohne lädierten Oberschenkel nichts ausrichten können. Es kam zum Elfmeterschießen, in dem Subasic gleich den ersten Schuss von Fedor Smolow parierte und Ivan Rakitic zum Sieg traf.

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