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Afrika-Cup: Leere Ränge und explodierende Toiletten

Nach dem Terroranschlag sorgen beim Afrika-Cup jetzt Organisationspannen für Aufsehen.

Wo sich tags zuvor noch 50 000 Fans in die Arena gequetscht hatten, herrschte nun gähnende Leere auf den Rängen. Einen Tag nach dem Eröffungsspiels des Afrika-Cups zwischen Gastgeber Angola und Mali interessierte das zweite Spiel des Turniers kaum noch jemanden. Gespenstisch wirkte die Leere, als am Montag die Nationalmannschaften Algeriens und Malawis das weite Rund des neu erbauten Stadions „11. November“ in einem Vorort von Luanda betraten: Nicht einmal 200 Zuschauer hatten Tickets für das zweite Spiel der Gruppe A erworben. Nach mittlerweile zwei Turniertagen müssen die Veranstalter und Organisatoren zweifelsohne konstatieren: Rund läuft beim 27. Afrika-Cup noch längst nicht alles.

Dass Spiele von Afrika-Cups schwach besucht werden, ist nichts Neues. Doch eine derartige Ablehnung der Fußball-Anhänger wie in Angola haben die Organisatoren wohl noch nie erlebt. Die Einheimischen Fans kamen am Montag nicht, weil ihnen der Eintrittspreis von rund fünf Dollar – verbunden mit der mindestens zweistündigen Anfahrt aus der Stadt hinaus zum Stadion – zu hoch war. Fans von Malawi und Algerien hatten erst gar nicht in Erwägung gezogen, ihren Teams ins ferne Angola zu folgen, die Anreise per Flugzeug und die immensen Kosten vor Ort wirkten abschreckend. Nicht ein einziger Fan hat die „Wüstenfüchse“, wie WM-Teilnehmer Algerien genannt wird, begleitet, berichteten algerische Journalisten.

Nein, es läuft längst nicht alles rund in Angola. Es begann schon mit der Explosion der Toiletten im Stadion am ersten Tag. Die Eröffnungsfeier lief noch, da versagte die Kanalisation der brandneuen Arena. Einem dumpfen Knall im Untergeschoss folgte ein fieser Gestank und in allen Örtlichkeiten bahnte sich in einem unschönen Strahl tiefdunkles Abwasser durch Waschbecken und Toilettenkeramik den Weg in die Gänge. Wer sich in der Nähe aufhielt, bemühte sich um raschen Abstand, doch auch das war nicht ganz so einfach: Zwei der von den chinesischen Bauherren installierten Aufzüge der Arena versagten ebenso gerade ihren Dienst.

Man merkt an allen Ecken und Enden, dass die Veranstaltung in einem Land, in dem bis vor sieben Jahren noch ein heftiger Bürgerkrieg tobte, mit heißer Nadel gestrickt ist. Während der mehr als 25 Jahre dauernden Kämpfe zwischen Militär und rebellischer Bevölkerung wurde Angolas komplette Infrastruktur zerstört. Straßen, Zugstrecken, Brücken, Wirtschaftsgebäude – alles war in Schutt und Asche gelegt. Da muss es sicherlich als äußerst optimistische Entscheidung des Afrikanischen Fußballverbandes CAF gewertet werden, sein größtes Sportereignis in ein Land zu vergeben, das sich so gerade eben in den Anfängen des Wiederaufbaus befindet. Es ragen in der Hauptstadt Luanda zwar unzählige Baukräne in den Himmel, und an allen Straßenecken rattern und rumpeln die Bagger und Mischmaschinen der hauptsächlich chinesischen Investoren – doch so ein Wiederaufbau braucht eben seine Zeit. Da kann es auch schon mal auf jede Minute ankommen.

Als sich die akkreditierten Journalisten vor dem Eröffnungsspiel durch den Mega-Stau der einzigen Stadion-Zufahrtsstraße gekämpft hatten und durchgeschwitzt endlich die Tore der Arena passieren wollten, mussten sie sich noch ein wenig gedulden. Am Presse-Zugang musste ein halbes Dutzend chinesischer Bauarbeiter mit Flex und Schubkarren erst noch wichtige Restarbeiten am Fußweg erledigen, bevor die Pressevertreter passieren konnte. Das alles geschah rund 70 Minuten vor Beginn der Eröffnungsfeier. Aber im Vergleich zu den beträchtlichen Sicherheitsmängeln, die der Terror-Anschlag offenbarte, sind solcherlei Pannen in der Infrastruktur natürlich nebensächlich.

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