Sport: Lehmann rettet Arsenal
Der deutsche Nationaltorhüter hält beim 0:0 in Villarreal in der letzten Minute einen Elfmeter und sichert den Einzug ins Finale
Die Mannschaftskollegen rannten auf ihn zu und wollten sich bedanken, aber das Spiel lief noch weiter. Jens Lehmann hatte gerade einen Elfmeter gehalten, in der 90. Minute, und damit die Verlängerung verhindert. Jetzt, kurz vor Schluss, waren die Fans des FC Arsenal zu hören, die Lehmann feierten. Seine Mannschaft erreichte wenige Minuten später durch das 0:0 im Halbfinal-Rückspiel beim FC Villarreal das Endspiel der Champions League am 17. Mai in Paris. Lehmann hatte ein Unentschieden durch seine Parade gegen Juan Roman Riquelme festgehalten, das unverdient und gleichzeitig verdient war. Villarreal war die deutlich überlegene Mannschaft, der Elfmeter aber nach einem angeblichen Foul von Gael Clichy an José Mari hätte aber nicht gegeben werden müssen.
Schon nach vier Minuten hätte es die erste Gelegenheit gegeben, Lehmann zu feiern. Aber als der Rekord gebrochen war, war keine Reaktion sichtbar. Die 1100 mitgereisten Fans des FC Arsenal unter den 23 000 Zuschauern im Stadion El Madrigal machten sich nicht besonders bemerkbar, und Jens Lehmann konzentrierte sich auf das Spiel. Nach drei Minuten des Rückspiels im Halbfinale beim FC Villarreal war Lehmann seit 658 Minuten in der Champions League ohne Gegentor und hatte damit den Holländer Edwin van der Sar übertroffen, der bei Ajax Amsterdam 657 Minuten lang kein Tor kassiert hatte.
Jens Lehmann konnte sich schon in den ersten Minuten nicht mit seinem neuen Rekord beschäftigen, weil Villarreal von Beginn an versuchte, die 0:1-Niederlage aus dem Hinspiel in London auszugleichen. Die Spanier waren die bestimmende Mannschaft, nach sieben Minuten hatte Diego Forlan nach einem Pass von Juan Pablo Sorin die erste von mehreren Möglichkeiten. Die ganze Zeit über schien es so, als ob die Überraschungsmannschaft der Champions League aus Villarreal gleich in Führung gehen würde. Doch zunächst fehlte es bei den klar überlegenen Spaniern an der letzten Präzision bei den Zuspielen in die Spitze. Bei Arsenal agierte Sol Campbell nach seiner langen Pause in der Innenverteidigung nervös, vorne war Thierry Henry auf sich allein gestellt. Nach einer halben Stunde hatte Arsenals Gilberto Silva Glück, dass er wegen Nachtretens nicht die Rote Karte sah. Fünf Minuten vor der Halbzeit parierte Lehmann dann einen Kopfball von Guillermo Franco aus fünf Metern.
Bevor Villarreal dem Tor noch näher kam, kam es zu Beginn der zweiten Halbzeit zu einem Zwischenfall. Ein mit Perücke und einem Trikot der argentinischen Nationalmannschaft als Diego Maradona verkleideter Mann stürmte auf das Spielfeld zu Thierry Henry und drückte dem Franzosen ein Trikot des FC Barcelona in die Hand, auf das Henrys Name und seine Nummer 14 gedruckt waren. Henry könnte nach der Saison zum FC Barcelona wechseln, wenn Arsenal im kommenden Jahr nicht in der Champions League spielen sollte. Bleiben die Londoner Fünfter in der Premier League, können sie sich nur über den Titelgewinn erneut für die Champions League qualifizieren.
Gestern spielte Arsenal unattraktiv und verteidigte den Vorsprung dank des Unvermögens von Villarreal bei einigen Chancen, mit etwas Glück und mit Jens Lehmann. Nach dem Schlusspfiff stürmten alle Mitspieler auf ihren Torhüter zu und feierten ihn. Sein Rekord steht vor dem Finale jetzt bei 745 Minuten.
Steve Tongue[Villarreal]