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Leitls Änderungen wirken: Hertha BSC erlöst sich dank eines neuen Plans
Beim 3:0 in Hannover überzeugt neben dem 16-Jahre alten Kennet Eichhorn der Einsatzwille des gesamten Teams. Der Trainer war zudem über seinen Schatten gesprungen.
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Deyovaisio Zeefuik war am Samstagabend Sinnbild für die Art und Weise des Berliner Auswärtserfolgs: Über 90 Minuten schmiss sich der 27-Jährige beim 3:0 in Hannover in Ball und Gegner, feierte jede gelungene Grätsche ab und fauchte nach einem Zweikampf auch mal Gegenspieler Mustapha Bundu an, als dieser am Boden liegend ein Foul reklamierte.
Zeefuik verkörpert auf dem Platz − mal besser, mal schlechter − die Tugenden, die jeder Fußballfan, aber auch Stefan Leitl gerne sieht und von seiner Mannschaft einfordert: Einsatz, Wille, Kampf, die üblichen Leerformeln.
Doch ebenjene abgedroschenen Begriffe waren am Samstag elementarer Teil der Erfolgsrezeptur: Sprach Herthas Trainer unter der Woche davon, „energetisch an ein anderes Limit“ kommen zu wollen, leisteten seine Spieler dem gegen Hannover kollektiv Folge.
Auch wenn es zunächst die 96er waren, die mit viel Schwung aus den Startlöchern kamen. Die Niedersachsen, deren Fans vor Anpfiff ein atemberaubendes Pyrospektakel darboten, wirkten zu Beginn in den allermeisten Aktionen schneller, spritziger und überzeugter. Hertha hatte es den starken Paraden von Torhüter Tjark Ernst zu verdanken, in Hälfte eins nicht früh mit ein, zwei Treffern hinten zu liegen.
Marten Winkler erlöst seine Mannschaft
Kurz vor der Pause klärte Marten Winkler einen Ball auf der Linie, verhinderte das sichere 1:0. Und dennoch machte Hertha einen wehrhaften Eindruck, verteidigte mit viel Engagement und konnte hin und wieder durch Umschaltmomente für Gefahr sorgen. Fabian Reese schlenzte die Kugel in Minute 21 knapp am langen Eck vorbei.
Kurz nach dem Wiederanpfiff erfolgte der erlösende Moment: Nach 441 torlosen Minuten spielte sich Marten Winkler an Gegenspieler Hayate Matsuda vorbei und erzielte die erste Hertha-Führung der Saison. Der Jubel vor dem Gästeblock und auf der Berliner Bank zeugte von immenser Erleichterung.
Für mich mit Abstand der beste Spieler auf dem Platz.
Hertha-Trainer Stefan Leitl über den Startelfdebütanten Kennet Eichhorn
„Wir müssen das Spiel eigentlich bis zur 50. Minute entschieden haben“, haderte 96-Trainer Christian Titz im Nachgang der Partie. So ging dem Tor eine Großchance von Hannovers Husseyn Chakroun voraus. Fortan war das Momentum jedoch auf Herthas Seite, das Selbstvertrauen zurück in Beinen und Kopf. Erst traf Kownacki nach einer Flanke von Reese zum 2:0, ehe der eingewechselte Luca Schuler kurz vor Schluss den 3:0-Endstand, ebenfalls per Kopf, besorgte.
Sichtlich gut zu bekommen schien der Mannschaft die Umstellung von Dreier- auf Viererkette, die Leitl auf der Pressekonferenz am Donnerstag bereits andeutete. Durch die Ausfälle von Linus Gechter und Niklas Kolbe vielleicht zu seinem Glück gezwungen, erklärte Stefan Leitl hinterher am Sky-Mikrofon, die neue Statik (4-2-3-1) sei im engen Austausch mit der Mannschaft eingeübt worden.
Mit einem zusätzlichen Mittelfeldspieler habe man das Zentrum stärken wollen: der 16 Jahre alte Kennet Eichhorn. Jünger war bei seinem ersten Startelf-Einsatz im deutschen Profi-Fußball nur der einstige Dortmunder Youssoufa Moukoko. Und Eichhorn spielte über die fast kompletten 90 Minuten mit großer Ruhe und Abgeklärtheit. „Für mich mit Abstand der beste Spieler auf dem Platz“, so Leitl hinterher über seinen Startelfdebütanten. „Ich hoffe, wir haben noch viel Spaß an ihm“.
Auf links erhörte Herthas Trainer schließlich die Gebete der Fans, stellte Fabian Reese auf Außen auf. Und das, obwohl er unter der Woche noch recht dünnhäutig auf die Frage nach Reeses Positionierung reagiert hatte. Herthas Kapitän spielte auf dem Flügel nicht überragend, doch insgesamt sah es danach aus, als fühle sich die Mannschaft in dieser Formation deutlich wohler. Besonders Michael Cuisance überzeugte eine Reihe weiter vorne, in der offensiven Zehner-Rolle.
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