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Michael Ballack musste in Bremen 90 Minuten lang zusehen.

© dapd

Der nächste unwürdige Abschied?: Leverkusen und das Missverständnis Michael Ballack

Michael Ballack ist ersetzbar geworden. Von der Vereinsführung gibt es keine Rückendeckung, öffentlich wird das Projekt Ballack für gescheitert befunden. Doch der Star selbst sieht sich als "Bauernopfer".

Noch macht sich keiner lustig über ihn, sondern nur über das Theater um ihn. „Das drückt mir so auf das Herz, ich konnte drei Tage lang gar nicht schlafen und bin froh, dass ich die 90 Minuten irgendwie durchgehalten habe“, sagte Bayer Leverkusens Verteidiger Manuel Friedrich zur Unruhe um Michael Ballack, der nichts sagt. Er hatte das 1:1 bei Werder Bremen von der Ersatzbank aus mit angesehen. Nicht zum ersten Mal. Zu Beginn der Saison setzte ihn der neue Trainer Robin Dutt, der sich Respekt im Klub verschaffen musste, ebenfalls dorthin.

Jetzt, wo Dutt zunehmend in der Kritik steht, wird selbst die – durchaus übliche – Auswechslung des 35-Jährigen zum Politikum. Die Bayer-Fans pfiffen laut, als Ballack vor einer Woche von Dutt vom Platz geholt wurde. Ballack klatschte den Trainer nicht wie üblich ab, das Verhältnis Ballacks zu seinem Trainer und seinem Klub erinnert an den verkorksten und unwürdigen Abschied des Capitanos aus der Nationalmannschaft.

Bayers Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser befand das „Projekt Ballack“ für gescheitert, die verbleibenden Monate der Vertragslaufzeit werde man „professionell durchziehen“ bis zum Ende. „Das ist ein billiger Trick, um von den eigenen Problemen mit dem Trainer abzulenken. Michael ist doch nur das Bauernopfer“, sagt sein Berater Michael Becker. Das wirkt vor allem beleidigt. Die Frage ist, ob Ballacks sportliche Leistung ihn noch unverzichtbar macht. Bundestrainer Joachim Löw, in der vergangenen Saison in Leverkusen Jupp Heynckes und jetzt Robin Dutt halten ihn für ersetzbar, und die Bedeutung, die seine Mannschaftskameraden dem Thema beimessen, spricht auch nicht für Ballacks Wichtigkeit.

Lange Jahre war Ballack der einzige deutsche Fußballer von internationalem Format. Inzwischen gibt es eine ganze Reihe, Leverkusen hat diesen Umstand bei der Verpflichtung Ballacks wohl übersehen. Aufgrund seiner sportlichen Laufbahn habe Ballack Privilegien, sagt Dutt. Für die 90 Minuten gelte aber das Leistungsprinzip. Der einstige deutsche Vorzeigefußballer ist ersetzbar geworden. „Sollte sich ein Verein melden, der an Michael Ballack Interesse hat, dann sind wir auch bereit, über das Thema zu reden“, sagt Holzhäuser. Dienstag läuft die europäische Wechselfrist für diesen Winter ab. Wenn, dann würde der 98-malige Nationalspieler aber wohl gleich nach Amerika gehen. Dorthin ist ein Wechsel auch noch im Frühjahr möglich.

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