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Kommentar: Löw gewinnt – Sammer auch

Stefan Hermanns über die Benennung Rainer Adrions zum U-21-Trainer.

Joachim Löw hat im Moment wirklich einen Lauf: Erst Ballack, dann Frings, und jetzt muss sich auch Matthias Sammer bei den Opfern seines Machtwillens einreihen. Nach zähem Ringen bekommt der Bundestrainer seinen Wunschkandidaten für die U-21-Nationalmannschaft. Im Sommer übernimmt Rainer Adrion das Team. Matthias Sammer, der Sportdirektor des Deutschen Fußball-Bundes, ist mit dem Plan gescheitert, seinen Kumpel Heiko Herrlich ins Amt zu heben.

Löw obsiegt gegen Sammer: So stellt sich die Sache dar. In Wirklichkeit hat Löw gewonnen – aber Sammer nicht verloren. Der deutsche Fußball bekommt mit Adrion einen anerkannten Experten für eine strategisch wichtige Position. Exzellente Jugendarbeit machen viele; die entscheidende Kennziffer aber ist, wie viele Nachwuchsspieler letztlich den Sprung zu den Profis schaffen. In dieser Kategorie liegt der VfB Stuttgart mit seinem U-23-Trainer Adrion ganz weit vorne.

Trotzdem: Der Streit um die U 21 hat erneut gezeigt, dass es im Deutschen Fußball-Bund zwei konkurrierende Machtzentren gibt: auf der einen Seite Bundestrainer Löw mit Manager Oliver Bierhoff, auf der anderen Matthias Sammer, der sämtliche Jugendmannschaften verantwortet und sich als konzeptioneller Vordenker des DFB versteht. Die U 21 liegt an der Schnittstelle zwischen Nachwuchs und Nationalmannschaft, das macht sie in der schwierigen Machtkonstellation auf Dauer zum neuralgischen Punkt.

Doch so paradox das klingen mag, Rainer Adrion, der zunächst umstrittene Kandidat, zeigt: Frieden ist möglich. Weil es bei allen Unterschieden eine gemeinsame Schnittmenge gibt: Kompetenz.

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