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Magdalena Neuner zieht sich ins Private zurück und hat künftig viel Zeit für eines ihrer Hobbys.

© dapd

Update

Biathlon: Magdalena Neuner beendet Karriere zum Saisonende

Sie will nicht mehr: Für Biathletin Magdalena Neuner ist die laufende Saison die letzte. Ganz überraschend kommt diese Entscheidung nicht.

Von Katrin Schulze

Sie will ihre Ruhe haben. Vor dem großen Zirkus, den die eigentlich überschaubare Biathlon-Welt in Deutschland zuweilen mit sich bringt. Vor der Aufmerksamkeit, die entsteht, wenn man immer die Beste ist in diesem Sport. Und vor den Fragen danach, wann sie ihre Karriere denn nun beenden wird. Deshalb gab Magdalena Neuner am Dienstag bekannt, was sich schon seit ein paar Wochen angedeutet hat. „Ich habe eine Entscheidung getroffen, die für mich persönlich richtig und auch sehr gut überlegt ist, und ich bin froh, dass ich endlich ehrlich das aussprechen kann, was ich denke“, schrieb sie auf ihrer Homepage. Nur noch diese Saison wird Neuner im Weltcup mit ihren Kolleginnen um die Wette laufen und schießen. Danach macht sie Schluss mit dem, was sie besser beherrscht als fast alle anderen.

25 Jahre jung ist sie dann – nur 25. Kein Alter in einer Sportart, in der andere noch mit 35 vorne mitlaufen. Doch Magdalena Neuner hat schon mit 19 ihre ersten großen Erfolge gefeiert, sie hat durch den doppelten Olympiasieg 2010 in Vancouver alles erreicht, was der Biathlonsport an Medaillen und Prestige parat hält. Und spätestens seither hadert sie auch mit ihrem Schicksal, ein Star zu sein. Sie sehne sich nach Normalität, sagt die Bayerin, „nach ein wenig mehr Ruhe und danach, einfach mal die Dinge machen zu können, die ich in meinem Sportlerleben nie machen konnte“. So einfach klingt das. Aber ist es das auch?

Länger hinauszögern wollte Neuner ihren innerlichen Kampf mit den Schattenseiten des Ruhms jedenfalls nicht mehr, obwohl sie um die Folgen wissen dürfte. Mit ihrer Ankündigung hat sie vor dem Weltcup am Wochenende in Hochfilzen den Hype um ihre Person, von dem sie am liebsten immer davongerannt wäre, den sie aber – zumindest nach außen – trotzdem meist locker ertrug, noch einmal befeuert. Jetzt, da jeder weiß, dass es bald vorbei ist, wird sie in der laufenden Saison noch mehr als ohnehin schon im Fokus stehen. Zumal im März die WM im heimischen Ruhpolding ansteht.

Es soll der letzte große Akt werden in der Erfolgsgeschichte von Magdalena Neuner, der jungen Rekordweltmeistern. Weitere sechs Goldmedaillen hat sie sich vorgenommen, weil sie alle anderen Ziele ja schon erreicht hat. Das mag sich vermessen anhören, und doch scheint es in der Welt von Neuner nichts zu geben, was es nicht gibt. Auch keinen Rücktritt im allerbesten Biathlonalter. Als „schweren Schlag“ bezeichnet Frauen-Bundestrainer Gerald Hönig den Schritt. „Magdalena ist nicht zu ersetzen.“ Hönig und auch der Präsident des Biathlon-Weltverbandes, Anders Besseberg, hätten Neuner mindestens „gern bis zu den Olympischen Spielen in Sotschi gesehen“.

Etwas mehr als zwei Jahre sind es noch bis Sotschi. Und es ist gar nicht so unwahrscheinlich, dass Neuner die Spiele dann mit Mann und Kind vor dem Fernseher verfolgt. Schließlich treibt sie das Thema Familienplanung lange um. Sie wollte früher Mutter werden als beispielsweise ihre ehemalige Kollegin Kati Wilhelm, die gerade mit 35 ihr erstes Kind bekam.

Dass es sich bei Neuners Entscheidung um einen Anflug jugendlichen Leichtsinns handelt, scheint nicht nur deshalb ausgeschlossen. Zu geradlinig und zu konsequent hat sie sich zuletzt gezeigt, außerdem habe sie sich lange Zeit Gedanken gemacht und „die Situation aus mehreren Blickwinkeln betrachtet“. Auch ein Comeback, zu dem viele Sportler irgendwann ansetzen, wenn die Sehnsucht nach Erfolgen zu groß geworden ist, „kann ich mir nicht vorstellen“, sagte sie dem Tagesspiegel vor kurzem. „Wenn ich einmal die Entscheidung getroffen habe, dann bleibt das auch dabei.“

Magdalena Neuner hat sich jetzt entschieden: für ein ganz normales Leben ohne Leistungssport. Ohne Show.

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