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Karl-Heinz Rummenigge bleibt auch mit 65 garantiert stoppelig.

© dpa

Karl-Heinz Rummenigge wird 65!: Mal hart, mal zart, mal dummdreist – aber nie langweilig

Lieber Karl-Heinz Rummenigge: Danke, dass Sie uns nach 46 Jahren im Profifußball immer noch Anlass geben, uns über Sie zu wundern. Ein Geburtstagsgruß.

Lieber Karl-Heinz Rummenigge! Sie feiern heute Ihren 65sten. Zeit, einmal Danke zu sagen. Danke, dass Sie uns nach 46 Jahren im Profifußball immer noch Anlass geben, uns über Sie zu wundern. Sie sind ein Mann mit vielen Gesichtern: Ein schüchternes Rotbäckchen aus Lippstadt, das zu Deutschlands griesgrämigstem Sidekick avancierte und nun, kurz vor der Verrentung, den versöhnlichen Klubpatriarchen mimt.

Mit Kollege Breitner bildeten Sie eine verhasste Angriffsachse („Breitnigge“), was Sie nicht nur der gruseligen Effizenz auf dem Rasen, sondern auch der bajuwarischen Platzhirsch-Arroganz verdankten. Als TV-Kommentator geißelten Sie später Taktiken als „lebensgefährlich“, etablierten die vom Kaiser entlehnte Floskel „Ja, guuut…“, um Ihre Gedanken zu sortieren, und schickten gemeinsam mit Heribert Faßbender einen argentinischen Schiri „zurück in die Pampas“.

An der Seite des barocken Großmauls Uli Hoeneß schließlich gaben Sie den schmallippigen „Killer-Kalle“, der wahlweise Gegner, Journalisten oder auch das eigene Team rasierte. Dem keine Idee zu läppisch erschien, um für die Geldmaschine FCB noch mehr Schotter einzufordern.

Selbst bei der Gartenarbeit mit dem Efeu kennt er keine Gnade

Ihre Gattin Martina sagte mal, dass Sie selbst bei der Gartenarbeit mit dem Efeu keine Gnade kennten. Sie schmuggelten Luxus-Uhren aus Katar nach Deutschland, verursachten ganz Frankreich schlaflose Nächte, als Ihre Einwechslung im WM-Halbfinale in Sevilla 1982 die Wende brachte und ein Reporter die traumatischen Worte raunte: „Mon dieu, Rümmenisch.“ Ein Hit pries ihre „sexy knees“, Journalisten legten Maßbänder um ihre Oberschenkel und erkannten darin die Stämme alter Eichen wieder.

Dabei können Sie auch anders: Kotzt sich Hoeneß über den BVB aus, ruft Aki Watzke bei Ihnen an und fleht: „Sag ihm, er soll damit aufhören.“ Und dann schlichten Sie zwischen den Lagern, so wie Sie es als Chef der Europäischen Klubvereinigung (ECA) taten, wo Sie, wenn sich die Funktionäre aus Madrid, Mailand und Manchester in die Haare bekamen, eine „Coffee break!“ verordneten – und die Bosse ganz nach Ihrer Pfeife tanzten.

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Mal hart, mal zart, mal dummdreist, taktisch, gedankenlos, eiskalt, selten sympathisch, aber trotz der westfälischen Stoffeligkeit auch nie langweilig.

Lieber KHR, einst verabschiedeten Sie den damals 65-jährigen Beckenbauer mit einem Gedicht in die Bayern-Rente, das so wunderschön war, dass nun auch dieser Geburtstagsruß an Sie mit diesen Versen schließen soll:

„Lieber Kalle Rummenigge, wir danken Dir/Wir danken Dir/Wir danken Dir sehr/das fällt uns nicht schwer/wir danken Dir/danken Dir ganz toll/wissen gar nicht, was wir sagen sollen/Wir danken Dir/Du bist ein Schatz/dies sagen wir Dir in diesem Satz/wir danken Dir/das fällt nicht schwer/Danke, danke, danke sehr.“

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