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Sport: Mann und Motorrad

Wenn Franz Zorn über seine Sportart erzählen darf, dann ist der Österreicher kaum zu bremsen. Nach Finnland ist er gefahren, um sich vorzubereiten auf die Saison.

Wenn Franz Zorn über seine Sportart erzählen darf, dann ist der Österreicher kaum zu bremsen. Nach Finnland ist er gefahren, um sich vorzubereiten auf die Saison. Ein Mann und sein Motorrad, allein auf einem See. Zugefroren natürlich, Zorn ist Eisspeedway-Fahrer. "In Finnland waren optimale Bedingungen", sagt er. "Jeden Tag haben wir uns näher rangebastelt an das Maximum." Extreme Schräglagen, den Lenker auf der linken Seite verkürzt und dann erst die Wadenschaltung: "Das ist eine Eigenkonstruktion. Die verkürzt den Startvorgang. Der Start ist beim Eisspeedway 90 Prozent."

Zorn ist der einzige Westeuropäer im Eisspeedway, der zuletzt die Phalanx russischer Fahrer durchbrechen konnte. Der Österreicher aus Saalfelden ist Vizeweltmeister in einer Sportart, in der Idealismus vor Monetarismus steht. Immerhin, seit fünf Jahren hat sich eine Veranstaltung etabliert, in der es um Preisgelder im fünfstelligen Bereich geht: Ab heute können sich wieder bis zu 5000 Fans in der zur Rennbahn umfunktionierten Eisschnelllaufhalle im Sportforum Hohenschönhausen Methanoldüfte um die Nase wehen lassen. Bei der sechsten Auflage des "Master of Spikes" ist alles am Start, was in der überschaubaren Szene Rang und Namen hat. So werden heute ab 18.45 Uhr und am Sonntag (Beginn 13.45 Uhr) auch die zweifachen Sieger von Berlin das Eis durchpflügen: Für die Russen Wjatscheslaw Nikulin und Wladimir Fadejew geht es jeweils um 30 000 Mark, sollte sich einer von ihnen zum dritten Mal den Titel des "Master of Spikes" sichern.

Zählt für die zwei deutschen Fahrer unter siebzehn Startern - Günther Bauer und Jürgen Liebmann - eher das olympische Motto vom Dabeisein, das alles ist, so wird Zorn der Sieg zugetraut. 5000 Mark gibt es allein dafür. "Für meinen Vizeweltmeister habe ich nichts bekommen. Aber ich habe das Glück, dass ich viele Sponsoren habe", sagt Zorn. "Einen schicken Sportwagen, den kann ich mir nicht leisten. Aber wir europäischen Fahrer sind ja schon zufrieden, wenn wir nicht in Sibirien an den Start gehen müssen." Innerhalb einer Woche sollen in Russland an drei Orten drei Weltmeisterschaftsläufe ausgetragen werden. Da seien die Bedingungen aber "irrelevant", sagt Zorn - was wohl so viel wie "mangelhaft" heißen soll. Die europäischen Piloten wollen nun, dass die WM-Läufe andernorts ausgetragen werden und drohen laut Zorn gar mit Boykott: "Wenn du in Jekaterinburg das Lazarett siehst, dann überlegst du dir, ob du überhaupt 50 Prozent gibst."

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