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Marvin Plattenhardt ist seit dem Confed-Cup Nationalspieler.

© Revierfoto/Revierfoto/dpa

DFB-Elf vor der WM 2018: Marvin Plattenhardt: „Ich habe klare Argumente“

Hertha-Spieler Marvin Plattenhardt über seine Chancen mit dem DFB-Team – und die Vorteile von echten Linksverteidigern.

Herr Plattenhardt, bekommen Sie die drei Herthaner zusammen, die jemals für Deutschland eine WM bestritten haben?

Das geht ja gut los. (lacht) Also Arne Friedrich, der hat, so denke ich, sogar zwei Weltmeisterschaften gespielt. Dann, äh, die anderen sind wohl schon ein bisschen her, oder?

Wie man's nimmt…

Halt, Marko Rehmer, das habe ich gerade in der Zeitung gelesen. Und war der dritte? Erich Beer? Ja, der muss es gewesen sein.

Und mit Ihrem nächsten Länderspiel ziehen Sie mit Ihrem Vereinsmanager gleich. Wissen Sie auch das?

Nee, aber jetzt weiß ich's. (lacht). Hat der Michael Preetz auch sieben wie ich dann? Lustig.

Sie haben nicht die Rückennummer 21 bekommen, die Sie seit Jugendtagen tragen, sondern die 2 von Berti Vogts. Ein sicheres Indiz dafür, dass Sie zur WM fahren, oder?

Ob es sicher ist, weiß ich noch nicht, das werden wir nächste Woche erfahren. Und ehrlich, wenn ich dabei bin, spielt die Rückennummer überhaupt gar keine Rolle. Ich freue mich, wenn es klappt und ich der Mannschaft helfen kann.

Wie weit sind Sie schon im Turniertunnel?

Jeder Spieler, der hier ist, ist heiß auf diese WM und möchte in den endgültigen Kader reinrutschen und dabei sein in Russland. Das geht nicht nur mir so. Am Ende wird es eine harte Entscheidung für den Trainer, eine, die wir ihm als Spieler nicht abnehmen können. Wir können nur versuchen, unser Bestes zu geben. Schon deswegen bin ich hier im Turniermodus, alles Nebensächliche blende ich aus.

Woran merken und spüren Sie es auch im mentalen Bereich, dass es sich langsam verengt und auf die WM zuläuft?

Die WM ist ein großes Ereignis, für uns Fußballer das größte überhaupt. Davon träumt jeder Jugendfußballer – davon habe ich auch geträumt. Die Vorbereitung darauf hat ja nicht erst hier im Trainingslager begonnen. Jeder Spieler, der mit einer WM-Teilnahme gerechnet hat, tat schon Wochen zuvor etwas dafür, dieses etwas Mehr auf allen Ebenen. Hier kommt bloß noch der Feinschliff obendrauf.

Sie haben im vorigen Sommer den Confed-Cup mitgewonnen. Von daher war eine WM-Teilnahme in Reichweite geraten. Was haben Sie für sich extra, zusätzlich oder anders gemacht haben?

Wissen Sie, diese Frage stellen Sie mir nicht als Erster. Ich bin grundsätzlich ein Typ, der eine sehr klare Lebensweise hat. Ich bin positiv gestimmt und motiviert, im Fußball wie im Privaten. Für dieses Ziel WM brauchte ich keinen zusätzlichen Ansporn. Ich bin ein ausgesprochen in mir ruhender Typ, manche Außenstehende würden mein Alltagsleben vielleicht als langweilig bezeichnen. In den entscheidenden Jahren mit 17, 18 und 19, wenn die Weichen gestellt werden, habe ich gelernt, dem Sport alles unterzuordnen.

Das mag sein, aber seitdem Sie Nationalspieler sind, fordert Ihr Verein Hertha BSC auch ein wenig mehr von Ihnen ein?

Absolut, und ich versuche, immer mehr eine Führungsrolle anzunehmen und auszufüllen. Das hat mir Pal Dardai schon deutlich zu verstehen gegeben. Als erfahrener Spieler prägt man einen Rundumblick in einer Gruppe aus und bringt sich ein. Ansonsten versuche ich, meine fußballerischen Stärken zu schärfen, das Flanken etwa und die Freistöße.

Hat Ihnen Ihr Trainer Pal Dardai etwas mit auf dem Weg gegeben, einen Ratschlag oder ein ungarisches Sprichwort vielleicht?

Nicht nur der Pal, das ganze Trainerteam in Berlin – so viele Leute haben mir viel Glück und die besten Wünsche mit auf den Weg gegeben. Ich bin auch hier immer mit einigen Spielern in Kontakt. Ihre Teilhabe stärkt mich.

Wen müssen Sie denn noch am meisten überzeugen, den Bundestrainer, die Mitspieler oder Sie sich selbst?

Letztlich muss man alle überzeugen. In erster Linie natürlich den Trainer, das Trainerteam. In deren Hand liegt die Entscheidung. Natürlich gehen wir als Team nach Russland und müssen dort als Team auftreten, nur gemeinsam können wir unser Ziel erreichen. Das verlangt uns allen hier alles ab. Ich weiß, wo meine Stärken liegen, was ich einbringen kann, um das Team zu verbessern. Und das versuche ich hier jeden Tag zu zeigen.

"Mit Jonas Hector und mir sind wir heute besser aufgestellt"

Marvin Plattenhardt ist seit dem Confed-Cup Nationalspieler.

© Revierfoto/Revierfoto/dpa

Werden Sie sich gegen Österreich noch einmal beweisen können?

Also Hinweise darauf gab es noch keine. Ich denke aber schon, dass der Bundestrainer noch einiges ausprobieren wird und einige Spieler noch einmal sehen möchte. Ich lasse das auf mich zukommen.

Für gewöhnlich spielt Jonas Hector auf der linken Außenverteidigerposition. Sie gelten als Backup. Haben Sie sich nicht mal gefragt, warum nicht Sie als Nummer eins auf dieser Position ins Turnier gehen?

Nein. Wir gehen mit 23 Spielern ins Turnier, jeder hat seine Aufgabe und Konkurrenzkampf belebt das Geschäft. Jeder Spieler – die Position ist jetzt mal zweitrangig – möchte spielen. Es gibt aber auch Jungs, die noch nicht so lange dabei sind. Letztere würden sich schon freuen, wenn sie überhaupt mitfahren. Ich habe das erlebt beim Confed-Cup, als ich das erste Mal dabei war und auch erst einmal ein wenig zurückstecken musste. Das war damals kein Problem, aber natürlich bin ich ehrgeizig und möchte spielen.

War der Confed-Cup der Moment, an dem Sie spürten, dass die WM wirklich auf Sie zulaufen könnte?

Der Confed-Cup war natürlich so ein wichtiger Schritt, die erste Einladung vom Bundestrainer. In den Folgemonaten war ich dann eigentlich immer dabei. Das habe ich schon als Zeichen für mich gedeutet, dass ich eine echte Chance bekomme, mich für die WM zu empfehlen.

2014 musste der gelernte Innenverteidiger Benedikt Höwedes als Linksverteidiger aushelfen. Was haben Sie da gedacht?

Ich muss schon sagen, er hat es doch ganz ordentlich gemacht, sonst hätte er nicht alle sieben WM-Spiele einschließlich des Finals dort bestritten. Aber ich weiß, worauf Sie ansprechen. Tja, zu diesem Zeitpunkt gab es auf dieser Position vielleicht wirklich nicht den einen. Ich bin gerade nach Berlin gewechselt, da war es anfangs für mich auch nicht so prickelnd, ich konnte nicht spielen. Die Suche nach einem Linksverteidiger ist ja fast schon legendär. Aber Gott sei Dank sind wir da heute besser aufgestellt, mit Jonas Hector und mir – zwei gute Kicker, ich glaube, das kann man schon sagen.

Für Deutschland spielten schon Rechtsfüßler wie Paul Breitner oder Philipp Lahm diese Position. Welchen Vorteil hat ein Linksfuß?

In der Offensive mag das eher gehen, wie Arjen Robben ja zeigt. In der letzten Reihe hinten ist das schwieriger. Wenn ich jetzt hinten rechts spielte, fehlten ein paar Prozent, die man links besser einsetzen kann. Ich bin Linksfuß, Linkshänder – links ist einfach meine starke Seite. Und wenn man in die Offensive geht, kann man gleich gut flanken, statt noch einmal nach innen abzudrehen. Aus meiner Sicht sind das klare Argumente.

In der Endphase der Saison konnten Sie noch einige Tore vorbereiten.

Sie sagen es, davor war unsere Saison ein bisschen holprig. Zum Schluss hat es wieder gut geklappt. Ich weiß, dass ich gut flanken kann, das sagen mir einige Spieler, auch hier. Ja, das Tor, ein direkt verwandelter Freistoß wie sonst, hat in dieser Saison gefehlt. Aber da geht vielleicht noch was in Russland (lacht). Aber mal im Ernst, wenn ich spiele und dann noch ein Tor vorbereiten oder selbst machen könnte per Freistoß – das wäre überragend!

Haben Ihre Eltern schon die Reise nach Russland geplant?

Ich glaube, sie warten noch die nächste Woche ab. Ich übrigens auch.

Haben Sie ein gutes Gefühl?

Hm, sagen wir es mal so, ein schlechtes habe ich nicht.

Interview: Michael Rosentritt

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