zum Hauptinhalt
Geschafft. Anthony Hamilton gewinnt in Berlin sein erstes Weltranglistenturnier.

© Imago

Anthony Hamilton gewinnt German Masters: Mit Bedacht zum ersten Titel

26 Jahre musste Anthony Hamilton professionell Snooker spielen, um endlich einen großen Titel zu gewinnen. Beim German Masters überrascht er sich schließlich selbst am meisten.

Geduld ist eine Tugend. Erst recht im Snooker. Ein Spieler muss ruhig sitzen bleiben können, wenn sein Gegner am Tisch ist. Und er muss da sein, wenn sich die Chance bietet. Anthony Hamilton war 26 Jahre lang sehr geduldig. So lange hat es gedauert, bis er erstmals ein Weltranglistenturnier gewinnen konnte. Am Sonntagabend im Berliner Tempodrom hatte das Warten für ihn ein Ende. Vor den Augen seiner Eltern gewann der 45-jährige Engländer das German Masters. Im Finale setzte er sich mit 9:6 gegen Allister Carter durch.

"Das ist einfach nur Wahnsinn", sagte Hamilton nach seinem Triumph. "So etwas passiert, wenn du gar nicht mehr daran glaubst." In der vergangenen Saison hätte er fast die Spielberechtigung auf der Tour verloren. Nichts wollte Hamilton noch gelingen, das Ende der Karriere schien nahe. Doch in dieser Saison läuft es wieder besser, in der Weltrangliste konnte sich der einstige Top-Ten-Spieler wieder bis auf Position 66 verbessern. Nach seinem Sieg in Berlin wird er nun sogar wieder auf Platz 37 geführt.

Auf seinem Weg zum Titel beim German Masters besiegte er drei Weltmeister, darunter den amtierenden Champion Mark Selby und zwei WM-Finalisten. "Hätte ich nur ein Match in dieser Woche gewonnen, wäre ich schon zufrieden gewesen. Und jetzt steht dieser Glaspokal neben mir", sagte Hamilton.

Hamilton hätte in der vergangenen Saison fast die Spielberichtung verloren

Dabei hatte es im Finale gegen Carter zunächst gar nicht gut begonnen für ihn. Nach einem langen Halbfinale am Samstag gegen Stuart Bingham, das erst nach 1 Uhr zu Ende ging, hatte Hamilton "nur fünf Stunden geschlafen." Fast folgerichtig fand er am Sonntagnachmittag zunächst überhaupt nicht ins Spiel, lag schnell 0:3 und 2:5 hinten. Mit Glück und Willen holte er sich den achten Frame, fühlte sich danach aber "hundemüde". Davon war dann am Abend nichts mehr zu spüren. "Er hat praktisch keinen Ball mehr verschossen", sagte Carter.

Tatsächlich machte der eher bedächtig spielende Hamilton aus einem 3:5-Rückstand eine 8:5-Führung. Der Rest war reine Nervensache. 2002 lag er im Finale der China Open ebenfalls 8:5 vorn und verlor noch gegen Mark Williams. "Als ich heute wieder 8:5 führte, habe ich nur noch an China gedacht. Als Ali dann den 14. Frame gewann, habe ich mich schon innerlich mit einer Niederlage angefreundet. Schließlich gibt es Schlimmeres."

Doch soweit sollte es nicht kommen. Hamilton lochte erst eine rote Kugel mit einer riskanten Kombination, die die Zuschauer im nicht ausverkauften Tempodrom frenetisch feierten. Wenig später ließ er eine lange Rote folgen und konnte danach die Faust recken. Geduld wird im Snooker letztlich belohnt. Auch wenn das wie im Falle Anthony Hamilton schon mal länger dauern kann.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false